Sandkönige - Geschichten
gemacht. Sie waren ihr Gott. Sie haben sie zu dem gemacht, was sie jetzt sind. Die Maw in Ihrem Keller ist krank, sie leidet immer noch an der Wunde, die Sie ihr zugefügt haben. Sie ist wahrscheinlich wahnsinnig. Ihr Benehmen ist ... äußerst ungewöhnlich.
Sie müssen da so schnell wie möglich raus. Die Mobilen sind nicht tot, Kress. Sie schlafen nur. Ich sagte Ihnen, daß ihr Exoskelett von ihnen abfällt, wenn sie größer werden. Gewöhnlich fällt es schon viel früher ab. Ich habe noch nie von Sandkönigen gehört, die so groß wurden wie Ihre, obwohl sie sich offenbar noch immer im Insektenstadium befinden. Ich würde sagen, das ist ein weiteres Ergebnis der Verletzung der Maw. Doch das tut nichts zur Sache.
Aber was von Bedeutung ist, ist die Metamorphose, die Ihre Sandkönige jetzt durchleben. Als die Maw wuchs, das haben Sie selbst bemerkt, wurde sie intelligenter. Ihre PSI-Kräfte verstärkten sich, und ihr Gehirn wurde komplexer, begieriger. Die gepanzerten Mobilen genügen, solange die Maw klein und nur halbintelligent ist, aber jetzt benötigt sie bessere Diener, Körper mit mehr Fähigkeiten. Verstehen Sie das? Die Mobilen sind dabei, sich zu einer neuen Art von Sandkönigen zu entwickeln. Ich kann nicht genau sagen, wie sie aussehen werden. Jede Maw schafft sich ihre eigenen, die ihre speziellen Bedürfnisse und Wünsche erfüllen. Aber es werden Zweibeiner sein, mit vier Armen und gegenständigen Daumen. Sie werden fähig sein, komplizierte Dinge zu konstruieren und moderne Maschinen zu handhaben. Aber die Maw wird gewiß sehr schlau sein.«
Kress deutete auf Wos Bild auf dem Schirm. »Ihre Arbeiter«, sagte er mit Anstrengung. »Die, die hierher gekommen sind ... die das Becken aufgestellt haben ...«
Wo brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Shade«, sagte sie.
»Shade ist ein Sandkönig«, wiederholte Kress betäubt. »Und Sie haben mir ein Becken voller ... voller... Säuglinge verkauft, ah...«
»Reden Sie keinen Unsinn«, sagte Wo. »Ein neugeborener Sandkönig gleicht eher einem Samenfädchen als einem Säugling. In der Natur werden sie durch Kriege gezähmt und kontrolliert. Nur einer von hundert erreicht das Zweit-Stadium. Nur einer von tausend erreicht das dritte und letzte und wird wie Shade. Erwachsene Sandkönige machen mit kleinen Maws wenig Federlesens. Es gibt ihrer zu viele, und ihre Mobilen sind eine Pest.« Sie seufzte. »Dieses Gespräch kostet mich Zeit. Dieser weiße Sandkönig wird bald zu voller Empfindsamkeit erwachen. Er braucht Sie nicht mehr. Er haßt Sie und wird sehr hungrig sein. Die Transformation ist eine schwere Belastung. Die Maw muß vorher und nachher enorme Mengen zu sich nehmen. Deshalb müssen Sie von dort verschwinden. Haben Sie das verstanden?«
»Ich kann nicht«, antwortete Kress. »Mein Gleiter ist defekt, und mit den anderen kann ich nicht starten. Ich weiß nicht, wie ich sie umprogrammieren muß. Können Sie nicht hierher kommen?«
»Ja«, erwiderte Wo. »Shade und ich werden sofort starten, aber es sind mehr als zweihundert Kilometer von Asgard bis zu Ihnen, außerdem brauchen wir eine Spezialausrüstung, um uns mit den verrückten Sandkönigen befassen zu können, die Sie erschaffen haben. Sie können dort nicht warten. Sie haben Beine. Nehmen Sie sie unter die Arme! Laufen Sie! Halten Sie sich nach Osten, so genau Sie können und so schnell Sie können! Das Land da draußen ist sehr einsam. Wir können Sie aus der Luft leicht ausmachen, und Sie werden dann vor den Sandkönigen in Sicherheit sein. Haben Sie verstanden?«
»Ja«, sagte Kress. »Ja, ja.«
Sie schaltete ab, und er ging schnell zur Tür. Er hatte sie fast erreicht, als er ein Geräusch hörte, ein Ton zwischen einem Platzen und einem Krachen.
Einer der Sandkönige war aufgeplatzt. Vier kleine Hände, bedeckt mit rötlichgelbem Blut, kamen aus der Öffnung zum Vorschein und schoben die alte Haut beiseite.
Kress begann zu rennen.
Er hatte nicht mit der Hitze gerechnet.
Die Berge waren trocken und steinig. Kress rannte so schnell er konnte vom Haus weg, rannte, bis seine Rippen schmerzten und sein Atem nur stoßweise kam. Dann ging er, aber sobald er sich wieder erholt hatte, begann er wieder zu laufen. Fast eine Stunde lang rannte er und ging er, rannte und ging er unter der grausamen, heißen Sonne. Er war bald schweißgebadet und wünschte sich, er hätte daran gedacht, etwas Wasser mitzunehmen, und er beobachtete den Himmel in der Hoffnung, daß Wo und Shade endlich
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