Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
etwas Unerträgliches. Ein
Blick hinter die Tür links in der Kapelle, aus der David gekommen war, war
ernüchternd, eine Abstellkammer.
Rechts neben der ersten Tür war eine weitere. Die
Scharniere quietschten, als sie sie öffnete.
Wow!
Bücher über Bücher, religiöse Bücher, historische
Bücher, verdreckt, verstaubt, aneinandergereiht in deckenhohen Regalen entlang
der Wände. Der Geruch von Alt lag in der Luft, von altem, moderigem, vergilbtem
Papier.
Das Klosterarchiv, die Vergangenheit des Dorfes
Heiligenbrück und der Klosterabtei Falzberg niedergeschrieben auf Tausenden von
Buchseiten, an denen die Feuchtigkeit nagte; eine Welt wie ein Zeitsprung in
längst vergangene Jahrhunderte.
Zwei schwache Glühbirnen beleuchteten den fensterlosen
Raum, dessen Kälte Lena in die Glieder kroch und in dessen Mitte eine brennende
Kerze Wachs auf ein mittelalterliches Lesepult tropfen ließ.
Sie ging umher.
Was tat sie hier?
Sie hatte hier nichts zu suchen.
Langsam ging sie an den Reihen aus Büchern entlang,
las die Titel, von denen einige in Latein geschrieben waren.
Ihr Herz begann zu klopfen.
Das Rosenkreuz.
Sie blieb stehen.
Da war es wieder.
Sie wollte nach dem Buch greifen, auf dessen Rücken es
abgebildet war. Doch ihre Hand zuckte zurück.
»Ein interessantes Buch, nicht wahr?«
Der tiefe männliche Bass ließ sie herumfahren.
Das Flackern der Kerze auf dem Pult verursachte ein
Wechselspiel von Licht und Schatten auf dem Gesicht des alternden Ordensbruders
in der dunklen Kutte, der vor ihr stand. Das Licht spielte mit dessen
grauschwarzem Bart und dem silbernen großen Kreuz, das an einer Kette an seinem
Hals hing.
»Es tut mir leid, Pater. Ich dürfte nicht hier sein.
Ich bin hier unbefugt eingedrungen. Entschuldigen Sie.«
»Rosae Crucis. Die Geschichte des Ordens der
Rosenkreuzer. Bist du interessiert daran, meine Tochter?« Das bärtige Gesicht
zeigte ein mildes Lächeln.
»Nein. Das heißt, ja. Ich weiß nicht.« Zum Teufel, sie
stotterte wie ein Schulmädchen! Diese Stimme, dieses Gesicht ließen eine Seite
in ihrem Gedächtnis erklingen. »Kennen wir uns? Im ersten Augenblick dachte ich
…«
»Wie soll ich das wissen? Ich weiß ja nicht einmal
deinen Namen, meine Tochter.« Wieder dieses Lächeln.
»Lena Meissner. Die Nichte von Magda Wagner.«
Das Lächeln des Ordensbruders verschwand, um im
nächsten Augenblick erneut zu erscheinen. »Natürlich.« Da war ein Aufblitzen in
den dunklen Augen. »Magda. Sie beliefert unser Kloster mit Waren. Hast du sie
nicht früher oft begleitet?«
»Ja, das stimmt.«
»Bist du an alten Büchern interessiert, mein Kind?«
»Sie sind über mein Eindringen nicht verärgert?«
»Ein bisschen schon. Wie bist du …?«
»David. Er wollte mir nur die Kapelle zeigen.«
»Dieses Buch hier interessiert dich, ja?« Er nahm die
»Geschichte des Ordens der Rosenkreuzer« aus dem Regal und legte sie auf das
Lesepult. »Wenn du magst, lies darin.«
»Gibt es hier auch etwas über die jüngere Geschichte
des Dorfes Heiligenbrück?« Warum, zum Teufel, fragte sie das?
»Die jüngere Geschichte?«
»Die letzten zwanzig Jahre.«
»Bruder Matthias schreibt alle relevanten Ereignisse
auf. Mal sehen, ob ich etwas finde.«
Lena wandte sich dem Buch auf dem Lesepult zu – Rosae
Crucis. Die Geschichte des Ordens der Rosenkreuzer, eine Abhandlung von Clinton
Ashton.
Es war ein sehr altes Buch. Vorsichtig hob sie den
Buchdeckel an.
Gleich auf der ersten Seite war ein Rosenkreuz abgebildet.
Sie runzelte die Stirn. » In hoc signo
vinces. In diesem Zeichen wirst du siegen.«
Sie hörte die Schritte des Ordensbruders hinter sich,
hörte ihn atmen, wollte sich zu ihm umdrehen.
Sterne explodierten vor ihren Augen, als etwas mit
voller Wucht auf ihren Hinterkopf knallte, bevor sie besinnungslos zu Boden
sank.
14
Die
Haushaltsleiter unter seinem Arm klapperte, als David über die schmale
steinerne Wendeltreppe von der ersten Etage des Klosters in das Parterre
hinabging.
Das Licht in der Abstellkammer am Fuß der Treppe
einzuschalten, war überflüssig. Schließlich wollte er nur die Leiter
wegstellen.
Das unerwartete Geräusch in der Kammer paarte sich mit
dem Knarren der Tür, als er sie wieder schloss.
Zum Teufel, was …?
Die Tür knallte nach außen gegen die Wand, als er sie
aufriss und das Licht in der Kammer einschaltete.
»Leon! Was machst du hier?«
Der erschrockene Blick des Zehnjährigen, der zwischen
Eimern, Putztüchern, Besen und Gartenrechen
Weitere Kostenlose Bücher