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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Stille war bedrückend. Kathryn schnappte sich die schwarze Tasche vom Beifahrersitz, öffnete die Tür, stieg aus und ging mit der Waffe in der Hand um den Wagen herum. Schließlich riss sie die Hecktür des Vans auf.
    Die Ladung war ein wenig verrutscht, aber der Haufen mit dem Dünger, dem Zucker und dem brennbaren Material war weitgehend noch intakt.
    Eine riesige Rauchbombe , hatte Gabriel gesagt, mit genügend Sprengkraft, um jede Tür im unteren Teil des Bergs aufzusprengen.
    Vorsichtig stellte Kathryn die schwarze Tasche auf den Metallboden neben einen großen Karton, der am hinteren Radkasten eingeklemmt war. In dem Karton befanden sich eine Sturmlaterne und zwei dünne Stoffschlafsäcke, die sie in wärmeren Ländern benutzten. Kathryn holte die Lampe heraus, stellte sie auf die Ladefläche und band die Schlafsäcke zu einem langen Seil zusammen. Dann stopfte sie ein Ende des Seils in den Karton und führte das andere unter der Tür hindurch zur Tanköffnung.
    Kathryn bemerkte die Kamera, als sie um den Van herumging. Sie war hoch oben an der Wand angebracht, und ein rotes Licht leuchtete neben der Linse. Kathryn öffnete den Tankverschluss und stopfte das andere Ende des Stoffseils vorsichtig in den Tank hinein. Anschließend duckte sie sich wieder auf die Rückseite des Vans, schnappte sich die Sturmlaterne und öffnete deren Petroleumkammer. Sie verteilte das Petroleum auf dem Seil.
    Das ist unsere Zündschnur , hatte Gabriel erklärt.
    Kathryn schüttete den letzten Rest Petroleum in den Karton im Laderaum, griff dann in die Tasche, holte zwei Handgranaten heraus, die mit Gummibändern umwickelt waren, und legte sie vorsichtig in den mit Petroleum getränkten Karton.
    Das sind unsere Zünder , hatte Gabriel gesagt.
    Pass damit bis zur letzten Minute auf.
    Kathryn nahm die erste Granate, packte den Pin und hielt dann inne. Sie war zu schnell. Sie legte die Granate wieder hin und griff nach dem, was Gabriel als Letztes in den Wagen geladen hatte, bevor er sie auf den Weg geschickt hatte.
    Kathryn hob das Leichtmotorrad aus dem Van und stellte es auf den Boden. Der Helm hing am Lenker, doch der kümmerte sie nicht; sie interessierte mehr die Kamera und die Zeit, die ihr davonlief.
    Kathryn beugte sich in den Laderaum und griff wieder nach der Granate. Sie zog den Pin und legte sie vorsichtig in den Karton.
    Wenn der Sicherungshebel abspringt, nachdem du den Pin gezogen hast, bleiben dir noch sechs Sekunden , hatte Gabriel ihr gesagt.
    Kathryn atmete tief durch und zwang sich, den Hebel loszulassen.
    Das Ding rührte sich nicht. Die Gummibänder hielten ihn fest.
    Kathryn stieß die Luft aus, nahm die zweite Granate und zog den Pin, bevor ihre Nerven sie im Stich ließen. Sie legte sie neben die erste in den Karton und schob ihn tiefer in den Van zu den Benzinkanistern und den Düngersäcken. Schließlich holte sie eine große Streichholzschachtel aus der Tasche – das war der letzte Teil der Bombe.
    Kathryn stieg auf das Motorrad, griff in die Tasche und steckte sich die Schlüsselkarte zwischen die Zähne. Dann machte sie ein Streichholz an und warf es auf das Seil. Das Petroleum fing sofort Feuer, und hellgelbe Flammen schossen das Stoffseil entlang, eine in Richtung Tank, die andere zu den Granaten.
    Sobald du die Zündschnur angezündet hast, bleibt dir in etwa eine Minute , hatte Gabriel gesagt.
    Vielleicht weniger.
    Kathryn drehte das Motorrad in Richtung Tunnel, drehte am Gas und trat das Startpedal herunter.
    Doch nichts geschah.
    Die Flammen züngelten den Stoff entlang, während Kathryn mehrmals am Gas drehte, um Benzin in den Motor zu pumpen. Sie versuchte ein zweites Mal zu starten.
    Noch immer nichts.
    Kathryn ließ den Gashebel los aus Angst, der Motor könne absaufen. Hinter sich hörte sie die Flammen knistern. Mit den Beinen lenkte sie das Motorrad in Richtung Tunnel und an die Kuppe. Sie schaltete das Licht ein. Sie wusste, dass sie nur eine Chance hatte.
    Kathryn zog die Kupplung und trat zweimal aufs Pedal, um den zweiten Gang einzulegen, während sie immer näher an den Abhang rollte. Das Motorrad ruckte, und sie ließ die Kupplung los. Der Motor hustete, und der Schwung ließ ihn drehen. Dann erwachte er brüllend zum Leben. Kathryn drehte am Gas, und das kleine Motorrad raste durch den Tunnel und zum Glück weit, weit weg von dem brennenden Van.

K APITEL 136
    Die Dunkelheit in Gabriels Sichtfeld wurde immer größer wie ein Tintenfleck, der sich langsam über die Stadt

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