Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
dem
Ausgang des Forum Romanums, drei Dienstwagen mit jeweils zwei Männern.
Die mächtigen Mauern des Kolosseums links von Bariello
waren wie üblich mit Touristen übervölkert, als er aus dem Wagen stieg.
»Commissario Bariello?« Der offensichtlich Älteste der
Carabinieri trug das Abzeichen eines Appuntato, eines Oberstabsgefreiten, auf
seinen Schultern. Die anderen waren Carabinieri Scelto, Stabsgefreite.
Die Miene des Appuntato hatte etwas Ironisches. »Hat
die Polizia di Stato keine eigenen Leute mehr?«
Bariello straffte die Schultern. Der Mann war einen
halben Kopf größer als er. »Es musste schnell gehen.«
Der Appuntato verengte die Augen zu Schlitzen. »Also
ist diese Aktion nicht einmal genehmigt.« Er wollte sich abwenden. »Ohne uns,
Commissario.«
»Sie wissen von den Kardinalsmorden? Sie
haben die Chance, im Forum Romanum einen weiteren zu verhindern. Wenn Sie mir
Ihre Hilfe verweigern und der Mann stirbt, mache ich Sie verantwortlich.«
*
Schon
lange hatte Kardinal Georg Alexander Gutenberg überlegt, das Forum Romanum, in
dem er seit einer Stunde umherlief, wieder zu verlassen.
Sein Bruder würde nicht kommen. Doch noch wollte er
das nicht wahrhaben. Seit Jahren waren sie zerstritten, und dann heute Morgen
plötzlich dieser Brief vor seiner Wohnungstür, dass sein Bruder sich mit ihm im
Forum Romanum treffen wollte.
Verpasst haben konnten sie sich nicht. Eine
Zielscheibe in roter Signalfarbe hätte zwischen den meist leicht bekleideten
Touristen nicht auffälliger sein können als er, in dem dunklen Anzug mit dem
weißen Priesterkragen in der Hitze der Sonne aus allen Poren schwitzend. Sein
Bruder hätte ihn sehen müssen. Außerdem waren sie genau hier verabredet, mitten
auf dem zentralen Forumsplatz.
Schweiß tropfte von seinem Kinn. Da war kaum der
Schatten eines Gebäudes. Zwar war er umgeben von Tempeln, Basiliken, Säulen und
Triumphbögen, allesamt Jahrhunderte, Jahrtausende alt. Aber es waren nahezu nur
noch Ruinen, und manchmal nicht einmal mehr das.
»Eminenz? Commissario Bariello, Polizia di Stato. Bitte kommen Sie mit mir.« Der kleine Mann, mit der
Halbglatze, der plötzlich neben ihm stand, hielt ihm einen Ausweis unter die
Nase. »Sie sind hier in Gefahr, Eminenz.«
»Woher wissen Sie, wer ich bin?«
»Nur eine Schlussfolgerung. Ihr Priesterkragen.«
»Kardinal Georg Alexander Gutenberg. Was …?«
»Bitte kommen Sie mit, Eminenz.«
»Was soll das? Ich …«
»Zu Ihrer eigenen Sicherheit.«
»Sie müssen es doch in der Zeitung gelesen haben.« Der
junge Carabinieri, der neben dem Commissario aufgetaucht war, fasste Gutenberg
an den Arm. »Zwei tote Kardinäle. Der Artikel in der La Piccola Gazzetta di
Roma war ausführlich.«
Gutenberg befreite sich aus dem Griff. »Das
Schmierblatt dieses Kirchenhassers lese ich nicht.«
Bariello blickte auf sein Smartphone, als es
vibrierte. Seine Finger fingen an zu kribbelten, als er die MMS aufgerufen
hatte, die der Kollege Visconti ihm zugestellt hatte: das Foto eines
grobschlächtigen Mannes mit bleicher Haut.
Das ist ein Foto des Mannes, dessen Handy wir in der
Engelsburg gefunden haben, stand
unter dem Bild. Albuin Sciutto, laut Interpol ein international gesuchter
Auftragsmörder.
Der junge Carabinieri neben Bariello atmete hörbar
aus. »Dieser Mann ist hier, Commissario. Während wir im Forum auf der Suche
nach dem Kardinal waren, ist er mir bereits aufgefallen, wegen seiner krankhaften
Blässe und bulligen Statur.« Sein Blick wanderte zu der hohen Mauer, die hinter
dem Septimus Severus Bogen das im Vergleich zu den Gebäuden auf dem
Kapitolshügel tiefer gelegene Forum Romanum umgab. »Und er ist noch immer da,
zwischen den Touristen am Forumsausgang, dort oben auf dem Platz vor der Kirche
Santi Luca e Martina. Sehen Sie ihn? Der Kerl starrt in das Forum Romanum. Zwei
von unseren Männern sind in seiner Nähe.« Er griff zu seinem Funkgerät.
»Antonio, hörst du mich? Aber verhalte dich unauffällig. Der große bleiche Mann
in dem schwarzen T-Shirt an der Mauer zum Forum …«
»Sind Sie verrückt?« Bariello riss dem jungen
Carabinieri das Funkgerät aus der Hand. »Zu spät, Mann. Jetzt ist er auf ihre
Kollegen aufmerksam geworden.«
Sie sahen es.
Sie sahen die Carabinieri oben auf dem Platz vor der
Kirche zu dem Auftragsmörder Albuin Sciutto gehen.
Sie sahen, wie der sich versteifte.
»Der zieht eine Waffe.« Bariello gab dem Carabinieri
das Funkgerät zurück. »Er ist zu weit weg, um Gutenberg zu
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