Sandra die Detektivin in Jeans
noch im Hafenbezirk aufhalte, gab sie wahrheitsgemäß an.
Frau Siegmund erklärte sich schließlich mit Sandras Wünschen einverstanden, zumal sie Sandras Tätigkeit im „Anker“ nur als eine Übergangslösung betrachtete und hoffte, bald eine ständige und voll einsatzfähige Küchenhilfe zu erhalten.
Am Morgen von Sandras drittem Arbeitstag erschienen Oberinspektor Ruhwedel und sein Mitarbeiter plötzlich zu einer neuen Tatortbesichtigung im „Anker“.
Sandra schüttelte gerade das Staubtuch am Wohnzimmerfenster aus, als die beiden Kriminalbeamten ihren Wagen verließen und auf das Lokal zugingen.
Sandra fuhr erschrocken zurück, um nicht entdeckt zu werden. Wenn Ruhwedel und Panke sie erkannten, würden sie vermutlich Frau Siegmund nach ihrer Anwesenheit befragen und vielleicht sogar Sandras Freundschaft mit Torsten erwähnen. Dann war es aus mit ihrer Spionagetätigkeit.
Trotzdem ließ ihre Neugierde sie nicht oben in der Privatwohnung bleiben. Sie mußte herausbekommen, was die Kripo erneut hier suchte.
Frau Siegmund rief Ingo, der sich in seinem Zimmer aufhielt, herunter.
Ingo hielt sich immer in der Privatwohnung auf, wenn Sandra allein hier saubermachte. Er bedrängte Sandra mit Einladungen zu einer Autospritztour.
Sandra lehnte standhaft ab.
Doch hartnäckig wiederholte Ingo sein Angebot, sie wenigstens im Familienkombi nach Dienstschluß nach Hause zu fahren.
Das war Sandra lästig. Doch noch unangenehmer fand sie es, daß Ingos Anwesenheit in den Privaträumen ihr die Möglichkeit nahm, die Schränke und Schubladen zu durchsuchen. Sie wußte zwar selbst nicht, was sie zu finden hoffte, doch eine Überprüfung der Privatkorrespondenz erschien ihr auf jeden Fall angeraten.
Nachdem Ingo hinuntergegangen war, schlich Sandra auf Zehenspitzen ins Treppenhaus.
Sie hörte Marias aufgeregte Stimme in der Küche: „Ich denke, es ist alles klar? Der letzte Gast an jenem Abend hat Holtkamp identifiziert und die Angaben meiner Mutter und ihres Mannes bestätigt. Damit ist der Kerl doch überführt. Wozu dann nochmals die ganze Geschichte durchkauen?“ sagte Maria gereizt.
„Weil Torsten Holtkamp nach wie vor bestreitet, etwas mit dem Überfall auf Ihren Stiefvater zu tun zu haben. Hätten wir sein Geständnis, wäre die Sache klar. Aber so sind wir darauf angewiesen, ihn aufgrund von Indizien anzuklagen. Und da gibt es leider einige Ungereimtheiten, die wir ausräumen müssen. Und es gibt zumindest zwei Tatsachen, die nicht gegen, sondern für die Richtigkeit von Holtkamps Aussagen sprechen“, belehrte sie Ruhwedel.
„Was für Tatsachen?“ fragte Maria, und es hörte sich für Sandra an, als habe diese Eröffnung sie erschreckt.
„Die Flasche Schnaps, die sich in dem Beutel befand, stammt nachweislich nicht aus Ihrem Lokal. Frau Holtkamp machte uns darauf aufmerksam, daß das Etikett den Stempelaufdruck des Lieferanten tragen müsse, bei dem sie ihre Getränke einkaufen. Das stimmte. Und es befinden sich neben vielen anderen auch die Fingerabdrücke von Frau Holtkamp auf der Flasche. Auf den Sicherungsschaltern konnten wir hingegen nur Ihre Fingerabdrücke feststellen, Frau Siegmund, nicht aber die von Torsten Holtkamp...“
„Natürlich! Ich mußte ja herausfinden, weshalb das Licht nicht brannte“, wandte Frau Siegmund ein.
„In Anbetracht dieser Feststellungen ist der Untersuchungsrichter jedenfalls nicht gewillt, den Haftbefehl länger aufrechtzuerhalten. Auch der Staatsanwalt weigert sich, Anklage zu erheben, wenn wir keine neuen und besseren Beweise für Holtkamps Täterschaft erbringen“, sagte Ruhwedel ungeduldig.
„Sie meinen, man wird ihn laufenlassen?“ fragte Frau Siegmund empört.
Ruhwedel schien das schweigend zu bestätigen. Ingo sagte spöttisch: „Die Polizei — dein Freund und Helfer! Und wo bleibt da die Gerechtigkeit?“
Ruhwedel nahm die Herausforderung nicht an. „Wir bemühen uns, fair zu sein und unsere Bürger zu schützen. Das gilt auch für einen Tatverdächtigen“, erwiderte er kalt.
Inspektor Panke mischte sich jetzt ein. Sandra hörte ihn sagen: „Frau Siegmund, Sie gaben an, daß Torsten Holtkamp seit einem Jahr nicht mehr in Ihrem Lokal gewesen ist, und daß Sie nach Ihrer Eheschließung mit Herrn Siegmund einige bauliche Veränderungen vorgenommen haben...“
„Wir haben nur die Wände täfeln und die Fenster vergrößern lassen“, warf Maria ein.
„Und eine neue Getränkevitrine eingebaut“, ergänzte ihre Mutter.
„Ist an dem
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