Sandra die Detektivin in Jeans
Vorhaben ihrer Tochter.
Sandra versuchte, ihre Mutter davon zu überzeugen, daß sie unbedingt einen Ferienjob brauchte, um sich erstens Geld für ein paar persönliche Extras zu verdienen, und um zweitens der Langeweile zu entgehen.
„Mach mir nichts vor“, sagte ihre Mutter. „Ausgerechnet du möchtest in einem Betrieb arbeiten, dessen Inhaberin durch ihre Aussage gegenüber der Polizei einen deiner besten Freunde in Untersuchungshaft brachte?“
„Warum nicht? Eine Stelle ist so gut wie die andere“, sagte Sandra trotzig. Und sie fügte hinzu: „Ich könnte es ja auch ais eine Art Wiedergutmachung ansehen. Der Wirt liegt im Krankenhaus. Sie haben nicht genügend Personal...“
Ihre Mutter blickte sie spöttisch an.
„Gut, ich möchte mich gleichzeitig umhören. Vielleicht erfahre ich etwas, das Torsten entlasten könnte“, gab Sandra zu.
„Und du glaubst, die Polizei erfährt nicht, was du erfahren kannst?“
„Die Polizei hat ihren Täter. Wieso sollte sie sich dann noch dafür interessieren, ob der ,Anker‚-Wirt Feinde hatte? Bestimmt reden die Gäste untereinander über den Vorfall“, sagte Sandra eifrig- „Der Kripo gegenüber würden sie vielleicht nie erwähnen, daß beispielsweise den ‚Anker’-Wirt jemand nicht leiden mochte. Aber wenn sie sich unbelauscht glauben, fällt vielleicht die eine oder andere Bemerkung, die für die Polizei interessant sein könnte. Ich möchte ja nur erreichen, daß die Kripo sich nicht auf Torsten als Täter versteift, sondern auch anderen Spuren nachgeht. Torsten hat Herrn Seibold gesagt, daß er den Wirt nicht überfallen hat. Ich glaube ihm. Wir alle glauben ihm. Du etwa nicht?“
„Also schön“, sagte Marlene Faber seufzend. „Aber mach keine Dummheiten. Wenn du tatsächlich etwas Wichtiges erfährst, dann teilst du es sofort Herrn Seibold mit. Versprichst du mir das?“
Sandra war bereit, alles zu versprechen, was ihre Mutter wünschte, wenn sie sich damit die Möglichkeit verschaffen konnte, nach Entlastungszeugen für Torsten zu suchen.
Als Küchenmädchen hat man‚s schwer
Im Hafen herrschte Hochbetrieb.
Sandra hatte Mühe, mit ihrem Fahrrad all den Containern und Lastwagen auszuweichen, die vollbeladen mit Frachtgütern durch die Hafenanlagen rollten.
Die „Charlotte“ lag nicht mehr an ihrem alten Platz. Sie wurde auf der Helling am anderen Ende des Hafens instand gesetzt.
Für die Dauer der Reparaturarbeiten waren die Holtkamps Herrn Seibolds Gäste und wohnten in seinem Haus.
Sandra und Joschi hatten sie gestern dort besucht und Anke zu einem Stadtbummel eingeladen. Doch es war kein unterhaltsamer Nachmittag geworden. Anke sprach nur von Torsten, und Sandra und Joschi fühlten sich hilflos und wußten nicht, wie sie Anke trösten könnten.
Besonders unangenehm empfand Sandra, daß sie Ankes Erwartung auf ein weiteres tägliches Zusammensein mit ihr bis zur Weiterfahrt der „Charlotte“ enttäuschen mußte, ohne ihr den wirklichen Grund dafür angeben zu dürfen. Um Anke zu versöhnen, schlug Sandra schließlich vor, daß Joschi sich mit Anke nachmittags im Schwimmbad traf.
Im „Anker“ empfing Sandra lebhaftes Stimmengewirr. Trotz der frühen Vormittagsstunde waren fast alle Tische besetzt. Die Frühschichtarbeiter hatten Pause, und die meisten von ihnen nahmen im „Anker“ einen Imbiß ein.
Der Platz hinter dem Tresen war leer.
Ein großes, schlankes, dunkelhaariges Mädchen sammelte an einem Tisch die leeren Gläser ein. Sie eilte mit dem Tablett zum Tresen, schrieb dort etwas auf einen Bestellblock, ging zur Durchreiche, schob den Zettel durch einen Spalt und rief eine Anordnung in die Küche.
Als sie hinter den Tresen zurückkehrte, um Bier zu zapfen, trat Sandra zu ihr. „Guten Morgen. Ich bin Sandra Faber. Ich...“
„Maria, noch zwei Korn!“ rief ein Gast.
„Zwei Korn“, bestätigte Maria die Bestellung.
„Ich soll mich hier vorstellen“, sagte Sandra.
Maria blickte kurz von ihrer Tätigkeit auf, schwenkte ein Glas aus und sagte: „Sie haben sich aber mächtig Zeit gelassen. So gehen Sie doch schon in die Küche!“
Die unfreundliche Begrüßung entsprach genau der Vorstellung, die Sandra sich von Maria gemacht hatte.
„Ist ja noch gar nicht sicher, ob ich die Stelle annehme“, erwiderte Sandra hochmütig. „Außerdem war ich für neun Uhr bestellt. Jetzt ist es..:“.Sandra blickte auf die Wanduhr — „...zwei vor neun.“
Maria wurde rot. Sie schien eine heftige Antwort bereit zu haben,
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