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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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entlang zur Ladeklappe hangelte. Er schob die Arme und ein Bein in ein Haltenetz, bereitete sich auf den Sog vor und drückte den roten Knopf, um die Klappe herunterzulassen. Mit einem lauten Zischen, das sogar die Motoren übertönte, erschien ein Spalt oben an der Klappe, und die Luft wurde aus dem Rumpf gesogen, als die Rampe sich zu senken begann. Gabriel hielt sich fest und spürte, wie der heulende Wind an seiner Springerkombi zerrte, bis die Rampe mit einem lauten Krachen einrastete. Draußen spiegelten sich die Lichter der Stadt am Leitwerk. Gabriel zog sich die Schutzbrille über die Augen und kroch zum Rand. Er spähte an der Seite hinunter. Fast zwei Kilometer unter ihm lag Trahpah. Die vier geraden Boulevards liefen wie ein Fadenkreuz auf die Dunkelheit in der Mitte zu.
    Gabriel war auch früher schon mit dem Fallschirm abgesprungen, aber noch nie nachts und noch nie aus solcher Höhe. Es war eine gute Möglichkeit Grenzen zu überwinden, wenn die Menschen Hilfe brauchten, die Regierung aber etwas dagegen hatte.
    Vorsichtig löste Gabriel das Bein aus dem Netz, kroch auf allen vieren in die Mitte der Rampe und drehte sich so, dass seine Füße in den kalten Wind zeigten. Er warf einen letzten prüfenden Blick auf seine Fallschirme und kroch zur Kante weiter, die Hände noch immer im Netz verkeilt.
    Schließlich erreichte er mit den Füßen die Kante und schob sich weiter in die eisige Luft hinaus, bis nur noch seine Hände im Flugzeug waren. Er flatterte in der Luft wie eine Fahne. Gabriel hielt sich weiter fest und schaute direkt auf die Stadt hinunter. Der dunkle Fleck kam immer näher. Er fixierte ihn mit dem linken Auge und schloss das rechte, als würde er mit einem Gewehr zielen.
    Und dann ließ er los.
    Das Flugzeug flog ein wenig mehr als achtzig Knoten in der Stunde, als Gabriel in die von den Propellern aufgewühlte kalte Luft stürzte. In dem Moment, als er der Turbulenz entkommen war, breitete er Arme und Beine aus, und seine Springerkombi blähte sich wie ein Flügel. Die Kombination aus Luftgeschwindigkeit und Anzug generierte einen Aufwind, und Gabriel spürte, wie er nach oben gezogen wurde. Er veränderte seine Haltung entsprechend und hielt das offene Auge weiter auf sein Ziel gerichtet.
    Das Training mit dieser speziellen Art von Springeranzug war die letzte Ausbildung gewesen, die er bei der Army genossen hatte. Es waren Spezialanfertigungen, wie sie Spezialeinheiten bei verdeckten Operationen nutzten. Wenn man in möglichst großer Höhe absprang, blieb das Flugzeug außerhalb der Reichweite der Flugabwehr – jedenfalls in der Theorie –, und kein Radar der Welt konnte einen Mann im freien Fall entdecken. Die Methode war einfach perfekt, um Spezialkräfte schnell und unbemerkt in feindlichem Gebiet abzusetzen. Und es war auch perfekt, um in eine Bergfestung zu gelangen, in die noch nie jemand eingebrochen war.
    Gabriel schaute auf den Höhenmesser an seinem Handgelenk. Er war bereits unter viertausend Fuß, und er fiel mit acht Fuß pro Sekunde. Er beugte sich vor und begann, enge Kreise zu fliegen. Dabei suchte er den dunklen Fleck unter sich nach dem Garten ab, von dem er wusste, dass er da war.

K APITEL 135
    Kathryn sah Licht vor sich im Tunnel, und ihre Finger verkrampften sich ums Lenkrad. Sie griff nach der schwarzen Tasche auf dem Beifahrersitz und holte ihre Waffe heraus.
    Kathryn dachte daran, wie es einige Zeit gedauert hatte, bis das Stahltor hochgefahren war, nachdem sie die Karte durch das Lesegerät gezogen hatte. Vielleicht erwarteten sie sie bereits. Vielleicht fuhr sie direkt in einen Hinterhalt. Falls ja, dann war es sowieso sinnlos anzuhalten. Der Tunnel war zu schmal zum Wenden, und rückwärts zu fahren war schwierig. Außerdem würde es Gabriel auch nicht helfen, wenn sie floh. Also fuhr Kathryn weiter und richtete den Blick auf das Licht, das immer heller wurde, je näher sie ihm kam. Als der Van über die Kuppe fuhr, hob sie die Waffe über das Armaturenbrett. Die Scheinwerfer strahlten eine Höhle und einen Wagen an. Es saß niemand drin, und Fahrer- und Beifahrertür standen offen.
    Kathryn riss das Steuer herum und verfehlte so nur knapp die hintere Stoßstange des abgestellten Zivilstreifenwagens. Sie trat auf die Bremse, blieb stehen und suchte die Höhle nach Bewegung ab. Dann entdeckte sie eine geschlossene Stahltür in der Wand vor sich, aber sonst nichts.
    Kathryn schaltete den Motor des Vans aus, ließ die Scheinwerfer aber an. Die plötzliche

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