Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
hat jemand
angerufen, der behauptet, der nächste Mord würde im Forum Romanum stattfinden,
heute und in Kürze.« Rebeccas Stimme hatte einen leicht hysterischen Unterton.
»Blödsinn. Warum sollte jemand ausgerechnet Sie
anrufen?«
»Keine, Ahnung. Dann könnten Sie genauso fragen, warum
jemand ausgerechnet meinem Chef Kopien der beiden Briefe zugestellt und die
Namen der Ermordeten genannt hat.«
»Vielleicht, weil Ihr Chef einer der Täter ist.«
»Schwachsinn. Es war eine Frau, Commissario, die mich
angerufen hat. Sie klang nicht mehr ganz jung.«
»Wenn Sie mich verarschen …«
»Das tue ich nicht. In Kürze im Forum Romanum. Mehr
hat sie nicht gesagt.«
Aus dem Augenwinkel sah Bariello den Kommandanten der
Schweizergarde Oberst Scarlatti in den Saal kommen. Scarlattis Miene war
undurchdringlich.
Kardinalstaatssekretär Rodriguez zuckte merklich
zusammen, als ihm von Scarlatti etwas zugeflüstert wurde. Marisa ging zu ihnen,
sprach mit Scarlatti.
»Wir sprechen uns noch.« Bariello beendete den Anruf
mit Rebecca Favelli.
Marisa kam auf ihn zu. Ihre Miene war ebenso
undurchdringlich wie die von Scarlatti, nur ihre Pupillen waren geweitet. »Ein
weiterer Toter, Carlo. Kardinal Costa wurde in seiner Wohnung aufgefunden.«
Einen Augenblick hielt Bariello inne. »Kümmer du dich
darum, Marisa. Ich muss weg.«
»Wie bitte?«
»Ich erklär es dir später.« Ohne ein
weiteres Wort verließ er den Raum.
*
Er
war unter ihnen an dem Konferenztisch, während Bariello den Saal verließ.
Sie ahnen es nicht, dachte er. Der Gedanke, dass ich es sein könnte, der den Sturm
entfacht, der für den Tod der Kardinäle mitverantwortlich ist, liegt ihnen ebenso
fern wie der Gedanke, an Gott zu zweifeln.
Freundlich erwiderte er jeden Blick. Der Schock über
die Ereignisse stand den alten Männern in den Gesichtern geschrieben. Es war
Zorn gepaart mit Entsetzen, und in manchen der Augen, deren Lider aufgrund des
Alters meist tief herabhingen, umgeben von Falten, entdeckte er Furcht, auch
wenn jeder von ihnen gerade diese zu verbergen suchte.
Er spürte Genugtuung in sich aufsteigen.
Eure Macht ist angekratzt. Ohne eure Macht über die
Gläubigen seid ihr nichts, nur ein paar alte Männer, die lange Gewänder tragen
und vorgeben, das Sprachrohr Gottes zu sein.
12
Der
nächste Mord findet im Forum Romanum statt, Commissario.
Rebecca Favellis Stimme wühlte in Commissario Bariellos
Schädel, während er sich mit seinem blauen Dienstwagen Fiat Bravo durch den
dichten Stadtverkehr vom Vatikan zum Forum Romanum kämpfte.
»Das glaubst du doch selbst nicht, Mann!«
Dieses zuckersüße Pressegirl war in die Sache
verstrickt, oder zumindest ihr Chef. Davon war er überzeugt. Er schüttelte den
Kopf, während er auf die Hupe drückte, als ihm jemand an der Kreuzung vor dem
Kolosseum die Vorfahrt nahm. Sanctus Satanas. Der alberne Titel, den die
Presse dem Mörder von Dominguez und Martinez verpasst hatte, ließ ihn nicht
los.
Der kurze Ton des Polizeifunks übertönte den Lärm der
Stadt draußen. »Wo bist du, Carlo?« Marisas rauchige warme Stimme versank im
Rauschen des Funkgerätes.
»Auf dem Weg zum Forum, Marisa. Ich erklär es dir
später.«
»Vergiftet, Carlo. Kardinal Costa wurde in seiner
Wohnung vergiftet. Seine Haushälterin hat ihn gefunden. An einigen Stellen
wurde ihm mit einem scharfen Gegenstand die Haut vom Körper geschält,
vermutlich postmortal.«
Bariello verschlug es den Atem. »Lass mich raten? Auch
eine Foltermethode der kirchlichen Inquisition.«
»Auf Costas Brust lag ein Rosenkreuz, Carlo.
Allerdings ein billiges Ding aus Holz, auf dessen Schnittpunkt eine Rose
aufgemalt wurde, dilettantisch geschnitzt, als hätte es jemand sehr eilig gehabt,
das Ding herzustellen.«
»Also ein Versuch, es dem Orden unterzuschieben.«
»Unklar. Aber trotzdem haben wir etwas. In der
Engelsburg hat die Spurensicherung ein Handy gefunden. Vermutlich hat einer der
Täter es dort verloren.«
»Woher wisst ihr, dass es einem der Täter gehört?«
»Als die Burg nach dem Mord auf der Engelsbrücke für
Touristen geschlossen wurde, lag es noch nicht da, laut Spurensicherung.«
Bariello spürte ein Kribbeln in den Fingern.
»Kollege Visconti checkt die Daten gerade bei dem
Telefonprovider und bei Interpol, Carlo.«
»Ich melde mich später, Marisa.«
»Was …?«
»Später.«
Die Carabinieri, die Bariello über Funk zum Forum
Romanum gebeten hatte, warteten bereits auf der Piazza del Colosseo vor
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