Sandkasten-Groupie
einprägen. Nic hasste es, sie wieder verlassen zu müssen. Er wusste, sie würde mindestens genauso sehr darunter leiden wie er. Nein, wahrscheinlich mehr. Sie blieb zurück. Er fühlte sich schlecht, weil er ihr keine Lösung anbot. Sie hatte deutlich gemacht, dass sie alles zurücklassen und mit ihm kommen würde. Doch Nic wollte nicht, dass sie ganz plötzlich ihr Leben aufgab. Sie sollten beide genau über ihre ersten Schritte nachdenken. Aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er selbst nicht wie er damit umgehen würde. Eine feste Freundin in seinem Leben bedeutete Verantwortung. Bisher hatte er kaum Verantwortung tragen müssen. Er war gekommen und gegangen, wie er wollte. Er musste niemandem Rechenschaft abgeben und die Vorstellung Mias Erwartung nicht gerecht zu werden machte ihm Angst. Am schlimmsten war für ihn die Vorstellung, dass Mia ihm eines Tages vorwerfen könnte, er habe zugelassen, dass sie ihr Leben fortwarf.
Langsam entzog er sich Mias Klammergriff. Wie ein Äffchen hatte sie die Arme um ihn gelegt, als spürte sie, dass er ganz heimlich eine Entscheidung getroffen hatte. Liam und Nic hatten untereinander abgesprochen schon in der Nacht loszufahren. Ohne jene große Verabschiedungsszene. Nic wusste Mia hasste Abschiede ebenso wie er und das sie ihm nicht böse wäre. Er zog sich leise an, um Mia nicht zu wecken, als es schon leise an der Tür klopfte. Er öffnete sie, während er die Knöpfe an der Hose schloss. „Wo bleibst du, Budy?“, fragte Liam im Flüsterton. Nic hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen und deutete auf Mias schlafende Gestalt. Liam betrachtete seine Schwester und lächelte wehmütig. Nic zog sein Shirt über, schrieb ein paar Worte auf einen Zettel und legte seinen Pullover und den Zettel, auf den Platz, wo er zuvor gelegen hatte. Er hockte sich vors Bett und betrachtete sein Mädchen. Ein Kloß in seinem Hals hinderte ihn am schlucken. Dieses Gesicht würde er eine Weile nicht sehen, stellte er fest und hauchte ihr einen Kuss auf das Haar. Schnell löste er sich von ihr, löschte die kleine Lampe, die das Zimmer erhellt hatte und ging hinaus. Nic warf Liam seine Autoschlüssel zu, damit er den ersten Teil der Strecke fuhr. Schweigend stiegen sie ins Auto und Liam stellte das Autoradio an, während Nic aus dem Fenster starrte und Liams Blick mied. Die Musik ertönte, doch Nic stellte wortlos auf Radio, denn diese CD hatte er mit Mia auf dem Heimweg gehört und er brauchte dringend Ablenkung. Sie waren schon eine ganze Weile gefahren, als Liam sich räusperte. „Du machst mir Angst, wenn du so beharrlich schweigst, Mann!“ Nic sah zu seinem Freund und setzte ein leichtes Lächeln auf. „Ich gebe mir Mühe nicht mit dir zu streiten!“ Liam sah verblüfft zu Nic. „Was hab ich nun wieder angestellt?“ Nic seufzte, grinste aber traurig. „Ich bin sauer, dass ausgerechnet dein Song unseren Durchbruch schaffte. Denn diesem Tape ist es zu verdanken, dass ich nun mein Mädchen zurücklassen muss.“ Liam setzte ein schiefes Grinsen auf, wurde aber sofort ernst. „Bereust du es?“ „Manchmal!“, gab Nic zu. „Aber was sollten wir sonst tun? Wir sind Musiker mit Leib und Seele! Wäre da eben nicht…“ „Meine entzückende Schwester, an die du dein Herz wahrscheinlich schon in den Windeln verloren hast!“ Nic lachte kurz auf, verfiel aber schnell wieder in Schweigen. „Was wollt ihr tun?“, fragte Liam nach einer kurzen Zeit.
„ Fragst du mich das als Mias Bruder oder mein bester Freund?“, fragte Nic vorsichtig, worüber Liam nachdachte. „Mann, ich bin immer beides!“ „Ich weiß es nicht… Mia hat mir zu verstehen gegeben, dass sie mit mir kommen würde. Doch ich bin völlig unerfahren im Umgang mit einer Frau an meiner Seite. Was, wenn ich sie unglücklich mache, weil ich ständig weg bin?“, sagte er ehrlich, was Liam einen seltsamen Laut entlockte. „Nic, mal ehrlich… unglücklicher als sie und auch du in den letzten Jahren wart, geht ja wohl nicht oder?! Ich weiß, dass das zum Teil auch meine Schuld ist. Denn ich habe dich darum gebeten…“ Liam hielt inne und sah Nic von der Seite her an.“Was ganz eindeutig falsch war. Das sehe ich mittlerweile ein. Doch ich dachte wirklich, dass es für Mia das Beste wäre und das ist das Einzige was für mich zählt! Mit der Zeit musste ich einsehen, dass ich offenbar nicht weiß, was meine Schwester braucht. Nach allem, was sie zu Hause gestemmt hat, während ich besoffen in einer Ecke
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