Sanft berührt – und schon verführt?
nicht leisten, mich noch einmal mit dir einzulassen. Dass wir eine gemeinsame Tochter haben, macht alles schon kompliziert genug. Lass uns das, was hier gerade passiert ist, als eine Erinnerung an alte Zeiten betrachten, die aber weiter keine Bedeutung hat.“
„Warum? Es kann doch nicht schlimm für Cammie sein, zu sehen, dass wir gut miteinander zurechtkommen.“
„Das können wir auch, ohne dass wir miteinander ins Bett gehen. Ich bin nur kurz hier. Und im Gegensatz zu dir betrachte ich Sex nicht nur als angenehmen Zeitvertreib.“
Jetzt war er sauer. „Wie kommst du darauf, dass ich das so sehe?“
Er brauchte nur wenige schnelle Schritte, dann war er bei ihr. „Du hast eine starke Wirkung auf mich, Olivia. Ich mag dich. Und ich weiß, wir haben ein Kind. Sex mit dir ist mehr als ein angenehmer Zeitvertreib, auch für mich.“
Sie presste sich mit dem Rücken gegen die Tür, so dicht stand er vor ihr. „Merkst du nicht, dass du mich schon wieder bedrängst?“, stieß sie hervor.
Verdammt! Er war schon wieder hart. Und begehrte sie. Und war wütend, dass sie ihn für so oberflächlich hielt. Er machte zwei Schritte rückwärts und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast mehr Kraft, als du glaubst. Aber so leicht wirst du mich nicht los.“
Sie griff hinter sich, fand die Klinke und öffnete die Tür. Und da er splitternackt war, konnte er ihr nicht in den Flur folgen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als die Tür hinter ihr zu schließen.
Lange blieb er so stehen und drückte die Stirn gegen die Tür. Olivia machte ihn wahnsinnig. Es ging immer zwei Schritte voran und dann wieder einen zurück. Vielleicht sollte er die ganze Sache anders anpacken. Er würde sich jetzt verstärkt um seine Tochter kümmern. Und wer weiß, wenn er Olivia mehr oder weniger links liegen ließ, vielleicht würde sie dann erkennen, dass auch sie ihn begehrte und es ohne ihn nur schwer aushielt. Und freiwillig in seine Arme zurückkehren.
5. KAPITEL
Ein seltsames Haus. Eine Vielzahl ungewohnter Geräusche in der Nacht. Und in ihren Träumen tauchte immer wieder Kieran Wolff auf. Kein Wunder, dass Olivia schlecht schlief. Sie hatte einfach keine Abwehrmechanismen ihm gegenüber, heute ebenso wenig wie damals in Oxford. Er brauchte nur mit den Fingern zu schnippen, und schon fiel sie ihm in die Arme.
Das machte sie wütend. Außerdem war es irgendwie demütigend – aber leider auch sehr aufregend. In den Jahren nach Cammies Geburt hatte sie ein gutes Leben gehabt, angenehm und ohne Aufregungen, genauso wie sie es sich gewünscht hatte. Aber welche Frau unter dreißig – und bis dahin fehlten ihr immerhin noch zwei Jahre – konnte damit auf die Dauer zufrieden sein?
Dass Kieran plötzlich wieder aufgetaucht war, hatte wie ein Adrenalinstoß auf sie gewirkt. Zwar hatte sie jetzt Angst, war unruhig, machte sich Sorgen und fühlte sich herausgefordert, doch wenigstens langweilte sie sich nicht.
Um vier Uhr morgens war sie endlich tief eingeschlafen, aber nicht für lange. In der Morgendämmerung, also schon nach wenigen Stunden, hopste Cammie in ihr Bett. Olivia gähnte. „Guten Morgen, Schätzchen.“
„Was machen wir heute?“ Cammie schmiegte sich eng an die Mutter, die beglückt den kleinen warmen Körper umfing.
„Ich vermute, dass Kieran etwas mit uns unternehmen will. Ist dir das recht?“
In der Dämmerung war Cammies Miene nicht klar zu erkennen. „Okay. Ich mag ihn.“
Das war alles. Nur vier kurze Worte. Aber Olivia war erleichtert. Sie lehnte sich aufatmend zurück und war bald wieder eingeschlafen. Als sie erneut erwachte, war Cammie nicht mehr da, und helles Sonnenlicht fiel in den Raum. Hastig richtete sie sich auf und sah sich in dem Raum um. Wo war das Kind? Olivia sprang aus dem Bett und lief zu der Verbindungstür zum Kinderzimmer. Im Türrahmen blieb sie stehen. Cammie lag bäuchlings auf dem Fußboden. Neben ihr hatte sich Kieran ausgestreckt, in der gleichen Haltung wie seine Tochter.
Beide waren intensiv mit einer Modelleisenbahn beschäftigt. Eine kleine schwarze Lokomotive fuhr eifrig ihre Runden. Als Olivia die beiden so nebeneinanderliegen sah, wurde ihr das Herz schwer, und Tränen traten ihr in die Augen. Aber es hatte keinen Sinn, darüber nachzugrübeln, was hätte sein können … Schnell wischte sie die Tränen weg.
Gerade rechtzeitig, denn Kieran hatte sie kommen hören und drehte sich um. Er zog die Brauen hoch, während er sie von Kopf bis Fuß musterte. Ihr
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