Sandra die Detektivin in Jeans
sie daran dachte, daß ihr Leben künftig nur aus Angst, Betrug und Diebstahl bestand, schnürte es ihr die Kehle zusammen.
Der Kaffeetisch war auf der Veranda gedeckt.
Susi, Herrn Seibolds Dackelhündin, begrüßte die Gratulanten mit freudigem Bellen.
Sie war aufgeregt. Susi war immer aufgeregt, wenn Besucher kamen, denn dann gab es Leckereien, die ihr sonst nicht zugänglich waren. Herrchens wegen. Florian Seibold war Diabetiker, und um seinen Blutzuckerspiegel in normalen Werten zu halten, lebte man im Hause des ehemaligen Rechtsanwalts diät.
Doch heute gab es Kuchen. Seit dem Morgen roch es danach. Auch Braten war zu schnuppern. Er schmorte in der Röhre für das Abendessen. Da hüpfte Susis Hundemagen.
„Herein, herein! Susi, mach Platz! Willst du uns wohl aus den Füßen gehen!“ Florian Seibold führte die Gäste seiner Haushälterin ins Wohnzimmer. Sie waren auch seine Gäste. Er freute sich immer über den Besuch von Frau Ansbachs Familie.
Frau Ansbach kam ihnen strahlend entgegen. Sie ließ sich umarmen und gratulieren und packte ihre Geschenke aus.
„Nein, was für ein hübscher bunter Schal! Ach, ist die Vase herrlich! Danke für den Sekt, Joschi. Und Likör von Gesine! Ihr haltet mich wohl für eine heimliche Säuferin? Schön, daß du mitgekommen bist, Gesine. Wo ist denn Rainer?“
„Er holt Eva ab, Mutter. Sie kommen nach.“
„Hübsch siehst du aus, Sandralein!“ Sandra trug die heiß ersehnte Lurexhose. Frau Ansbach ergriff Sandras Hände und trat einen Schritt zurück, um sie anzuschauen. „Wirklich, die Hose sitzt wie angegossen.“
Ja, einen guten Sitz hatte sie. Und schick war sie auch. Doch war es eigentlich keine geeignete Bekleidung für einen schwülen Sommertag. Sandra fühlte sich beengt und heiß. Doch das hätte sie nie zugegeben. Eher würde sie sich zu Tode darin schwitzen.
Die Kuhglocke über der Gartentür schlug an.
Rainer knatterte auf seinem Moped durch den Seiteneingang und über den Plattenweg zur Verandatreppe.
Eva, dunkelblond und hübsch, kam die Stufen herauf. Sie brachte ein Buch als Geschenk.
„Wie hübsch du wieder gedeckt hast, Mutter“, lobte Frau Faber.
Susi blickte ungeduldig ihr Herrchen an. Na, warum setzte er sich nicht? Gleich waren alle Stühle besetzt, und wo blieben dann sie?
Na — endlich!
Florian Seibold hatte seine Tischkarte gefunden und rückte seinen Stuhl zurecht. Susi ließ sich neben ihm nieder und klopfte erwartungsvoll mit dem Schwanz auf den Boden.
Frau Ansbach zündete die Geburtstagskerzen an. „Bitte, greift zu. Ich hole noch rasch die Schlagsahne und...“
„Du setzt dich jetzt hin, Mutter. Das erledigen Sandra und ich. Du wirst uns nicht an deinem Geburtstag bedienen“, bestimmte Frau Faber. „Ist der Kaffee fertig?“
Frau Ansbach nickte, „Brauchst ihn nur noch umzufüllen. Aber eigentlich hast du es eher nötig als ich, dich auszuruhen.“
„Klar, Mutti. Joschi hilft mir. Komm, Joschi!“ Sandra winkte dem Freund.
Joschis Miene wurde lang. Er hatte keine Lust, hier auch noch Bedienung zu spielen. Als habe er die Aufforderung nicht gehört, wandte er sich mit einer Frage an Rainer.
„Joschi!“ mahnte Sandra an der Wohnzimmertür.
Gesine sprang auf. „Ich helfe dir.“
„Der Joschi ist doch ein echter Drückeberger!“ schimpfte Sandra in der Küche.
„Jungen sind eben so“, meinte Gesine. Sie blickte aus dem Küchenfenster in den großen blühenden Garten mit den alten knorrigen Bäumen. „Bei meinen Großeltern sieht man nur auf schwarze Hinterhofmauern oder auf die Straße. Das bißchen Grünzeug an den Fenstern ist für Oma schon der Gipfel der Glückseligkeit.“
„Ja, ich finde es auch immer schön hier“, sagte Sandra.
„Wie ist das eigentlich in unserer Klasse — muß man da zum Geburtstag einladen?“ fragte Gesine.
Sandra, die den in der Kaffeemaschine zubereiteten Kaffee in eine Warmhaltekanne umfüllte, zuckte mit den Schultern. „Eigentlich schon. Aber nur die, die man mag und mit denen man befreundet ist.“
„Ich habe Ende nächsten Monats Geburtstag“, sagte Gesine. „Aber ich weiß nicht, ob...“ Sie brach verlegen ab. „Sind die böse, wenn ich nicht zu meinem Geburtstag einlade?“
„Nein, du bist ja neu. Aber...“ Sandra legte eine bedeutungsvolle Pause ein. „Es wäre für dich natürlich eine prima Gelegenheit, neue Freunde zu finden.“
Gesine nickte nachdenklich. „Kann man auch zu einem Eis ins Café einladen?“
„Ich weiß nicht. Von uns hat
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