Sandra die Detektivin in Jeans
ihre Großmutter seufzen. Der Hörer wurde neben das Telefon gelegt. Ihre Schritte entfernten sich.
Nach einer Weile wurden andere Schritte laut.
„Sandra? Was gibt‚s denn Dringendes?“ fragte Herr Seibold.
„Bitte, entschuldigen Sie die späte Störung. Ich möchte Sie nur etwas fragen, Herr Seibold“, sagte Sandra.
„Ja, gern.“
„Da ist nämlich... Also, ich habe ein Problem...“
„Das habe ich mir schon gedacht“, scherzte Herr Seibold.
„Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll.“
„Versuche es.“
Sandra riß sich zusammen.
„Wenn jemand eine strafbare Handlung begeht zu dem Zweck, eine kriminelle Jugendbande zu überführen, macht er sich dann selbst strafbar?“ platzte sie heraus.
Auf der anderen Seite blieb es einen Moment still.
„Wiederhole das, bitte“, bat Herr Seibold dann.
„Ja, also, in einem Krimi, nicht? Da wurde ein Detektiv in eine Verbrecherbande eingeschmuggelt. Er gab sich als ihr Komplize aus, und um die Bande auf frischer Tat zu ertappen, beteiligte er sich an einem Bankeinbruch... Verstehen Sie, worauf ich hinaus will?“
Herr Seibold lachte. „Ich verstehe nur, daß du zu viele und zu schlechte Krimis siehst.“
Sandra zog die Luft ein.
„Entschuldigen Sie, daß ich angerufen habe“, sagte sie gekränkt und wollte den Hörer auflegen.
Doch Herr Seibold rief: „Warte, Sandra! — Bist du noch dran?“ Und als Sandra dies mit einem verschnupften „Ja“ bestätigte, sagte er: „Sprich nicht in Rätseln. Komm bitte zur Sache, Sandra.“
„Aber das habe ich eben getan!“ rief Sandra verzweifelt. „Das, was ich Ihnen eben von dem Krimi erzählte, ist genau das Problem, weshalb ich Sie anrufe. Sie sollen mir sagen, ob ich... ich meine, ob dieser Jemand sich strafbar macht, wenn er...“
Joschi kam zu ihr gelaufen.
Er beugte sich über den Hörer und rief: „Es geht um die Sache mit Gesine, Herr Seibold!“
Sandra versuchte wütend, Joschi zurückzudrängen.
Doch Herr Seibold bat: „Gib mir den Joschi, Sandra.“
Sandra übergab Joschi den Hörer.
Joschi klärte Herrn Seibold knapp und zügig über den wahren Sachverhalt auf.
„Und das alles habt ihr beide euch ganz allein ausgedacht?“ fragte Herr Seibold.
„Es war Sandras Idee. Sandra hat auch die Ermittlungen angestellt. Ich habe sie nur zur Laubenkolonie begleitet. Sandra hat die Bande aufgespürt“, erzählte Joschi. — „Er hat gesagt ,Alle Achtung!“„, sagte Joschi zu Sandra, die mit trotzigem Gesicht an der Wand lehnte, um sie zu versöhnen.
„Gib mir Sandra noch einmal“, sagte Herr Seibold.
Joschi hielt Sandra den Hörer hin. „Sollst mal kommen.“
Sandra nahm den Hörer widerwillig. „Ja?“
„Also, das ist ja schon sehr gekonnt, was du da geleistet hast“, lobte Herr Seibold. „Die Polizei wird sich bei dir bedanken. Aber nun mußt du den Fall abgeben...“
Sandra unterbrach ihn empört. „Jetzt, wo ich gerade dabei bin, die Bande zu überführen? Noch ist ihr ja nichts Konkretes nachzuweisen.“
„O doch!“ widersprach Herr Seibold. „Du hast immerhin herausbekommen, daß es die Fedorbande war, die Gesine erpreßte. Die Kripo hat ebenfalls bereits einiges ermittelt. Sie hat übrigens Kenntnis von der Erpressung. Gesines Großmutter brachte den Brief gegen den Willen ihrer Schwiegertochter ins Polizeipräsidium.“
Deshalb also die gründlichen Nachforschungen und Verhöre in der Schule! fiel es Sandra ein.
„Kriminalhauptkommissar Kresser, mit dem ich befreundet bin, hat heute abend bei mir gegessen. Er ist noch hier. Ich frage ihn, was zu tun ist. Geh nicht aus. Ich rufe zurück“, sagte Herr Seibold.
„Ist gut“, erwiderte Sandra.
Aufgeregt und ungeduldig wartete sie mit Joschi auf seinen Bescheid.
Endlich klingelte das Telefon.
Doch es war Sandras Mutter, die sich wie gewöhnlich während ihres Nachtdienstes davon überzeugte, ob Sandra zu Hause und alles in Ordnung sei.
Sandra bestätigte es knapp und wünschte ihrer Mutter eine angenehme Nacht.
„Ist Joschi bei dir?“ fragte Frau Faber.
„Wie kommst du darauf?“
„Weil du es so eilig hast, mich loszuwerden“, sagte ihre Mutter lachend.
„Ja, er ist hier“, bestätigte Sandra.
„Grüß ihn. Er soll nicht zu lange bleiben. Ihr habt morgen wieder einen anstrengenden Tag.“
Du sagst es! dachte Sandra.
Sie hatte kaum den Hörer aufgelegt, als das Telefon erneut klingelte.
Diesmal war es Herr Seibold.
„Nimm dir morgen in der Schule frei, Sandra. Herr Kresser bittet
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