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Sandra die Detektivin in Jeans

Sandra die Detektivin in Jeans

Titel: Sandra die Detektivin in Jeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kreuter
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um ihn fertigmachen zu lassen? Doch was könnte sie dazu bewegen? Sie waren damals nicht im Streit auseinandergegangen. Ihr neuer Typ? Die Begegnung zwischen ihnen hatte bereits stattgefunden.
    Oder hatte Eva sich versteckt, um ihn zu überraschen? Wartete sie hier auf ihn? Sie hatten oft abends in einem der abgestellten Lieferwagen gesessen, wenn es draußen regnete und sie nicht in Evas Zimmer gehen wollten, weil ihre Schwester, die es mit ihr bewohnte, das Feld nicht räumte. Einer der Fahrer vergaß immer, sein Fahrerhaus abzuschließen.
    „Eva?“ rief er laut.
    Doch nichts rührte sich. Auch das Geräusch von vorhin wiederholte sich nicht mehr. Ist vielleicht nur eine Katze gewesen, die hier streunt, dachte Rainer erleichtert.
    Wenn er nur wüßte, was genau Eva eigentlich Sandra aufgetragen hatte. Falls Sandra den Auftrag mißverstand? Sandra war nicht immer zuverlässig. Wenn sie beim Fernsehen gestört wurde, benahm sie sich völlig geistesabwesend und bekam nicht mit, was man zu ihr sagte.
    Es war wohl sinnlos, hier länger seine Zeit zu vergeuden. Rainer kam sich genarrt vor. Wütend startete er sein Moped. Gab Gas. Ließ den Motor aufheulen und drehte lautstark auf dem Hof ein paar Abschiedsrunden.
    Die rechte Parterrewohnung wurde hell. Ein älterer, kahlköpfiger Mann schob die Gardine beiseite und öffnete das Fenster. „Unverschämtheit! Du Lümmel! Was suchst du hier mitten in der Nacht? Mach, daß du wegkommst, oder ich hole die Polizei!“
    Die Enttäuschung und die ganze, lang angestaute Wut über Evas Verrat an ihrer Freundschaft brach in Rainer durch, enthemmte ihn und machte ihn kopflos. „Verzieh dich, Opa, sonst knallt‚s!“ schrie er außer sich und ließ sein Moped noch lauter knattern.
    Auch in Evas Zimmer ging das Licht an. Ihre Schwester kam ans Fenster. Eva folgte ihr, beugte sich hinaus und rief: „Rainer! Hör auf! Hör sofort damit auf! Ich komme runter!“
    Rainer stellte den Motor ab. Ernüchtert und beschämt. Und zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an.
    Der Mann in der Nachbarwohnung schimpfte noch immer. Doch diesmal sprach er mit dem Gesicht ins Zimmer gewandt, offenbar diskutierte er mit seiner Frau. Rainer hoffte, daß er seine Drohung, ihn anzuzeigen, nicht wahr machte.
    Im Treppenhaus ging die Beleuchtung an. Einen Augenblick später trat Eva vor die hellerleuchtete Tür. „Weshalb kommst du erst jetzt?“ rief sie.

    „Ich hab was Schreckliches er...“ Ein dumpfer Knall unterbrach sie. Eva taumelte, schrie: „Rainer...!“ Und brach vor der Haustür zusammen.
    Rainer lehnte sein Moped an die Stoßstange eines Lieferwagens, warf die Zigarette fort und stürzte zu Eva.
    Nebenan beugte sich der alte Mann aus dem Fenster. „Mörder...! Er hat sie umgebracht! Ich hab‚s gesehen! Mörder! Mörder! Hilfe, Polizei!!!“ schrie er.
    „Eva!“ Rainer rüttelte sie an den Schultern. „Eva, was ist denn?“
    Sie antwortete nicht. Sie schien bewußtlos zu sein. Ihr Bademantel färbte sich unterhalb ihrer linken Schulter rot.
    „Einen Arzt! Holt einen Arzt!“ schrie Rainer.
    Mieke, Evas Schwester, erschien erneut am Fenster. Sie beugte sich hinaus, sah das rote Blut auf Evas weißem Bademantel und schrie: „Eva...! Vater, Rainer hat Eva erstochen...! Vater, Mutter, Rainer hat Eva erstochen...!“
    „Erschossen!“ schrie der Nachbar. „Erschossen! Ich hab‚s gesehen!“
    Andere Fenster wurden hell.
    Sie stirbt! dachte Rainer. Sie stirbt! Warum holt denn niemand einen Arzt? Und dachte: Der Kerl, der geschossen hat, muß noch hier sein. Er ist auf dem Hof! Zwischen den Lieferwagen! Er bettete Evas Kopf, den er hielt, auf die Eingangsstufe, und stürzte zu den Lieferwagen.
    „Haltet ihn!“ schrie der Mann aus der Parterrewohnung, und kletterte selbst aufs Fenstersims. „Er will fliehen! Haltet den Mörder...!“
    Leute stürzten aus der Eingangstür.
    Rainer geriet in Panik. Er schwang sich auf sein Moped. Ein Mann lief mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu, stellte sich ihm in den Weg, um ihn aufzuhalten.
    „Vorsicht, der Kerl ist doch bewaffnet! Meinen Mann hat er auch bedroht!“ schrie die Frau aus der Parterrewohnung und versuchte, ihren Mann an der Pyjamajacke ins Zimmer zurückzuzerren.
    „Ich war‚s nicht! Ich war‚s nicht! Der Schuß kam von dort...!“ rief Rainer schluchzend. Er gab Gas. Der Mann, der zwischen ihm und der Toreinfahrt stand, wich seitlich zurück.
    Rainer wendete und brauste vom Hof.

Das Haus von Florian Seibold

    Frau

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