Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
So starb Simon von Montfort, der den Schrecken des Krieges nach Toulouse getragen hat, durch einen einzigen Stein. Möge dieser Stein den Widerstand auch des letzten Kreuzfahrers brechen, der sich in unserem Land befindet.“
„Tolosa! Tolosa! Tolosa!“, skandierten die Leute wieder und alle Ritter klopften begeistert auf ihre Schilde.
Roç hob den Arm. „ Escoutatz! Es soll wie ein Lauffeuer in der Stadt herumgehen, sagt man mir, dass eine tapfere Tolosanerin die Mangonellus bedient hätte, mit der unser größter Feind zu Tode kam. Wer kennt diese Frau? Sie soll hervortreten, so sie sich noch hier befindet.“
Suchend drehten sich die Leute um. Doch niemand meldete sich.
Gala zupfte an Sanchas Hemdärmel. "Habt Ihr sie nicht gesehen, Herrin? Ihr wart doch im Ausguck!“
Sancha zuckte die Achseln, zog jedoch das Tuch ein Stück in die Stirn und senkte den Kopf. Aber sie hatte nicht mit Maury gerechnet.
"Dort hinten! Sie versteckt sich hinter dem Fass", schrie der Richtmeister ganz aufgeregt. "Sie ist bestimmt erschrocken, als sie hörte, dass Montforts Gehirn nur so aus dem Helm hervorquoll, nach dem Schlag. Vielleicht ist sie aber auch nur schüchtern?“
Alles lachte, jubelte, feixte und deutete in ihre Richtung.
Sancha stockte der Atem. Wäre sie nur mit Leonora in den Palast geeilt!
"Meinen die Leute Euch, Herrin?", fragte Gala ungläubig an ihrer Seite.
Und schon drängte sich Roç durch die Menge. Für eine Flucht war es zu spät. Als er vor ihr stand, zog Sancha das Tuch aus der Stirn und grüßte ihn wie es sich für eine Tolosanerin gehörte.
Mit einem ungläubigen „Was in aller Welt ...“, wich Roç einen Schritt vor ihr zurück.
„Doch, doch, sie ist es, Sénher!“, bestätigte Maury, der ihm gefolgt war, und er hieb Sancha kräftig auf die Schulter.
Um ein Haar hätte sie bei aller Trauer aufgelacht, so komisch war diese Situation. Da fuhr ihr ein törichter Gedanke durch den Kopf: Hatte Falk einen Blick in die Zukunft getan? War heute der Zeitpunkt gekommen, an dem sie Toulouse ihre ... Nase zeigte?
„Ein Prachtweib, nicht wahr?“, beeilte sich Maury zu sagen, weil Roc noch immer fassungslos dastand, „sitzt seit Tagen im Ausguck und hat uns etliche gepfefferte Treffer beschert. Heute hat sie sich jedoch selbst übertroffen!“ Der Richtmeister blies die Backen auf und stützte die Arme in die Hüften. „ Hélas , ich weiß, was Ihr denkt, Sénher. Doch es war alles schon zum Abschuss bereit gewesen. Da traf es meine Richtschützen. Pfeile. Die Männer fielen um. Mausetot. Ich selbst konnte mich mit einem Sprung in Sicherheit bringen. Zum Glück. Schließlich kann außer mir keiner die Mangonellus justieren. Aber was tut dieses verrückte Weib? Ich könnte sie küssen! Verlässt im größten Pfeilregen den Ausguck und löst den Bolzen. Wahrlich, eine heroische Tat! Um ein Haar wäre sie selbst umgekommen. Ein Pfeil sirrte bedenklich knapp über ihren Kopf hinweg. Ich hab`s gesehen. Wirklich, ein Prachtweib, Herr, wie ich schon sagte!“ Mit diesen Worten riss er Sancha an seine Brust, drückte und herzte sie und die Tränen liefen ihm dabei über die Wangen.
Roç stand indes weiter wie erschlagen da - wohl in der sturen Hoffnung, dass sich das Ganze als Spuk herausstellte.
Da bat ihn Sancha auf ein Wort hinters Fass. „Ich bitte dich, Roç“ raunte sie ihm zu, nachdem sie ihm vom Tod des Narren berichtet hatte, „lass die Leute im Glauben, dass es eine Frau aus ihren Reihen war, die Montfort vom Sockel stieß. Ich bin nicht stolz auf meine Tat, allenfalls darauf, eine richtige Tolosanerin gewesen zu sein.“
Roç schien noch immer verwirrt. „Einverstanden“, antwortete er dürftig. „Aber die Leute wollen dich sehen." Entschlossen packte er sie bei der Hand und führte sie in die Mitte der Versammelten.
„Hier habt ihr eure tapfere Frau“, rief er mit belegter Stimme, „sie ist in der Tat ... schüchtern, will uns ihren Namen nicht nennen.“
Alles schrie, klopfte, klatschte ...
Sancha warf einen vorsichtigen Blick auf ihren Schwiegervater, der ein Stück abseits, inmitten seiner Barone und Konsuln stand und sie mit gerunzelter Stirn betrachtete. Rasch hob sie die Hand. "Vivat!“, rief sie mit kräftiger Stimme. „Es lebe unsere schöne Stadt Toulouse!“
Der Jubel wollte nicht enden, ja er brauste sogar gefährlich auf, als Roç sie mit einem Mal an sich zog, sie nicht herzte wie zuvor Maury, sondern sie innig und fest auf ihren Mund küsste. Es war kein
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