Sandra die Detektivin in Jeans
rügte Fedor.
Die Jungen antworteten nicht. Sie zogen jeder ein Taschentuch aus der Hosentasche, öffneten es und hielten Fedor den Geldbetrag, den sie darin verbargen, entgegen.
Fedor nahm das Geld des kleinsten, der Niki hieß, um es nachzuzählen, und wies Hortense mit einer Kopfbewegung an, Herberts Zahlung zu überprüfen.
Nikis Geld schien zu stimmen. Fedor gab Niki wortlos sein Taschentuch zurück.
„Es fehlen zwei Mark“, sagte Hortense. Sie beugte sich blitzschnell vor, klemmte Herberts Nase zwischen ihren Zeige- und Mittelfinger und drehte sie mit dieser Zange.
Herbert ging in die Knie. „Ich hab sie! Ich hab sie!“ jammerte er, verzweifelt bemüht, sich Hortenses Griff zu entwinden.
Doch Hortense ließ ihn erst los, als er, aufgeregt in seinen Taschen wühlend, das vermißte Zweimarkstück hervorbrachte.
„Deine Abgabe erhöht sich künftig auf fünfundzwanzig Mark“, bestimmte Fedor kalt. „Raus mit euch!“ fügte er schnauzend hinzu. „Du auch!“ Dieser Befehl galt Gesine.
„Aber...!“ Herbert war blaß geworden.
„Raus!“ brüllte Fedor noch einmal.
Die Jungen drängelten, sich gegenseitig behindernd, zur Tür hinaus.
Gesine folgte ihnen fassungslos.
„Die sind gemein, gemein sind die! Die bringe ich um!“ stieß Herbert draußen hervor, jedoch erst, nachdem er sein Fahrrad von der Wand geholt und sich einige Schritte von der Hütte entfernt hatte. Selbst dann noch blickte er ängstlich zurück, um festzustellen, ob jemand ihnen folgte.
Gesine stolperte blind vor Tränen über den Pfad.
„Hör doch auf“, sagte Niki mitleidig.
„Hat das Biest dich auch vorgenommen?“ fragte Herbert.
Gesine nickte zunächst, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Sie haben mir gedroht.“
„Bist du neu? Wie heißt du?“ fragte Niki.
„Gesine. Und du?“
„Niki. Das ist Herbert.“ Er deutete auf den neben ihm hergehenden Leidensgenossen. „Die Maria haben sie neulich fertiggemacht“, erzählte Niki, weil er meinte, es tröste Gesine, daß sie so glimpflich davongekommen war.
„Was haben sie mit ihr gemacht?“
„Alles! Sie wollte sich nämlich drücken.“
„Ist ja nicht wahr!“ Herbert drängte sich mit seinem Fahrrad an Niki vorbei und kam an Gesines Seite. „Maria wollte die Uhren, die sie geklaut hatte, für sich behalten. Klaudia hat es mir erzählt.“
„Ist ja egal, weshalb“, meinte Niki. „Auf jeden Fall ist Maria nicht mehr hergekommen. Da haben sie ihr aufgelauert.“
„Wo?“
„In der Nähe von ihrer Wohnung.“
So weit wagten die sich vor? Gesine dachte darüber nach, während sie mit den Jungen, die sich miteinander unterhielten, durch die Laubenkolonie schritt.
Erst auf der Straße hatte Gesine ihr Grauen soweit überwunden, daß sie nach Einzelheiten zu fragen wagte. „Was... was haben sie mit Maria gemacht?“
„Was die Hortense immer so macht“, sagte Niki.
„Alle waren dabei. Laß mich erzählen“, fiel ihm Herbert ins Wort. „Sie haben der Maria auf dem Waldspielplatz aufgelauert, wo sie immer mit ihrer kleinen Schwester hingeht. Klaudia hat sie hinter ein Gebüsch gezogen. Und dann hat Roland die Maria festhalten müssen, und Hortense und Ruth haben Maria mit Sicherheitsnadeln gelöchert. Überallhin haben sie gestochen, in die Beine, in die Arme, in den Bauch. Sie haben ihre Halskette zugezogen, damit sie keine Luft bekam und nicht schreien konnte. Und Fedor hat sie mit Fußtritten und Fausthieben bearbeitet „Ist nicht wahr!“ fiel ihm Gesine entsetzt ins Wort.
„Doch! In der Zeitung stand, daß Maria mit Blutergüssen heimkam. Hast du‚s nicht gelesen? Stand vorige Woche drin“, sagte Herbert.
Gesines Großeltern kauften keine Zeitungen. „Haben...“ Gesine mußte ihre Lippen mit der Zunge anfeuchten, bevor sie weitersprechen konnte. „Sind ihre Eltern nicht zur Polizei gegangen?“
„Klar doch“, bestätigte Niki. „Aber Maria sagte, es seien fremde Schüler gewesen. Sie hätte sie nicht erkannt.“
„Aber warum?“
„Bist du blöd?“ meinte Herbert. „Sie haben ihr gedroht, sie würden sie töten, wenn sie singt. Mich haben sie einmal gezwungen, mich so lange an einen Ast zu klammern, bis ich fast ohnmächtig wurde. Und dann haben sie mich noch verdroschen. Nur weil ich was sagte, das ihnen nicht paßte.“
„Was habt ihr denn verbrochen? Ich meine, wofür müßt ihr zahlen?“ fragte Gesine.
„Ich hab meinem Vater mal fünf Mark gemopst. Das habe ich in der Schule herumerzählt, ich Depp“, bekannte
Weitere Kostenlose Bücher