Sand & Blut
habt! Weil ihr Maxe in diese Grube geschmissen habt, ihr Arschgeigen!«
»Laber mich nicht voll, okay? Was willst du jetzt hören?« Konny sah wieder auf das Wasser.
»Ich will, dass ihr beide jetzt den Arsch hochkriegt und was tut! Wir brauchen einen Plan. Wir müssen auf das Boot! Spätestens morgen erledigt uns die Hitze, wenn wir kein Wasser haben.«
»Ich gehe nicht in dieses Wasser!«, sagte Till, der eben über den Sand auf sie zuging. »Diese beschissenen Haie sind da noch drin. Hast du die gesehen? Die haben Doreen gefressen.«
»Halts Maul!«, schrie Konny.
»Nein, du hältst jetzt die Klappe!«, sagte Till. »Sie war deine Freundin! Warum bist du nicht hin und hast sie rausgeholt?«
»Ihr habt sie beide nicht rausgeholt. Keiner von euch. Hättest du mich rausgeholt?«, wandte sich Meike an Till. Sie sah ihn ein paar Sekunden an. »Siehste.«
»Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner. Hat mein Opa immer gesagt.« Konny schnippte etwas Sand von seinem Knie.
»Das geht so nicht mit euch. Wir sind einfach keine Gruppe. Wenn wir nicht zusammenhalten, schaffen wir es nicht mehr von hier weg. Wir können uns nicht drauf verlassen, dass ein Schiff rechtzeitig kommt. Es gibt kein Wasser. Also sollten wir jetzt keinen Streit anfangen, sondern handeln.«
»Wir sollten ihn einfach killen«, sagte Konny.
»Was?«
»Maxe-Vince. Wir sollten ihn killen und zu den Haien werfen. Dann können wir das Boot nehmen.«
»Das ist deine Lösung? Vincent umbringen?«, fragte Meike.
»Wenn du willst, kannst du erst noch mal hinschwimmen und freundlich fragen. Ich für meinen Teil ... wenn ich ihn in die Finger kriege, ist er fällig.«
Konny feuerte einen kleinen Stein in die Wellen und Meike wunderte sich kurz, dass beide Jungs auf dieselbe Art ihren Frust abbauten. Andererseits gab es nicht viele Alternativen, wenn man ausschließlich von Sand und Wasser umgeben war.
»Wir könnten im Dunkeln hinschwimmen. Wenn er schläft und die Haie weg sind«, schlug Till vor.
»Der schläft doch nicht, du Dämlack«, sagte Konny.
»Dadurch wird die Bootswand nicht niedriger. Wir kommen auch im Dunkeln nicht dran. Vielleicht können wir eine Räuberleiter machen und einen von uns hoch genug heben«, sagte Meike. »Ihr beiden könntet mich hochheben, ich bin die Leichteste.«
»Und dann? Was machst du dann, wenn du oben bist?«, fragte Till.
»Ich könnte es bis zur Treppe schaffen und sie ausklappen.«
Alle schwiegen ein paar Sekunden, als sie über den Plan nachdachten.
»Das läuft nicht. Ich wette, der beobachtet uns mit einem Nachtsichtgerät oder so was. Niemals legt der sich aufs Ohr und wartet ab«, sagte Konny.
»Irgendwann muss er mal schlafen.« Till kniff die Augen zusammen und sah gegen das Abendrot zum Schiff hinüber.
»Wir müssen heute Nacht noch etwas unternehmen. Wenn morgen die Sonne brennt, sind wir sehr schnell am Ende. Konny hat unser Wasser alleine ausgetrunken. Deshalb müssen wir die wenigen Stunden nutzen, bis wir keine Kraft mehr haben«, sagte Meike.
»Es könnte regnen.« Till warf einen prüfenden Blick zum Himmel.
»Und es könnte die nächsten Tage gar nicht regnen. Und dann verdursten wir. Bis es ganz dunkel ist, müssen wir ihm was vorspielen. Wir sollten planlos wirken, ihn ablenken, damit er denkt, wir warten einfach auf ein Schiff. Am besten legen wir uns in den Sand und tun so, als ob wir schlafen, resigniert haben oder Kraft sparen wollen. Jedenfalls nichts Aktives. Und nicht miteinander reden, als ob wir was aushecken«, erklärte Meike. Konny hatte sie währenddessen mit verschränkten Armen und geringschätziger Miene gemustert.
»Weißt du, was ich mich gerade frage? Wie kommst du dazu, mir ne Ansage zu machen, was ich tun soll? Bist du jetzt hier so ne Pseudogruppenführerin oder was?«
»Krieg dich mal ein, Konny.« Till fasste ihn am Arm, aber Konny schlug seine Hand weg.
»Wenn du nen besseren Vorschlag hast? Ich höre«, sagte Meike.
Konny sah sie ein paar Sekunden wütend an, dann drehte er sich um und ging zum anderen Ende der Sandbank, wobei er so etwas Ähnliches wie »Eingebildete Kuh.« murmelte.
Eine eingebildete Kuh weniger. Das warst du, Konny, nicht wahr? Der Eintrag in Melanies Nachruf.
Konny hatte ein Rad ab und kein Gefühl für Situationen, fand Meike sah ihm nach, wie er sich in den Sand fallen ließ und dann der weißen Motoryacht den Mittelfinger zeigte. Es widerstrebte ihr, aber Vincent hatte recht. Konny war nicht in der Lage, sich in
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