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Sand & Blut

Sand & Blut

Titel: Sand & Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xander Morus , Isabell Schmitt-Egner
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Konfliktsituationen vernünftig zu verhalten. Sie hoffte, dass er später, wenn es darauf ankam, funktionieren würde.
     
    Der Durst quälte sie. Meike konnte sich inzwischen vorstellen, dass Schiffbrüchige irgendwann anfingen, wider besseres Wissen, Salzwasser zu trinken. Wasser umgab sie und sie litten unter Wassermangel. Vielleicht eines der größten Paradoxa auf der Welt.
    Sie lag eingerollt im Sand, fror und versuchte sich von dem brennenden Durstgefühl durch gezielte innere Gedanken abzulenken. Aber die Kälte ließ sie zittern und dagegen konnte sie nichts tun. Ihr Körper signalisierte deutlich, was vor sich ging, und man konnte ihn nicht reinlegen und ihm Märchen erzählen.
    Till lag nicht neben ihr, um sie zu wärmen oder mit ihr zu sprechen. Er kauerte im Dunkeln irgendwo auf der Sandbank und wartete. Sie alle warteten. Fast wünschte Meike, dass der Moment nie kommen würde, in dem sie wieder ins Wasser mussten, um in der Schwärze der Nacht zu der Yacht zu schwimmen. Sie nahmen zwar an, dass die Haie sich zurückgezogen hatten, aber sicher konnten sie nicht sein. Meike riss sich zusammen, um nicht an Doreen zu denken. Wenn sie schwimmen musste und etwas ihren Fuß streifte, etwas Weiches ... dann würde sie schreien. Und Vincent wäre gewarnt.
    Ich schaffe das, ich schaffe das, ich schaffe das ...
    Sie betete lautlos ihr Mantra und wiegte sich dabei leicht hin und her. Ohne Uhr ging ihr jedes Zeitgefühl ab und es war möglich, dass sie hier Stunden oder erst Minuten ausharrte.
    Vincents Boot lag in absoluter Dunkelheit auf dem Wasser und abgesehen von dem leisen Heranrollen der Wellen vernahm sie keinerlei Geräusch. Er konnte schlafen, sie beobachten oder einfach nur stumm an Deck sitzen und sie erwarten. Ein Roulettespiel.
    Meike setzte sich auf. Es brachte nichts, die Sache noch länger hinauszuzögern.  Leise erhob sie sich und schlich geduckt über den Sand.
    »Till«, flüsterte sie, um ihn nicht zu erschrecken.
    »Was?«, hörte sie ihn leise antworten. Sie konnte ihn im Dunkeln kaum ausmachen. Der Strand reflektierte das wenige Licht, das der Mond durch die dichte Wolkendecke schicken konnte, aber das reichte kaum, um Tills Körper als Schatten vor dem helleren Sand abzubilden.
    »Wo ist Konny?«, wisperte Meike.
    »Weiß nicht.«
    »Wir sollten anfangen.«
    Er antwortete ihr nicht. Seit sie hier ausgesetzt auf der Sandbank hockten, schien Till sich immer weiter von ihr zu entfernen, und Meike überlegte, ob es etwas mit Konny zu tun hatte. Diese Dinge, die sie getan hatten ... sie konnte sich nicht vorstellen, dass die Nummer mit der Grube die einzige Sünde ihrer gemeinsamen Vergangenheit war. Möglich, dass ihn das belastete, aber warum redete er dann nicht mit ihr darüber? Till wirkte auf sie wie ein Fremder, als ob die ganzen Vertraulichkeiten nie existiert hätten. Ob er sich vor ihr schämte? Schließlich hatte er ihr nie von dieser Sache erzählt.
    Weils dich nichts anging. Deshalb.
    Und jetzt hatte Vince alles verraten und ihn damit auch vor seiner Freundin bloßgestellt. Sobald das hier überstanden war, würde sie mit ihm reden. Aber jetzt gab es Wichtiges zu tun, was ihre ganze Konzentration erforderte. Und all ihren Mut. Wenn die Jungs sie auf das Schiff heben konnten und Vincent auf der Lauer lag, dann war sie die Erste, die getötet wurde. Oder, noch schlimmer, er konnte sie erwischen, ohne dass sie es schaffte, den anderen Zutritt zum Boot zu verschaffen. Dann befand sie sich in seiner Gewalt und Till und Konny mussten im Wasser bleiben, ohne die geringste Möglichkeit, ihr zu Hilfe zu kommen. Diese Variante schien ihr die schrecklichste von allen und sie selbst trug das größte Risiko bei dieser Operation.
    Meike schlich über den weichen Boden und hoffte, dass die Richtung halbwegs stimmte.
    »Konny«, flüsterte sie. »Konny!«
    »Was?«, kam die schlecht gelaunte Antwort aus der Schwärze vor ihr und Meike unterdrückte einen Schrei. Konny konnte kaum zwei Meter entfernt sein und sie hatte ihn nicht sehen können. Wenn Vincent sich im Dunkeln an sie heran schlich ... Auf diese Idee kam sie erst jetzt. Konnten sie sicher sein, dass er auf dem Schiff blieb? Vielleicht hatte er ja Spaß daran, sie im Dunkeln zu jagen.
    Aufhören, maßregelte sie sich. Sofort damit aufhören. So trieb sie sich selber noch in den Wahnsinn.
    »Wir fangen an.«
     
    »Seid ihr sicher, dass da keine Haie mehr sind?«, fragte Till leise, als sie kurz darauf am Ufer der Sandbank standen.
    »Du

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