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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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nicht, dass seine Zeit auf Erden nach dem Auf- und Untergang der Sonne gemessen wurde,
    Sondern nach dem Wachsen und Fallen der Berge.
    Er wollte, dass seine Zeit unermesslich war.
    Er wollte unsterblich sein.
    Und er sah den Einen, der auf der Erde wandelte
    Und nie älter wurde, nie verwelkte.
    Und der Mensch wurde eifersüchtig.

K APITEL 131
    Gabriel stieg ins Cockpit der Frachtmaschine und schaute durchs Fenster. In der Ferne leuchtete das Bremslicht des Vans auf, als er am Torhaus vorbei und auf die Straße fuhr. Gabriel schätzte, dass seine Mutter ungefähr dreißig Minuten bis zur Zitadelle brauchen würde. Er wiederum würde keine zehn benötigen, sobald er erst einmal in der Luft war.
    Gabriel saß auf dem Pilotensitz und prüfte die Instrumente. Er war schon mehrmals als Kopilot geflogen, aber noch nie allein. Außerdem war die C-123 nicht für nur einen Mann designt. Voll beladen wog sie 30 Tonnen, und es brauchte zwei starke Männer, um an den Steuerknüppeln zu ziehen und das Ding in die Luft zu bringen. Aber das Schwierigste war die Landung, besonders voll beladen und bei Seitenwind; aber zumindest das dürfte kein Problem darstellen.
    Gabriel machte den Preflight-Check und rief sich alles ins Gedächtnis zurück, was er während seiner Militärausbildung gelernt hatte. Dann fuhr er die Klappen aus, schaltete die Bremse ein, gab die Einspritzanlage frei und drückte den Startknopf. Der Steuerknüppel zitterte in seiner Hand, als der Steuerbordmotor mit einem lauten Brüllen zum Leben erwachte. Der Backbordmotor folgte kurz darauf und stieß eine schwarze Rauchwolke aus. Gabriel spürte die Kraft der Propeller, die endlich loswollten. Er setzte sich ein Headset auf, schaltete die Funkanlage ein und meldete sich beim Tower. Er nannte Rufzeichen und angestrebten Kurs und bat um Startfreigabe.
    Dann wartete er.
    Der Flughafen hatte nur zwei Startbahnen. Glücklicherweise starteten und landeten Frachtmaschinen zumeist auf Startbahn Zwei, die dem Hangar näher lag. Stimmte jedoch die Windrichtung nicht, würde Gabriel zur anderen Startbahn rollen müssen. Die Zeit verrann.
    Gabriel sah eine Bewegung: Blaulicht und Scheinwerfer. Das war eines der Kontrollfahrzeuge, die am Zaun patrouillierten. Und es rollte auf das Torhaus zu. Gabriel sah, wie der Wagen abbremste.
    Zeit zu gehen.
    Gabriel schob die Schubhebel nach vorne, löste die Bremse und spürte, wie die Propeller das Flugzeug über den Asphalt zogen. Links von ihm wartete ein großes Passagierflugzeug an der Hauptstartbahn. Es wollte offenbar in die gleiche Richtung wie er. Das hieß, dass er Gegenwind hatte; also würde er wenigstens nicht gegen den Verkehr starten müssen, wenn er ohne Starterlaubnis losflog.
    Die C-123 rumpelte über den Boden, nahm Geschwindigkeit auf und hielt auf Startbahn Zwei zu. Das Kontrollfahrzeug hatte inzwischen angehalten, und ein Uniformierter stieg aus.
    Eine kratzige Stimme riss Gabriel aus seinen Gedanken. »Romeo – 9 – 8–1 – 0 – Quebec«, sagte sie. »Sie haben Starterlaubnis für Startbahn Zwei. Begeben Sie sich in Position, und warten Sie. Over.«
    Gabriel entspannte sich ein wenig. Er bestätigte die Anweisung, zog den Schubhebel zurück und entfernte sich von dem Drama, das sich hinter ihm anbahnte.
    Links gab der Passagierjet Gas und raste über die Hauptstartbahn. Gabriel war als Nächster dran. Er hatte den Inspektor einfach im Hangar gelassen und ihm seine Dienstmarke auf die Brust gelegt. Auf die Art würde man ihn schnell finden und einen Krankenwagen rufen. Gabriel hatte keine Ahnung, wie viel Ketamin er ihm verabreicht hatte. Vermutlich zu viel. In jedem Fall wollte er keinen toten Inspektor auf dem Gewissen haben.
    Wieder meldete sich die metallische Stimme in seinem Headset. »Romeo – 9–8 – 1–0 – Quebec«, sagte sie, als der Jet abhob. »Sie haben sofortige Startfreigabe. Over.«
    »Roger«, erwiderte Gabriel. Er löste die Radbremsen und schob den Schubhebel ganz nach vorne. Die Maschine raste mit aller Kraft los. Gabriel wurde in den Sitz gedrückt; dann hob die Nase vom Boden ab, und er fuhr das Fahrwerk ein. Nun, da er in der Luft war, würde er weit vor seiner Mutter an der Zitadelle ankommen.
    Gabriel überflog den Zaun und wendete nach rechts. In der Ferne sah er das Taurusgebirge, und in den Wolken darüber spiegelten sich die Lichter von Trahpah. Gabriel stieg weiter nach oben und flog dabei einen weiten Kreis, der ihn über die Berge brachte, bis er sich der antiken Stadt

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