Sandkasten-Groupie
ihr seine Gefühle zu eröffnen. Wie konnte er ihr nur die Last auferlegen mit ihm zusammen zu sein, wo sein Leben sie so fürchterlich unglücklich machen würde? Doch all das konnte er seiner Freundin nicht sagen, denn diese Freundin, dieser Kumpel aus Kindheitstagen, die gemeinsam mit ihm jede Schokokussschlacht gewonnen hatte und die bezaubernde, Wahnsinns sinnliche Frau, die in ihm den Wunsch weckte nie mehr mit ihr aus dem Bett zu steigen, waren ein und dieselbe Frau.
„ Und was macht einen Menschen in Wahrheit glücklich? Ist es Geld, Ruhm und Erfolg? Darf man sich nicht auch nach anderen Dingen sehnen? Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. So ermöglicht dir dein Leben so vieles und wiederrum verdirbt es dir auch alles. Du musst dich davon befreien, dass du kein Recht hast nach weiteren Dingen zu streben. Was wären wir Menschen ohne Träume, ohne Wünsche? Geld macht nicht glücklich, Domenic.“
Nic holte tief Luft und blickte mit einem merkwürdigen Blick auf Mia hinab. Es lief ihr ein Schauer über ihren Rücken und sie konnte nicht mal sagen, ob ihr wirklich kalt war oder ob das Frösteln mit ihrer Nähe zu Nic zusammen hing. Nach einer schier endlosen Pause sagte ihr Freund: „Ich fühle mich nur hier vollkommen als ich selber. Ich fühle mich nur hier zu Hause. Im Haus meiner Eltern. Mit dir in dieser Gartenlaube, mit dir wenn wir über den Strand toben, mit …“ Er brach ab, als er sich Mia plötzlich gegenüber stehen sah. Sie ergriff seine Hand und drehte die Handinnenfläche gegen die Decke, während sie gedankenverloren die feinen Linien nachzeichnete.
„ Dann komm öfter nach Hause. Ich mache mir Sorgen um dich! Du fehlst mir so sehr!“, wisperte sie und er hörte deutlich die Traurigkeit aus ihrer Stimme. Er hatte sich so oft gefragt, wie es ihr erging, wenn er fort war. Fühlte sie eine ebenso starke Sehnsucht, wie er selbst? Nic legte die freie Hand unter ihr Kinn und hob es sanft an, sodass sie ihn ansehen musste. Sein Blick senkte sich in ihren und ab diesem Moment hatte sich alles um sie herum in Luft aufgelöst… Da sah er es! Er sah etwas in ihrem Blick, was ihn beflügelte weiter zu gehen… etwas zu wagen… zu träumen… sich etwas zu wünschen…
Seine Hand strich ihren Unterkieferknochen zu ihrem Hals entlang. Seine Fingerkuppen waren dank der Gitarre leicht rau, doch Mia erregte diese feine Unebenheit, als hätte er sie an einer viel intimeren Stelle berührt. Nics Finger verweilten für einen sekundenbruchteil an ihrer Halsmulde, als wollte er ihren Puls fühlen und bewegten sich schließlich in Richtung ihres leicht feuchten Nackens. Mias Hände entwickelten eine Art Eigenleben. Eine Hand hielt Nics Hand fest und führte sie zu ihrer Hüfte, während die andere sich gegen seine Brust lehnte, sodass sie die festen Muskeln unter seinem T-Shirt spüren konnte. Ihr Atem stockte, als sie den hungrigen Blick in seinen grauen Augen widererkannte, den sie so oft bei sich selbst zu spüren glaubte. Sie waren sich noch nie so nahe gewesen, doch `denken` war in diesem innigen Moment nicht möglich, als hätten sich alle Sorgen und Ängste von ihr gelöst, als wäre alles leichter mit ihm. So natürlich wie ihr beider Herzschlag, der wie das Flügelschlagen eines Schmetterlings an Mias Hals zu spüren war.
Die Tür wurde aufgerissen und ein schrilles „Morgen!“ riss sie auseinander. Abrupt in die Wirklichkeit zurückversetzt, blinzelte Mia dem Sonnenlicht entgegen. Lizzy stand wie angewurzelt in der Tür und blickte von einem zum anderen.
„ MIST! OH… ich wollte nur wissen, ob… vielleicht komme ich später wieder!“
„ Nein, Lizzy! Ich…wir sind schon wach!“, rettete Mia die Situation halbherzig. Ihre Freundin wagte kaum ihr in die Augen zu sehen und druckste einige Sekunden herum, während sie an ihrem Pferdeschwanz zupfte, was eine schlechte Angewohnheit war, wenn sie nervös wurde.
„ Mom hat Croissants gemacht und möchte, dass ihr zum Frühstück kommt. Liam ist schon drüben…“, stammelte Lizzy halbherzig und war schon wieder auf dem Rückzug.
„ Oh, ja! Aber was ist mit Sophie? Und Haley?“, rief Mia ihr hinterher.
„ Sie haben schon gefrühstückt! Es ist schon recht spät, Süße!“ Nun konnte Lizzy ihr bedeutungsvolles Grinsen nicht mehr unterdrücken und die Situation wurde noch seltsamer.
„ Gut, dann mache ich mich frisch und komme rüber!“, entschied Mia verunsichert und wollte nur noch fort.
Mia
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