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Sanft berührt – und schon verführt?

Sanft berührt – und schon verführt?

Titel: Sanft berührt – und schon verführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Maynard
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Bügel in ihrem Schrank waren nicht mehr da gewesen. Als hätte sie nie existiert. Er hatte sich dann in dem leeren Kleiderschrank zusammengerollt, weinend und verzweifelt. Niemand hatte ihn getröstet, er war ganz allein gewesen.
    Noch heute erinnerte sich Kieran genau an dieses Gefühl.
    Kein Kind sollte so etwas durchmachen müssen. Sein Vater war nach dem Tod der Mutter vollkommen zusammengebrochen, sodass er seine Kinder nicht hatte trösten können. Um den Verlust und die innere Einsamkeit ertragen zu können, hatten die Kinder es sich angewöhnt, Gefühle zu unterdrücken, ja, gar nicht erst zuzulassen. Der Vater hatte Jahre gebraucht, bis er einigermaßen über den Tod der geliebten Frau hinweg war, doch da war es bereits zu spät gewesen. Die Söhne liebten zwar den Vater, waren jedoch zu keinerlei anderen Empfindungen mehr fähig.
    Leise fluchend kickte Kieran auf der Einfahrt ein Steinchen weg. War Cammie denn nun seine Tochter? Hundert Prozent sicher war er nicht. Dennoch konnte er einfach nicht glauben, dass Olivia sich nach seinem Verschwinden sofort mit einem anderen Mann eingelassen haben sollte. Allerdings hatte er sie sehr verletzt, gut möglich, dass es eine Trotzreaktion gewesen war.
    Das Mädchen auf dem Foto in Olivias Haus hatte die Gesichtszüge einer Wolff, aber vielleicht wollte er das auch nur so sehen.
    Sein Handy piepste. Ein Blick auf das Display verriet ihm, dass Olivia das Tor unten passiert hatte. Kierans hatte ihr angeboten, sie mit dem Firmenjet abzuholen, aber sie hatte glattweg abgelehnt. Und auch vom Flugplatz aus wollte sie mit einem Mietwagen kommen. Was sie damit ausdrücken wollte, war ihm klar. Sie war in keiner Form von Kieran abhängig, sie brauchte ihn nicht.
    Das wird sich ändern, dafür werde ich schon sorgen …
    Als der bescheidene Mietwagen die Einfahrt hochfuhr, beschleunigte sich Kierans Puls und sein Herz fing plötzlich wie verrückt an zu schlagen. Das hatte mit Olivia zu tun, aber mehr noch mit der Aussicht, zum ersten Mal seinen Sprössling zu sehen.
    Der Wagen hielt und Olivia stieg aus. Im selben Augenblick wurde die hintere Tür aufgestoßen, und ein kleines zierliches Mädchen sprang heraus.
    Cammie!
    Ihr braunes Haar war zu zwei Rattenschwänzchen gebunden. Vorsichtig und anscheinend unsicher angesichts der neuen Umgebung sah sie sich um. Dann entdeckte sie Kieran und starrte ihn aus großen Augen an.
    Er erwiderte ihren Blick und musterte sie eingehend. So schwer es ihm auch fiel, er musste zugeben, dass sie seiner Familie überhaupt nicht ähnelte. Sie sah einfach aus wie ein kleines Mädchen mit dünnen Zöpfchen.
    Sie griff nach der Hand der Mutter. „Das sieht ja aus wie ein richtiges Schloss. Schlafen wir hier?“
    „Ja, ein paar Nächte.“
    Kieran fragte sich, ob auch Olivia von dem Haus beeindruckt war. Sie war als einziges Kind sehr wohlhabender Eltern sicher einiges gewohnt, aber dieses Gebäude, halb Festung, halb Märchenschloss, war schon etwas Besonderes. Mit seinen dicken grauen Steinmauern wirkte es beinahe abweisend, passte jedoch sehr gut hier auf die Bergspitze.
    „Wer ist das, Mommy?“
    Kieran machte einen Schritt auf die beiden zu, aber bevor er etwas sagen konnte, warf Olivia ihm einen warnenden Blick zu. „Er heißt Kieran und ist ein Freund von mir. Du kannst Mr Wolff zu ihm sagen.“
    „Vielleicht sollte sie mich lieber Kieran nennen, denn sie wird hier noch vielen Mr Wolffs begegnen“, sagte Kieran lächelnd und kniete sich vor Cammie hin. „Wir freuen uns, dass du uns mit deiner Mommy besuchst. Möchtest du mit mir zu den Pferden gehen?“
    Diese Augen … Erst jetzt fiel ihm auf, dass Cammie die gleiche Augenfarbe hatte wie er, ein Bernsteinbraun mit helleren und dunkleren Flecken. Er blickte zu Olivia hoch. Nun sag’s schon, nun gib es schon zu …
    Doch sie blieb kühl. „Ich glaube, Cammie und ich sollten uns erst ein bisschen ausruhen. Es war ein langer Flug, und wir sind beide müde.“
    „Mommy, bitte!“, bettelte Cammie. „Ich mag Pferde doch so gern!“
    Kieran richtete sich wieder auf. „Wir gehen nur einmal kurz zu den Pferden, das wird ihr schon nicht schaden. Aber dann machst du brav deinen Nachmittagsschlaf, Cammie, ja?“
    Die Kleine war schlau genug, um zu wissen, wann sie einzulenken hatte. „Na gut“, sagte sie resigniert und hörte sich dabei sehr erwachsen an. Schnell griff sie nach Kierans Hand. „Komm, bevor sie es sich anders überlegt.“
    Langsam folgte Olivia den beiden. Vielleicht

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