Sandra und die Stimme der Fremden
treuherzigem Blick.
Die Frau schnappte den Köder. „Und ob sie uns schädigt!“ bestätigte sie böse. „Sie holt sich Hunde aus dem Tierheim, behält sie ein paar Tage oder Wochen und bietet sie dann in der Zeitung gegen Erstattung der Futterkosten an. Die verdient doch daran!“
„Aber das Tierheim ist auf ihrer Seite. Wir haben gehört, daß die Katzen-Marie sogar einen Anwalt eingeschaltet hat, um sich gegen die Angriffe der Züchter zu schützen. Es war nämlich mal eine Frau von einem Züchter bei ihr, die sie bedrohte“, sagte Joschi, um die Frau zu weiteren Eingeständnissen zu bewegen.
Doch diesmal fiel die Züchterin nicht darauf herein. „Wer ist denn dieser Anwalt?“ fragte sie hellhörig.
Sandra machte Joschi ein Zeichen, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Doch Joschi drehte sich gerade zu Franziska um, die mit einem Eimer voll Hundefrischfutter zu ihnen trat, so daß er Sandras Warnung nicht sah.
„Herr Seibold. Er wohnt neben der Katzen-Marie“, sägte er. „Ich kenne den Mann“, erklärte Franziska. „Er spaziert immer mit seinem Dackel am Fluß entlang.“
„So, so...“, sagte die Züchterin nachdenklich.
Dann straffte sie ihren Rücken und bemerkte abschließend: „Also, dann bis bald. Ich bin überzeugt, daß eure Eltern mit einem Hund von der Katzen-Marie nicht einverstanden sein werden. Bring das Futter hinein, Franziska! Die Hunde sind schon ganz außer sich. Sie riechen das Fleisch“, befahl sie ihrer Nichte.
„Dürfen wir noch ein bißchen bei den Zwingern bleiben und die Hunde beobachten?“ bat Sandra, wobei sie hoffte, Franziska käme zurück, damit sie sie über ihre Tante aushorchen konnten.
„Warum nicht? Aber laßt die Zwinger zu und geht nicht zu nahe heran. Die Alten sind bissig gegenüber Fremden, wenn sie ihre Welpen bedroht fühlen“, warnte die Züchterin und folgte Franziska ins Haus.
„Du bist vielleicht dämlich! Weshalb hast du das von Herrn Seibold gesagt?“ schalt Sandra Joschi aus.
„Um ihre Reaktion darauf zu sehen. Sie war auch ganz schön überrascht. Sie hat bestimmt kein reines Gewissen.“
Er hörte Schritte aus dem Haus kommen und drehte sich um.
Es war Franziska.
„Ist deine Tante immer so aufgeregt?“ fragte Sandra.
„Ach, es geht ihr nicht gut. Seit Tagen plagt sie sich mit einer Erkältung herum. Und dann erwähnt ihr auch noch die Katzen-Marie! Etwas Dümmeres hättet ihr nicht tun können. Vielleicht wäre die Tante mit dem Preis für einen Bedlington heruntergegangen“, sagte Franziska.
„Verdirbt die Katzen-Marie euch tatsächlich das Geschäft?“ fragte Sandra.
Franziska nickte. „Früher haben die Schiffer und die Hafenarbeiterfamilien ihre Hunde ausschließlich bei uns gekauft. Jetzt überlegen sie es sich dreimal, bevor sie einen unserer teuren Rassehunde kaufen, wo sie sie bei der Katzen-Marie fast umsonst kriegen.“
„Aber das Tierheim gibt doch auch Hunde ab“, wandte Sandra ein.
„Das Tierheim liegt am anderen Ende der Stadt. Dorthin ist den meisten Leuten von hier der Weg zu weit.“
„Deine Tante sagt, sie würde etwas gegen die Katzen-Marie unternehmen. Was hat sie vor?“ fragte Joschi.
Franziska zuckte die Schultern. „Ach, das sagt sie nur so. Sie ärgert sich halt über die Katzen-Marie. Diese Frau ist aber auch ein harter Brocken. Meine Tante war mal bei ihr, um sie zur Rede zu stellen. Aber sie hat sie nicht bedroht. Das muß jemand anders gewesen sein.“
„Was sagte die Katzen-Marie denn da?“ forschte Sandra, obwohl sie es wußte, denn sie stand ja im Schuppen, als die Katzen-Marie auf die Züchterin losging.
Franziska lachte ärgerlich. „Die Katzen-Marie behauptete doch glatt, wir Züchter seien schuld an dem trostlosen Schicksal der Hunde in den Tierheimen. Sie meinte, solange jedermann ohne Befähigungsnachweis Hunde züchten und verkaufen dürfe, gäbe es weiterhin diese Hundeschwemme, und gewissenlose Hundebesitzer, die ihre Tiere aussetzen, wenn sie ihrer überdrüssig sind. Die Katzen-Marie drohte damit, sich an die zuständigen staatlichen Stellen zu wenden, damit geeignete Mittel geschaffen würden, um den wilden Hundezüchtern und dem wilden Handel mit Hunden das Handwerk zu legen.“
„Und — gehört ihr dazu?“ fragte Sandra gespannt.
Franziska hob vielsagend die Schultern.
Es gab also durchaus gewichtige Gründe für die Züchterin, die Katzen-Marie auszuschalten, sagten sich Sandra und Joschi.
Währenddessen war Herr Seibold mit Susi zum Neffen der
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