Sandra die Detektivin in Jeans
versagte sie sich jedoch.
„Wo geht‚s zur Küche?“ fragte Sandra.
Maria deutete mit einer Kopfbewegung zur Tür rechts neben ihr.
Sandra ging um den Tresen herum in die Küche.
Eine mittelgroße, etwas mollige Frau mit roten Haaren stand an einem der beiden Elektroherde und rührte in einem Topf. Es roch nach Gulaschsuppe.
„Guten Morgen, Frau Siegmund!“ grüßte Sandra. „Therese schickt mich. Ich bin Sandra Faber.“
Die Frau drehte sich mit einem freudigen Lächeln um. Doch als sie das Mädchen sah, veränderte sich ihr Gesicht. Ihre Miene drückte Enttäuschung aus. „Du bist ja noch ein Kind! Ist die Therese verrückt geworden? Sie weiß doch, was bei uns los ist. Was soll ich denn mit dir?“
Sandra schluckte.
Die Frau betrachtete sie kopfschüttelnd.
Schließlich lächelte sie mütterlich. „Na, du kannst ja nichts dafür. Möchtest dir in den Ferien etwas verdienen, nicht? Wie alt bist du denn?“
Sandra zögerte. Sie überlegte, ob sie vorgeben sollte, bereits sechzehn zu sein.
Doch die Frau in der weißen Kleiderschürze machte trotz der wenig einladenden Begrüßung einen netten Eindruck auf Sandra. Außerdem klangen Thereses freundliche Worte über die Wirtin in ihr nach. Sie entschloß sich, bei der Wahrheit zu bleiben. „Vierzehn. In drei Monaten werde ich fünfzehn.“
„Noch zwei Gulasch!“ rief Maria und schob einen Bestellzettel durch die Durchreiche.
„Das Geschirr steht in dem großen Wandschrank. Ich brauche sechs Suppentassen“, sagte die Wirtin zu Sandra.
Sandra warf ihren Beutel, der eine weiße Schürze ihrer Mutter enthielt, auf einen Küchenstuhl. Sie öffnete den Schrank und entschied sich nach kurzer Überlegung für das blaue Keramikgeschirr, das sie zum Servieren einer Gulaschsuppe für am besten geeignet hielt.
Da Frau Siegmund nicht widersprach, wußte Sandra, daß sie richtig handelte.
Sie verteilte die Untertassen auf zwei Tabletts, die Frau Siegmund auf dem Tisch bereitgestellt hatte, und reichte der Wirtin die Suppentassen zum Füllen.
Als das erste Tablett fertig war, trug sie es zur Durchreiche.
„Du mußt Maria Signal geben. Schlag kurz mit der Handfläche auf den Klingelknopf auf der Durchreiche. Wenn Maria bedient oder sich am Tresen aufhält, sieht sie das Essen nicht, und es wird kalt. Und vergiß den Brotkorb nicht“, belehrte sie Frau Siegmund.
Auf einer seitlichen Anrichte standen leere Brotkörbchen neben einem Berg Brotschnitten.
„Wieviel Brot?“ fragte Sandra.
„Von den großen Scheiben eine, von den kleinen zwei pro Person. Und steck bitte die Bestellzettel, sobald sie erledigt sind, auf den Spieß“, bat Frau Siegmund. Sie zeigte auf eine große Nadel in einem Bleifuß auf der Anrichte.
Sandra führte die Anordnungen aus und kam zurück, um das zweite Tablett zu holen.
Danach schloß sie die Durchreiche und fing an, das schmutzige Geschirr auf die Spülablage zu tragen.
„Du bist flink und anstellig“, lobte die Wirtin. „Ich hoffe nur, die Arbeit wird dir nicht zuviel. Wie lange möchtest du bei uns bleiben?“
„Ich... ich weiß noch nicht“, erwiderte Sandra ausweichend.
„Na, versuchen wir es mal miteinander. Nächste Woche annonciere ich nochmals in der Zeitung wegen einer neuen Hilfskraft. Über deinen Stundenlohn unterhalten wir uns später. Ich muß jetzt im Lokal nach dem Rechten sehen.“
Frau Siegmund eilte zur Tür, besann sich jedoch anders und kam zurück. „Nein, am besten zeige ich dir zunächst, wie die Geschirrspülmaschine zu füllen ist — oder habt ihr eine zu Hause?“
„Leider nicht“, erwiderte Sandra.
Die Wirtin ging zu einer anderen Tür, öffnete sie und rief: „Ingo! Ingo, bist du auf? Komm herunter! Du mußt Maria helfen!“ Sie schloß die Tür und wandte sich an Sandra: „Mein Sohn ist ein Langschläfer.“ Sie lächelte, halb ärgerlich, halb entschuldigend. „Na ja, er hat schließlich Ferien.“
Wenn wir ein Restaurant hätten, und mein Stiefvater läge im Krankenhaus, dann würde ich bestimmt nicht um halb zehn noch im Bett liegen, dachte Sandra.
„Das Gemüse für die Mittagsmenüs ist noch nicht geputzt!“ fiel Frau Siegmund ein. „Wir bieten täglich zwei verschiedene Menüs zur Auswahl an“, erklärte sie Sandra.
„Kann man bei Ihnen nicht nach der Speisekarte bestellen?“
„Nein. Unsere Gäste erhalten ihr Essen auf Abonnementkarten. Ich könnte sie nicht so preiswert abgeben, wenn ich eine größere Auswahl anbieten würde. Dazu brauchte ich mehr
Weitere Kostenlose Bücher