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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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ihn strahlend an und bückte sich, um eine der Reisetaschen aufzuheben. Beth wollte sogleich die andere nehmen, doch Radcliffe kam ihr mit einer schnellen Bewegung zuvor.
    „Die trage ich, Kind. Sie ist ziemlich schwer. Und nun kommt mit nach unten. Je eher ihr frühstückt, desto eher können wir abreisen. Morgen werdet ihr den Luxus einer Kutschfahrt in die Hauptstadt genießen.“
    „Wie schön“, flüsterte Beth auf dem Weg zur Tür. Charlie lächelte. Ja, es war wirklich schön, eine Kutschfahrt zu genießen nach den langen Ritten, den harten Sätteln und dem in die Gesichter gewirbelten Staub. Einfach himmlisch wäre es.

4. KAPITEL
     
    Kutschen sind die Erfindung des Teufels.
    Zu dieser Erkenntnis gelangte Charlie während der ersten Stunde der Fahrt. Sie war nie weit von daheim weg gewesen. Ihre Eltern hatten nicht viel von Reisen gehalten und waren lieber zu Haus bei ihren Töchtern geblieben, und deswegen hatten sie auch nur zwei Kutschen besessen. Eine davon ging in der Nacht des Unfalls, bei dem Mama und Papa umgekommen waren, zu Bruch, und die andere hatte Onkel Henry im letzten Jahr verkauft, als das Geld der Familie ausgegangen war.
    Jetzt war Charlie richtig dankbar für diesen Verkauf, denn dieser Wagen hier rumpelte wieder einmal so heftig über ein Schlagloch, dass es einen beinahe vom Sitz warf. Sie zumindest wollte sich auf keinen Fall je eine solche höllische Erfindung zulegen.
    Sie hielt sich am Sitz fest, biss die Zähne zusammen und betete im Stillen, dass es nicht mehr allzu weit nach London sein möge. Es kam ihr so vor, als wären sie schon seit Tagen unterwegs, und falls sie nicht bald in der Hauptstadt ankämen, würde sie sich ganz gewiss noch über den edlen Gastgeber erbrechen. In der unbelüfteten Schachtel, in der sie sich alle zusammendrängten, hielt sie es nicht mehr viel länger aus.
    Als sie Beth’ besorgte Miene sah, rang sich Charlie ein beruhigendes Lächeln ab. Danach schloss sie die Augen und versuchte sich vorzustellen, sie befände sich sonst wo, nur nicht in diesem ungefederten, luftlosen Gefährt, das sich rumpelnd über die ausgefahrene Landstraße quälte. Kein Mensch bekommt mich noch einmal in ein solches Vehikel, dachte sie in ihrer Verzweiflung, öffnete die Augen und griff zu der Klinke des Wagenschlages.
    Beth merkte, was sie vorhatte, und stieß einen Warnruf aus, der Lord Radcliffe aufschreckte. Als er Charlies grün angelaufenes Gesicht und ihre Hand an der Klinke sah, rief er dem Kutscher etwas zu, und der Wagen hielt an. Charlie riss den Schlag auf und stolperte aus der Kutsche. Sie kniete sich neben dem Gefährt ins Gras und erbrach ihr ganzes Frühstück.
    Radcliffe erschien hinter ihr. „Du lieber Himmel!“
    Bei diesem bestürzten Ausruf drehte sich Charlie um und sah, wie der Lord Beth beim Arm nahm und sie in die Kutsche zurückdrängte. Doch damit war das Mädchen nicht einverstanden. Beth öffnete den kleinen Beutel, den sie stets an ihrem Handgelenk trug, holte ein Fläschchen heraus und kniete sich neben ihre Schwester. „Hier, Charlie, nimm dies. Es wird deinen Magen beruhigen.“
    Charlie warf nur einen Blick auf das Fläschchen, und schon übergab sie sich aufs Neue. Geduldig wartete Beth den neuerlichen Anfall ab und hielt dann ihrer Schwester das Fläschchen wieder hin. Diesmal nahm Charlie es entgegen und schaffte es sogar, etwas von dem Inhalt zu schlucken. Danach stand sie wackelig auf und taumelte schwach gegen die Kutsche.
    Radcliffe hüstelte. Der Mann hatte sich vom Straßenrand abgewandt und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, als wartete er darauf, dass Charlie wieder zu sich käme. Nach einem Augenblick schaute er sie fragend an.
    „Geht es dir jetzt besser? Können wir wieder einsteigen und weiterfahren?“
    Bei dieser Aussicht schloss Charlie stöhnend die Augen, stieß sich von der Kutsche ab und kniete sich aufs Neue ins Gras. Sofort war Beth neben ihr, flüsterte ihr beruhigende Worte zu und hielt ihre bebenden Schultern, während Charlie sich noch einmal übergab.
    Radcliffe stand neben der Kutsche, betrachtete die Geschwister und seufzte. Die letzten beiden Tage waren nicht sehr erfolgreich gewesen.
    Er hatte unter einem fürchterlichen Kater gelitten, als er die Zwillinge gestern endlich zum Frühstück bringen und dann abreisen konnte. Sehr zu seinem Missvergnügen schien der Junge nicht unter denselben Problemen gelitten zu haben. Der hatte die gestrige Fahrt fröhlich überstanden und munter mit seiner

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