Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
erschießen. Bringen
Sie ihn in Sicherheit.« Er rannte los.
Es waren Sekunden der Stille. Sekunden, in denen nur
die Stimmen der Touristen im Forum zu hören waren, Sekunden wie Minuten, bevor
der Schuss fiel.
Wie ein einziger Tropfen ein volles Glas Wasser überlaufen
lässt, ließ der Pistolenschuss die Menschen oben auf dem Platz vor der Kirche
schreiend auseinanderströmen.
Kardinal Gutenberg sah Bariello die Treppe am
Forumsausgang erreichen, die zu dem Platz hinaufführte, während sich die Hand
des jungen Carabinieri auf seine Schulter legte. »Kommen Sie mit mir, Eminenz.
Ich bringe Sie in Sicherheit.«
Gutenberg riss sich von ihm los. »Lassen Sie mich,
Mann.« Sein Kreislauf zahlte der Hitze und Aufregung Tribut. Er wankte. Die
Woge aus Menschen auf dem Platz vor der Kirche war zum Stillstand gekommen.
Gott, steh ihr bei!, flehte Gutenberg. Denn das Gesicht einer zarten dunkelblonden Frau
oben auf dem Platz schimmerte fahl vor dem schwarzen T-Shirt des muskulösen
großen Mannes, der sie an sich presste, ein Mann wie ein Schatten, weiß wie der
Tod.
»Er hat recht. Sie sollten sich in Sicherheit
bringen.« Das war nicht die Stimme des jungen Carabinieri neben Gutenberg.
Kardinal Gutenberg zuckte zusammen, als er plötzlich
einen Major der Schweizergarde vor sich stehen sah. Er hatte den Mann im
dunklen Anzug nicht kommen sehen.
Die Hand des Carabinieri zuckte zu seiner
Halbautomatik.
»Lassen Sie die Pistole stecken. Ich bin von der
vatikanischen Schweizergarde. Oberst Scarlatti hat mich beauftragt, Kardinal
Gutenberg in Sicherheit zu bringen.«
Der Unterkiefer des Carabinieri neben Gutenberg malte
hin und her. »Commissario Bariello hat nichts davon erwähnt, dass die
Schweizergarde über die Vorgänge hier informiert ist. Vorhin wusste der
Commissario ja selbst nicht einmal, ob an dem Hinweis, den er erhalten hat,
etwas dran ist.«
»Die Schweizergarde hat den gleichen Hinweis erhalten
wie der Commissario. Meine Aufgabe ist es, Kardinal Gutenberg wohlbehalten
zurück zum Vatikan zu bringen.«
»Ich kenne den Major«, sagte Kardinal Gutenberg, »und
ich würde für ihn meine Hand ins Feuer legen.«
»Gut.« Der Carabinieri nahm die Hand von
seiner Waffe. »Aber ich begleite Sie.«
*
Das
Gesicht zu einer zynischen Fratze verzerrt, presste Albuin Sciutto oben auf dem
Platz vor der Kirche Santi Luca e Martina der dunkelblonden Frau, die er an
sich drückte, eine Pistole gegen den Schädel. Ihre Augen waren aufgerissen, ihr
Körper bebte.
Die Pistolen der beiden Carabinieri vor Albuin Sciutto
blitzten im Sonnenlicht, als Commissario Bariello die Treppe erklommen hatte
und den Platz betrat.
»Mamaaaa!« Der kleine Junge, der zu der Frau und ihrem
Peiniger lief, kam kaum ein paar Meter weit, bevor sein wohl größerer Bruder
ihn einfing. Wie am Spieß fing der Kleine an zu schreien.
»Geben Sie auf, Sciutto!« Bariellos Worte gingen in
den Schreien des Jungen unter.
»Keiner rührt sich!«, brüllte Albuin Sciutto. »Mein
Finger ist direkt am Abzug. Wenn ihr schießt, ist die Frau tot. Sein Kopf
ruckte in Richtung des dunkelblauen Dienstwagens der Carabinieri. Er schaute
einen der beiden Carabinieri an. »Weg mit der Waffe, Bulle! Du fährst!«
Rückwärtsgehend, die zitternde Frau an sich gedrückt, arbeitete er sich bis zu
dem Wagen vor. »Ich sagte, Waffe wegwerfen, Bulle, und hinters Steuer! Aber
vorher die Hintertür auf!«
»Seien Sie vernünftig, Sciutto«, wagte Bariello einen
Vorstoß, während der Carabinieri Sciuttos Anweisungen folgte und sich hinter
das Steuer des Wagens setzte.
»Schnauze, Mann!«
»Mama!« Der kleine Junge riss sich von seinem Bruder
los und rannte zu Sciutto und seiner Mutter.
Der Knall der Pistole, als Sciutto auf den Jungen
schoss, die Aufschreie der Menschen, das spritzende Blut, der Schrei der
verzweifelten Mutter, chancenlos gegen Sciuttos Griff.
»Neeeiiin!«, schrie sie, als sie von Sciutto auf den
Rücksitz des Wagens gestoßen wurde, während ihr blutendes Kind in sich
zusammensackte, ein Sekundenbruchteil, bevor Sciutto neben sie in den Wagen
stieg.
Der Motor heulte auf, als der Wagen losfuhr und über
die Via dei Fori Imperiali davonraste.
»Hör auf zu jammern, Weib!« Sciutto drückte den Kopf
seiner Geisel mit der Waffenmündung gegen die Scheibe des Wagens.
»Sie … Sie haben meinen Jungen getötet!«
»Ich war ein bisschen nervös. Warum musste der Bengel auch
so rumschreien? Und jetzt hör auf, mich mit deinen Rehaugen so
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