Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Geschäfte übertragen. Er ist müde und hofft nur noch darauf, dass Rom endlich seine Exkommunikation aufhebt. Was soll ich tun, Sancha, damit er in Frieden mit Gott sterben kann?“
Sancha dachte eine Weile nach. „Ich wünsche deinem Vater diesen Frieden von Herzen, Roç“, sagte sie, „bezweifle aber, dass Rom ihm verzeiht. Gerade jetzt, nach Montforts Tod, wird ihn der Heilige Vater nicht in Gnaden aufnehmen. Aber ...“, sie hob die Brauen, „Honorius wird jetzt sein Augenmerk verstärkt auf dich richten! Wenn du also etwas für deinen Vater tun willst, musst du versuchen, neue Wege einzuschlagen. Die Zeit dafür ist günstig. Sieh dich um. Findet derzeit nicht überall ein Wechsel statt? Montforts Domänen gehen an seinen Sohn. Toulouse an dich. Die Grafen von Foix und Comminges haben ebenfalls Söhne, die um die zwanzig Jahre alt sind. Sie sind allesamt tüchtig und werden ihren Besitz zu wahren wissen. Und in Aragón bereitet sich mein Neffe Jakob darauf vor, irgendwann zu regieren.“
„Das stimmt ...“, sagte Roç nachdenklich. „Auch in Frankreich steht ein Wechsel an. Die Lilie wird weitergereicht. Ludwig löst Philipp ab. “
„Genau. Eine neue Generation betritt die Bühne der Welt. Und es wird keiner unter euch jungen Herrschern sein, der nicht auf irgendeine Art seinen Frieden mit der Kirche machen müsste, wenn er sein Land auf Dauer behalten will.“
Entrüstet schlug sich Roç mit der Faust auf sein Herz. „Ich soll mich von Rom demütigen lassen? Niemals! Die Katharer und die Juden stehen zukünftig auch unter meinem Schutz. Ein Ritter lässt sein Volk nicht im Stich.“
„Nein, nein“, beschwichtigte ihn Sancha. „Es geht mir nicht um die Einheit des Glaubens, vielmehr um die schnelle und sichere Wiederherstellung deiner Grafschaft. Es ist schließlich noch nichts festgeschrieben. Du musst nicht nur den König bitten, dich als seinen Vasallen anzuerkennen, sondern vor allem schnellstens nach Rom fahren.“
Nachdenklich blickte Roç sie an. „Ich verstehe. Ich sollte tunlichst der Erste sein, der Honorius aufsucht, im anderen Fall ...“
„ ... im anderen Fall bleibst du ein Rechtloser in deiner eigenen Stadt, auch wenn das ganze Volk hinter dir steht. Sei also schlau! Du vergibst dir nichts, wenn du dem Heiligen Vater andeutest, dass du nicht dein Vater bist. Dass du die von Montfort gestürzten … „Marmorgötter“ nicht wieder aufzurichten gedenkst. Das hat mit Verrat an deinem Volk oder an der Paratge nichts zu tun, sondern mit der Kunst, Verhandlungen so zu führen, dass sie dir und Toulouse langfristig zum Vorteil gereichen. Und dann sieh dir in aller Ruhe die Auflagen an, die dir Rom und der König von Frankreich machen werden, und entscheide bei deiner Rückkehr - gemeinsam mit deinem Vater, deinen Baronen, den Konsuln, Balthus und dem Raben und wem auch immer - ob du sie erfüllen kannst oder nicht.“
Roç dachte lange nach. Dann nickte er. „Das ist gut“, sagte er schlicht.
"Wage bloß nicht, mich Audiartz zu nennen!“, spottete Sancha, leicht gerührt.
Roç lachte auf. „Er fehlt dir noch immer, nicht wahr?“
„Ja, das tut er“, sagte sie leise. „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“
Roç nickte wissend. „Ich verstehe auch manches erst jetzt, Sancha. Übrigens auch deinen Wunsch, unerkannt zu bleiben.“
„Wie meinst du das?“
„Nun, wenn es darum geht, neue Wege zu beschreiten, darf die Frau, die Montforts Schädel zerschmettert hat, nicht Sancha von Toulouse gewesen sein. Nicht meine Gemahlin. Nicht meine geheime Beraterin. Ja, erst heute verstehe ich. Du … du bist wirklich klug.“
Sancha spitzte den Mund. Daran hatte sie gar nicht gedacht, doch sie musste Roç zustimmen.
Freundschaftlich legte er den Arm um ihre Hüften. „Übrigens, die Angelegenheit mit meinem Erben ...“
„Du meinst ...?“
Roç grinste spitzbübisch. „Es ist wohl an der Zeit auch einige andere Dinge ernsthaft anzugehen. Am besten noch vor der Reise nach Rom.“
Sancha atmete tief durch und glättete mit den Händen die cremefarbene Seide ihres Surcots. „Nun, es ist jedenfalls noch nicht zu spät“, sagte sie lächelnd - Falk im Ohr, der ihr immer wieder Geduld gepredigt hatte.
„Ja, es wird nicht nur gedeihlich für Toulouse sein, Sancha“, meinte ihr Gemahl, „fortan ohne Falsch miteinander zu reden.“
Sie sah ihm überrascht ins Gesicht, das aufgebrannt und noch vom Krieg gezeichnet war. „Möge Gott dir die Gnade
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