Sandkasten-Groupie
gehabt und wollte nur seine Ruhe haben. Dann war es eine Zeit sogar noch schlimmer geworden. Er hatte sich beinahe nur im Tonstudio oder in seinem Zimmer vergraben. Seine Laune war kaum zum aushalten gewesen und er hatte eindeutig zu viel getrunken. Es flogen die Fetzen und auch wenn Nic der eindeutige Verlierer des Kampfes war, so fühlte es sich nie so an. Natürlich wussten sie alle, dass Mia eine sehr wichtige Person in seinem Leben war und hin und wieder hatten sie einander ausgesprochen, was sie gedacht hatten. Das Nic und Mia einfach seit langer Zeit ineinander verliebt waren. Jetzt schienen sie wenigstens das überwunden zu haben. Dennoch war Sam unruhig über Nics Androhung die Band zu verlassen. Jeder von ihnen hatte es schon einmal im Streit gesagt. Doch Nic sagte so was nicht einfach nur so. Es ging ihm um etwas sehr Wichtiges, wenn nicht sogar um das Wichtigste. Er würde nicht mit der Wimper zucken, selbst wenn er dafür einen Batzen Geld rausrücken musste.
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Paul, der Manager der Swores tobte in seinem privaten Arbeitszimmer. Paul war mittleren Alters, legte viel Wert auf sein Äußeres und war der klassische Beweis für diese Typen, die mehr darstellen wollten, als sie eigentlich waren. Die falsche, aber gut imitierte Rolex Armbanduhr war nur ein Merkmal dafür. Nic machte ihm seit Anfang an immer wieder Schwierigkeiten. Es war nicht das erste Mal, dass er damit drohte auszusteigen. Doch Paul war niemals zuvor so beunruhigt wie jetzt. Nic hatte ein großes Verantwortungsbewusstsein seinen Kollegen gegenüber. Seine Drohung hatte er stets Paul immer nur unter vier Augen gesagt. Allerdings hatte er heute kein Blatt vor den Mund genommen und Paul wusste, dass er es absolut ernst meinte. Er wusste nicht, was da zwischen Nic und Liams Schwester vor sich ging und es interessierte ihn auch nicht, solange es ihm keine Kohle brachte. Das Ganze war die Gelegenheit für ihn, die Swores ganz nach oben zu bringen. Genau die Publicity hatte er gebraucht, um das neue Album zu promoten. Doch er machte sich nichts vor. Sollte Domenic tatsächlich aussteigen, dann war die Band Geschichte. Er war das Herzstück der Swores. Da gab es keinen Ersatz. Take That hatte es doch selbst erlebt. Er musste nun ganz vorsichtig an die Sache herangehen. Nic musste erst überzeugt werden und er würde einen Weg dafür finden. Ganz egal was es ihn kosten würde. Ein einfältiger Rockstar würde ihm nicht die Karriere kosten. Auf gar keinen Fall. Er zog an seiner Krawatte und machte den Knopf seines oberen Hemdes auf, während er sich auf seinen Bürostuhl fallen ließ. Er machte gerade eine Zigarette an, eine schreckliche Angewohnheit, sobald er nervös wurde.
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Nic verließ gerade Pauls Büro und war auf dem Weg zu seinem Loft, als ihn Emma eine Mitarbeiterin aufhielt. Innerlich verfluchte er, die kleine und sehr freundliche Frau. Er war so geschlaucht von der Fahrt in der Nacht, dass er sich nach seinem Bett sehnte. Sie kümmerte sich in der Regel um die Fanpost. „Nic? Ich denke, du solltest dir etwas ansehen…“ Er wollte schon abwinken und sie auf morgen vertrösten, als die ehrliche Sorge in ihren Augen ihn umstimmte. „Was ist denn los?“, fragte er bestürzt. „Ich weiß nicht genau… vielleicht ist es gar nichts. Doch seit immer mehr davon kommen, mache ich mir doch etwas Sorgen.“ Sie führte ihn zu ihrem Schreibtisch und zog einen Stuhl zu Nic heran, damit er sich setzten konnte. „Glaub mir, du solltest dich lieber setzten.“ Dann zeigte sie ihm eine ganze Mappe mit Briefen. Mit Drohbriefen. Nics erster Impuls war laut loszulachen. Doch als er ein Foto von sich und Mia in den Händen hielt, das definitiv in den letzten Wochen entstanden war, hielt er inne. Das jemand ein privates Foto von ihm machte ließ ihn nicht erstarren. Viel eher die Tatsache, dass Mias Gesicht mit einem spitzen Gegenstand völlig zerkratzt worden war. Dazu nahm er sich einen Drohbrief hervor. Auf dem weißen Papier waren ausgeschnittene Buchstaben geklebt worden, ganz wie im Film.
„ Warum antwortest du nicht? Ich weiß, dass diese Schlampe sich zwischen uns drängt. Aber ich kümmer mich darum.“
Das sollte wohl ein Scherz sein. Nic sah verblüfft zwischen dem Bild, dem Brief und Emma hin und her. Er hatte schon viel erlebt, verrückte Fans, deren Begeisterung über die normalen Grenzen zu ihrer Lieblingsgruppe hinaus
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