Sandra die Detektivin in Jeans
er überhaupt was Brauchbares hat.“
„Ja, das ist bestimmt richtig. Er verkauft seine Autos meistens an Jugendliche. Die haben ja keine Ahnung, wenn sie angeschmiert werden. Und dann verspricht er ihnen noch billiges Benzin. Damit hat er die Burschen natürlich gleich im Sack.“
„Billiges Benzin? Woher hat er denn das?“ fragte Florian Seibold und hatte Mühe, seine Aufregung zu verbergen.
„Was weiß ich? Die Jugendlichen fahren am Abend in Kolonnen vor, um zu tanken. Ich kriege auch sonst so allerlei mit. Fischer muß da irgendeine dunkle Quelle aufgetan haben. Zwei- oder dreimal in der Woche kommen drei junge Männer spätabends mit einem Kombi und laden leere Benzinkanister ein. Und mitten in der Nacht, manchmal wird es draußen schon hell, sind sie wieder da und bringen die Kanister voll zurück. Daß sie voll sind, höre ich am Klang. Die benehmen sich, als wären sie allein auf der Welt. Das ärgert mich schwarz, diese Rücksichtslosigkeit. Die anderen Mieter stört das ja nicht. Die fallen abends meistens besoffen ins Bett und hören nichts in ihrem Rausch“, beklagte sich der Mann.
„Der Händler riskiert aber allerhand, wenn das stimmt, was Sie sagen.“
„Hier in der Gegend ist jetzt alles möglich. Da deckt einer den anderen. Nur ich mache mir so meine Gedanken.“ Der alte Mann hob seinen gichtigen Zeigefinger. „Die drei Burschen arbeiten bestimmt in einem Spritlager. Vielleicht machen sie gemeinsame Sache mit einem Lagerarbeiter. Wenn er Dienst hat, läßt er sie rein, und sie füllen dort nachts Benzin für Fischer ab“, vermutete er.
Florian Seibold hatte eine andere Vorstellung von der Herkunft des Benzins. Er hütete sich jedoch, gegenüber dem gesprächigen alten Mann eine Andeutung darüber zu machen. „Und sie fahren einen Kombi, sagen Sie?“ vergewisserte er sich.
„Ja, einen grünen — aber weshalb interessiert Sie das?“ fragte der Alte, plötzlich mißtrauisch geworden.
„Meinem Sohn ist vor Wochen ein Kombi gestohlen worden, aber er war rot“, beeilte sich Florian Seibold anzugeben.
Er stand auf und rief Susi, die den Sandkasten durchstöberte.
„Ich denke, ich sollte mich jetzt mal um das Auto für meinen Enkel kümmern, obwohl ich gar nicht mehr gern mit dem da drüben ein Geschäft machen möchte. — Na, ansehen kann ich mir die Autos ja mal“, bemerkte er leichthin.
„Wenn Sie doch eins kaufen — handeln Sie mit ihm. Fischer geht immer im Preis runter, wenn einer hartnäckig ist“, empfahl ihm der Alte.
Florian Seibold bedankte sich für den Rat, verabschiedete sich und ging.
Eigentlich war sein Besuch in der Firma des Gebrauchtwagenhändlers überflüssig geworden. Der alte Mann hatte ihm mehr offenbart, als Florian Seibold je durch eigene Nachforschungen zu erfahren hoffte.
Doch es drängte ihn, sich den Betrieb näher anzusehen und festzustellen, welchen Eindruck Fischer auf ihn machte.
Auf jeden Fall war Ingos Verhaftung gewiß.
Florian Seibold zweifelte nicht daran, daß es sich bei den Benzinlieferanten um Ingo und seine Freunde handelte. Der Kombi des „Ankers“ war grün. Florian Seibold hatte die Siegmunds oft an seinem Haus vorbeifahren sehen. Und Sandra hatte Benzingeruch erwähnt, der Frau Siegmund Sorgen bereitete. Vermutlich ließ die Dreierbande aus Nachlässigkeit benzingetränkte Lappen oder dergleichen im Kofferraum liegen, denn normalerweise verflogen Benzindünste rasch.
Wenn Baumann und seine Komplizen sich erst einmal in Untersuchungshaft befanden, würde es für Ruhwedel leicht sein, sie wegen der Überfallsache in die Mangel zu nehmen.
Natürlich mußten sie zunächst des Benzindiebstahls überführt werden. Gut wäre es, wenn man sie auf frischer Tat ertappen könnte. Andernfalls würden sie leugnen und die Diebstähle abstreiten.
Den alten Mann durfte die Kripo nicht als Zeugen heranziehen. Das würde er büßen müssen.
Die Menschen, die hier wohnten, und von denen die meisten selbst von Einbrüchen und Diebstählen lebten, reagierten unangenehm, wenn jemand aus ihrem Bezirk sich als Spitzel erwies und einen von ihnen der Polizei auslieferte. Vermutlich profitierten sie selbst von dem gestohlenen Benzin.
Sie würden dem alten Mann nicht zugute halten, daß er keinen Verrat begehen wollte, sondern nur nach Art vieler einsamer alter Menschen mitteilsam und ein bißchen geschwätzig war.
Das Firmengelände des Gebrauchtwagenhändlers bot einen verwahrlosten Anblick.
Autoreifen, rostiges Handwerkszeug und Teile
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