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Sandra und die Stimme der Fremden

Sandra und die Stimme der Fremden

Titel: Sandra und die Stimme der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kreuter
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Schiff! Garten mit altem Akazienbaum... Und nennen Sie mich nicht Opa! Ich bin nicht Ihr...“ Im selben Moment kehrte die Erinnerung zurück.
    „Ich... bin... überfallen... worden!“ sagte er. Er sagte es erstaunt, andächtig fast, und jedes Wort einzeln betonend, als könnte er so die Ungeheuerlichkeit besser erfassen.
    Doch dann überwältigte ihn der Schock.
    „Ach Gott, Opa, nun kippen Sie mir nicht wieder um!“ sagte der Fremde.
    Doch Florian Seibold antwortete nicht mehr.
    Der Fremde wartete eine Weile. Dann hockte er sich nieder, zog Florian Seibolds Hände und Arme von hinten über seine Schultern, richtete sich auf, und machte sich mit seiner Last auf die Suche nach dem alten hohen Akazienbaum, den er kannte wie alle Schiffsleute, die ständig flußauf- und abwärts fuhren.

    Florian Seibold blinzelte in den Schein der Nachttischlampe, die voll auf sein Gesicht fiel.
    Er versuchte sich aufzurichten, doch eine feste Hand drückte ihn auf das Kopfkissen zurück.
    „Schön ruhig, mein Lieber“, sagte der Hausarzt und Freund, Dr. Neffgen, und drehte mit der anderen Hand die Nachttischlampe um, so daß Florian Seibolds Gesicht im Halbschatten lag.
    „Weshalb liege ich im Bett? Bin ich so übel zugerichtet?“ erkundigte sich Florian Seibold. Er befühlte seinen Kopf, um festzustellen, ob er einen Verband trug. Doch außer einer schmerzhaften Schwellung, die er hinter dem linken Ohr ertastete, konnte er weder eine Verletzung noch ein Pflaster ausmachen.
    „Weshalb habt ihr mich ins Bett gepackt?“ wiederholte er grollend und richtete sich erneut auf.
    „Weil du eine Herzattacke erlitten hast. Und nun lieg endlich still, sonst muß ich dir eine Beruhigungsspritze geben“, sagte Dr. Neffgen, während Frau Ansbach, die am Fußende des Bettes stand, laut in ihr Taschentuch schluchzte.
    „Geht’s mit mir zu Ende?“ fragte Herr Seibold mißtrauisch.
    „Ach, geh! Wie kommst du denn darauf? Mach dich nicht selbst verrückt“, sagte der Freund ärgerlich.
    „Warum heult sie dann? Sag mir die Wahrheit“, verlangte Florian Seibold energisch. Doch sein ängstlicher Blick widersprach seiner Forschheit. Beklommen wartete er auf das Urteil des Arztes.
    „Dein Herz ist ein bißchen angegriffen. Ein Schwächeanfall, sonst nichts. Du mußt dich schonen und ein paar Tage liegenbleiben“, erklärte ihm Dr. Neffgen zu seiner Erleichterung.
    „Ein Matrose hat Sie hergebracht“, sagte Frau Ansbach.
    „Was ist eigentlich vorgefallen? Du hast nämlich auch noch eine Beule hinterm Ohr. Sie kann nicht daher rühren, daß du gestürzt bist, als dir schlecht wurde“, sagte der Arzt.
    „Schlecht wurde mir erst später. Ich bin niedergeschlagen worden“, berichtete Herr Seibold schwach und schloß die Augen, weil er sich plötzlich wieder elend fühlte.
    „O Gott!“ Frau Ansbach schlug die Hände vor den Mund.
    Dr. Neffgen, der den Patienten beobachtete, ergriff sein Handgelenk und kontrollierte Florian Seibolds Pulsschlag. „Mußtest du erbrechen? Hast du Kopfschmerzen?“ forschte er. „Mein Schädel brummt noch ein bißchen.“
    „Haben Sie den Kerl erkannt?“ wollte Frau Ansbach wissen. Dr. Neffgen winkte ihr, den Patienten damit jetzt nicht zu behelligen. „Du hast eine leichte Gehirnerschütterung, Florian“, sagte er. „Das beste ist, du schläfst jetzt ein bißchen.“ Doch Herr Seibold öffnete die Augen und fragte: „Bin ich ausgeraubt worden?“
    „Nein, Ihre Brieftasche und Ihr Geldbeutel mit insgesamt hundertfünfzig Mark sind da“, erwiderte Frau Ansbach.
    „Ja, was wollte der Kerl denn dann von mir?“ rätselte Herr Seibold.
    „Grüble jetzt nicht darüber nach. Gönn dir Ruhe, Florian“, befahl ihm der Arzt. Und zu Frau Ansbach gewandt flüsterte er: „Ich spritze ihm besser doch ein Schlafmittel.“
    „Untersteh dich! Ich muß nachdenken!“ wehrte sich Florian Seibold, der die Worte des Arztes gehört hatte.
    Doch Dr. Neffgen öffnete eine Ampulle, zog den Inhalt durch eine Nadel und spritzte ihm das Medikament in den Oberschenkel. „Tschüs“, sagte er. Er deckte Florian Seibold zu, nahm seine Tasche und verließ das Zimmer.
    „Falls Sie mich heute nacht brauchen, was ich aber nicht glaube, dann rufen Sie mich an. Andernfalls komme ich morgen vor der Sprechstunde vorbei“, sagte er zu Frau Ansbach, die ihn hinausbegleitete.
    „Steht es wirklich nicht schlimm um ihn?“ erkundigte sich Frau Ansbach besorgt.
    „Daß er Diabetes und einen erhöhten Blutdruck hat, ist uns ja

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