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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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zweimal richtig tief Luft zu holen. Gern hätte sie sich auch das Haar gewaschen und ein schönes langes Bad genommen, doch dergleichen kam für sie nicht infrage. Radcliffe mochte ja jeden Moment zurückkehren.
    Bei dem Gedanken an den Mann seufzte Charlie unglücklich. Die Tatsache, dass es ihr nicht gelungen war, die Pistole zu kaufen und sich mit Beth aus dem Staub zu machen, war ihr beim Erwachen nicht gleich bewusst gewesen. Jetzt dafür umso mehr. Es bedeutete letzten Endes, dass sie sich noch eine Tagesreise von ihrem vorgesehenen Ziel entfernen würden …
    Sie legte die Bürste aus der Hand und zog sich den Hemdkragen so weit von ihrem Nacken, dass sie den langen Zopf wieder unter das Hemd stecken konnte.
    Eigentlich bedauerte sie gar nicht, dass sie nicht hatten fliehen können. Radcliffe war freundlich zu ihnen gewesen, und sie fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, mitten in der Nacht fortzuschleichen.
    Ein leises Pochen ließ sie kurz erstarren. Charlie stülpte sich rasch die Perücke wieder auf den Kopf. Die Tür ging auf, und Beth schaute herein.
    „Oh, gut, dass du allein bist.“ Sie schlüpfte ins Zimmer und trat zu ihrer Schwester, die aufgestanden war.
    „Leider ist es mir nicht gelungen, die Pistole zu erhalten“, entschuldigte sich Charlie sofort.
    „Gut“, meinte Beth, und als Charlie sie verblüfft anschaute, zuckte sie nur die Schultern. „Ich wollte eigentlich gar nicht vor Lord Radcliffe weglaufen. Im Übrigen habe ich mir überlegt, dass London für uns beide wohl das bessere Ziel ist. Es wäre doch gut, wenn wir mit richtigem Geld statt nur mit Schmuck bei Ralphy einträfen. Und mit Radcliffes Hilfe sind wir sicher, dass wir für Mutters Juwelen einen fairen Preis erzielen. Später können wir ja dann immer noch zu Ralphy reisen, wenn es denn sein muss.“
    „Was soll das heißen: ‚wenn es denn sein muss?“
    „Nun …“ Beth schmollte ein bisschen. „Möglicherweise gefällt es uns ja, uns in der feinen Gesellschaft zu zeigen.“
    „Beth, das geht doch nicht!“
    „Wieso denn nicht?“
    „Das liegt doch auf der Hand. Sobald Onkel Henry von unserem Auftreten in London hört, wird er …“
    „Weshalb muss er davon unbedingt etwas hören?“
    „Wie ließe sich das denn vermeiden?“ fragte Charlie ärgerlich.
    „Er wird es nicht erfahren, wenn wir nicht unsere richtigen Namen angeben“, erklärte Beth ganz einfach.
    Charlie verdrehte die Augen. „Oh ja, falsche Namen sind selbstverständlich die Lösung! Wie viele Zwillinge gibt es wohl deiner Meinung nach in England, Beth? Und wie viele davon, glaubst du, sind in unserem Alter und werden in dieser Saison in die Gesellschaft eingeführt? Und wie viele haben braunes Haar und schwarze Augen?“
    „Wir müssen ja niemandem sagen, dass wir Zwillinge sind.“
    „Meinst du, das merkt man nicht?“
    „Ja, das meine ich … Charles.“
    Es dauerte einen Moment, bis es Charlie dämmerte, und dann spürte sie einen Schmerz, den sie verbarg, indem sie sich abwandte. „Verstehe. Du möchtest, dass ich diese Scharade fortsetze, so dass du dein Debüt bekommst“, flüsterte sie unglücklich.
    „Charlie …“ Beth berührte sie am Arm, doch ihre Zwillingsschwester zog ihn rasch fort.
    „Schon gut.“
    „Nicht doch. Du hast das missverstanden. Ich dachte, dass wir uns beide einen Ehemann suchen.“
    Charlie lachte rau auf. „Als Mann dürfte ich wohl Schwierigkeiten haben, einen Gatten zu finden, Schwester.“
    „Nicht, wenn wir uns in dieser Rolle abwechseln.“ Als Charlie ihre Schwester verständnislos anblickte, fuhr Beth fort: „Wir könnten doch immer hin und her wechseln. An einem Abend bist du der Bruder, und ich bin die Schwester, und am nächsten Abend tauschen wir die Rollen. Auf diese Weise können wir uns aussuchen, wen wir wollen. Wenn wir uns dann über die infrage kommenden Männer ganz sicher sind, können wir ja die Wahrheit sagen.“
    Charlie war verblüfft. „Du würdest ab und zu den Jungen spielen?“
    Beth nickte feierlich, doch nach einem Moment zuckten ihre Lippen. „Es kommt mir tatsächlich so vor, als hättest du als Junge mehr Spaß, Charlie.“
    „Wieso Spaß?“
    „Na, schau doch mal – gestern übte Lord Radcliffe mit dir das Schießen, und dann bist du die ganze Nacht aufgeblieben, bis du betrunken umfielst.“
    „Was?“ rief Charlie entsetzt.
    „Gewiss. Die Frau des Gastwirts hat mir alles erzählt. Ihr Ehemann berichtete ihr, du hättest fast ein kleines Bierfass ausgetrunken

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