Sandra die Detektivin in Jeans
Personal. Schwenk bitte die Suppenreste in den Tassen unter dem Wasserhahn aus. — Hast du keine Schürze mit?“
„Doch.“ Sandra eilte zu ihrem Plastikbeutel und band die Schürze ihrer Mutter um.
Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Mein Fahrrad steht vor dem Lokal. Wo kann ich es abstellen?“
„Im Hof. Geh hier durch die Tür, dann über den Flur zum Hofausgang. Du kannst es in den offenen Schuppen neben der Garage schieben, da steht es trocken“, schlug Frau Siegmund freundlich vor.
Sandra folgte der Anweisung.
Im Flur sah sie drei Türen. Eine führte zur Küche, eine zum Lokal, eine zum Hof. Gegenüber der Küchentür befand sich der Treppenaufgang zum Obergeschoß.
Das Restaurant „Zum Anker“ lag in einem Eckhaus. Das Hoftor führte auf eine schmale private Anliegerstraße.
Sandra ging um die Hausecke und an den bunten Butzenscheiben des Lokals vorbei und holte ihr Fahrrad aus dem Fahrradständer neben dem Lokaleingang.
Als sie ins Haus zurückkam fiel ihr auf, daß man vom Hinterausgang direkt und ungesehen ins Lokal gelangen konnte. Sie überlegte, daß jedermann, der es darauf anlegte, ins Lokal schleichen und — falls es leer war — die Kasse plündern oder die Getränkevitrine ausräumen und anschließend unentdeckt über den Hof verschwinden könnte.
„Suchst du wen?“ fragte eine Stimme schräg von oben.
Sandra schrak zusammen.
Sie blickte zur Treppe, auf der ein Junge in einem weißen offenen Hemd, hautengen Jeans und Riemchensandalen an den nackten Füßen herunterschritt.
Ingo! vermutete Sandra. Das braungebrannte Gesicht unter dem dunklen Wuschelhaar erschien ihr nicht unsympathisch.
Sandra lächelte. „Ich hab hier einen Ferienjob und weiß nicht mehr, wo‚s lang geht.“
Ingo sprang die letzten Treppenstufen hinunter und öffnete die rechte Tür. „Hier ist die Küche, Lady“, sagte er grinsend und ließ Sandra vorangehen.
Ein Mann stand bei Frau Siegmund in der Küche. Offensichtlich unterhielten sie sich über den Überfall auf den Wirt, denn der Mann sagte gerade: „Ich hab‚s in der Zeitung gelesen. Ist wirklich schrecklich. Wie geht es Ihrem Mann?“
„Morgen“, sagte Ingo. „Frischer Kaffee da?“
Frau Siegmund trat an die Kaffeemaschine, während sie ihrem Besucher antwortete: „Er ist wieder bei Bewußtsein, Gott sei Dank. Aber es wird wohl Wochen dauern, bis er wieder auf den Beinen ist.“
„Wie kann jemand so etwas tun! Nein, diese Jugend heute! Aber wer weiß, was man selbst mit seinen Kindern noch erlebt“, seufzte der Mann.
Frau Siegmund nickte zustimmend.
„Drei Brühe!“ rief Maria in die Küche.
„Ein Tablett, Sandra“, bat die Wirtin.
„Ist kein gekochter Schinken mehr da?“ fragte Ingo und überprüfte den Inhalt des Kühlschranks.
„Die neue Lieferung kommt erst morgen“, erinnerte seine Mutter.
Der Besucher, ein Stammgast, verabschiedete sich. „Mein Kaffee wird kalt. Grüßen Sie Ihren Mann, Frau Siegmund. Ich wünsche ihm eine baldige Genesung. Tut uns allen leid, was passiert ist.“
„Danke, Herr Turex. Es wird meinen Mann freuen, daß Sie sich nach ihm erkundigt haben“, erwiderte die Wirtin.
Der Mann ging in die Gaststube zurück.
Das Telefon klingelte in der Küche.
„Geh mal ran, Ingo. Ich muß die Bestellungen fertigmachen. Sandra weiß noch nicht so recht Bescheid“, wies Frau Siegmund ihren Sohn an, während sie Kaffee aus der Maschine in ein Kännchen einlaufen ließ.
Ingo meldete sich: „Restaurant ,Zum Anker*... Ach, du bist es, Tante Martha...! Wie‚s uns geht? Na, das hast du doch sicher in der Zeitung gelesen...“
Sandra spitzte die Ohren. Die mit der Familie zerstrittene Schwester des verstorbenen Herrn Baumann schien die Anruferin zu sein.
„Ja, den Täter haben sie. Nein, der ist nicht kleinzukriegen, der kommt wieder — leider!“ sagte Ingo ins Telefon.
„Ingo!“ rief seine Mutter scharf und verweisend.
„Moment...“ sagte Ingo und wandte sich zu seiner Mutter um. „Tante Martha läßt fragen, ob wir ihre Hilfe brauchen.“
„Mach hier weiter!“ sagte Frau Siegmund barsch und entriß Ingo den Hörer. „Martha? Guten Morgen. Was ist? Augenblick, ich lege das Gespräch nach oben. Hier unten kann ich nicht sprechen“, sagte sie zu ihrer Schwägerin. Und zu Ingo: „Leg auf, wenn ich mich gemeldet habe.“
Sie eilte zur Tür hinaus.
„Tante Martha?“ sagte Ingo. „War zu schön gewesen, wenn wir ihn losgeworden wären, nicht? Na, komm, warum soll ich das nicht sagen? Tu
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