Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sandra die Detektivin in Jeans

Sandra die Detektivin in Jeans

Titel: Sandra die Detektivin in Jeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kreuter
Vom Netzwerk:
wenn sie nur das Fünfmarkstück nahm...?
    Nein, das fiel auf. Alles oder nichts mußte sie nehmen.
    Ob Herr Seibold sich daran erinnerte? Frau Ansbach wußte nicht, daß es abgegeben worden war. Und Herr Seibold vergaß es bestimmt. Gesine hatte ihn schon oft zerstreut erlebt. Er wußte nie, wo er seine Brille hingelegt hatte und suchte ständig seine Pfeife. Selbst wenn es ihm tatsächlich einfiel, dann würde er eher vermuten, er habe das Geld irgendwo in seinem Arbeitszimmer abgelegt oder in seine Tasche gesteckt und es auf seinem Spaziergang verloren. Gesine würde er gewiß nicht verdächtigen.
    Gesine wickelte das Geld in ihr Taschentuch und verbarg es in der Gesäßtasche ihrer Jeans.
    Leider hatte Gesine etwas nicht bedacht: In der Behandlung von alltäglichen Nebensächlichkeiten mochte Florian Seibold vielleicht gelegentlich nachlässig sein. Doch Geld oder Schriftstücke betreffend, war er gewissenhaft. Seine langjährige Praxis als Rechtsanwalt hatte ihn dazu erzogen.
    Außerdem bereitete es ihm Vergnügen, Frau Ansbach mit diesem Himbeergeld zu necken.
    „Wenn Sie keinen Wert auf Nebeneinnahmen legen — ich kann sie gebrauchen. Die Himbeeren bleiben stehen!“ hatte sie damals gesagt und ihm die Hacke aus der Hand genommen.
    „Die Himbeeren sind uralt. Sie tragen nicht mehr“, hatte Herr Seibold gemault.
    „Abwarten. Und wenn sie tragen, dann kriegen Sie keinen Pfennig davon“, hatte Frau Ansbach gedroht. Und dann lockerte sie die Erde, schnitt die wildwuchernden Ranken ab, düngte den Boden und bewässerte ihn das ganze Frühjahr hindurch.
    Und wirklich, die Himbeeren erholten sich und blühten in diesem Sommer wie seit Jahren nicht mehr. Den Jungfichten schien es nicht zu schaden. Sie reckten keck ihre kleinen Kronen und setzten üppig wunderschöne gelbgrüne Triebe an.
    Florian Seibold freute sich darüber.
    Doch er war ein Schalk. Er konnte es nicht lassen, andere zu necken. Als er mit Susi vom Spaziergang zurückkam, ging er geradewegs in die Küche.
    „Ihr Kamillentee ist fertig“, empfing ihn Frau Ansbach. Sie stand in der Anrichte und hob die Kuchenreste von den verschiedenen Platten auf einen Einzelteller.
    „Kamillentee!“ sagte Herr Seibold wegwerfend. „Wie wäre es mit einem Stück Kuchen? Die Schokoladentorte habe ich noch nicht probiert.“ Er wendete sich an den Dackel. „Was meinst du, Susi, ob wir noch was kriegen?“
    Susi hechelte heißhungrig und fuhr mit der feuchten rosigen Zunge über ihre Nase.
    „Kommt nicht in Frage“, wehrte Frau Ansbach energisch ab. „Sie haben heute schon genug gesündigt. Eher werfe ich das Zeug in die Mülltonne.“
    „Angesichts der Millionen Hungernden in der Welt wäre das eine viel größere Sünde.“
    Frau Ansbach lachte. „Ich werde nie begreifen, daß Leute sich mit dieser Begründung die Bäuche vollschlagen und ihre Gesundheit ruinieren. Die Hungernden in der Welt profitieren nur dann von den Fleischtöpfen der Satten, wenn diese ihren Konsum einschränken und das Geld, das sie dadurch einsparen, den Hungernden schicken, damit diese sich Lebensmittel kaufen können.“
    „Und Ihre Himbeeren waren madig!“ sagte Herr Seibold bissig.
    Frau Ansbach blickte ihn an, als wäre er geistesgestört. „Wie kommen Sie denn jetzt auf meine Himbeeren?“
    Herr Seibold deutete schmunzelnd auf den Küchenschrank. „Der Junge von Schallers hat Geld für Sie gebracht.“ Er sah die leere Schrankablage. „Ach, Sie haben es schon eingesteckt.“
    Frau Ansbach schüttelte den Kopf. „Ich habe kein Geld gesehen.“
    Herr Seibold trat zum Schrank und klopfte mit dem Zeigefingerknöchel auf die Ablage. „Hier habe ich es hingelegt. Fünfundzwanzig Mark. Ein Schein und eine Münze.“
    „Nein“, beharrte Frau Ansbach. „Auf dem Schrank lag nichts.“
    Florian Seibold kramte in seinen Rock- und Hosentaschen. Doch alles, was er zutage förderte, war sein Brillenetui, Tabaksbeutel, ein Taschentuch und ein Hausschlüssel mit Anhänger.
    Frau Ansbach sah den Schlüssel. Sie streckte ihre Hand danach aus und bemerkte: „Sie haben ihn wieder nicht ans Schlüsselbrett gehängt! Geben Sie ihn mir, bitte! Sonst geht der auch noch verloren.“
    Florian Seibold kratzte seine Halbglatze. „Wo habe ich denn...?“
    Er schlurfte eilig in sein Arbeitszimmer, um auf seinem Schreibtisch nachzusehen, kehrte jedoch an der Tür um, kam zurück und sagte: „Ich weiß es genau. Hier neben die Salatschüssel habe ich das Geld hingelegt. Und zwar das

Weitere Kostenlose Bücher