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Sanft berührt – und schon verführt?

Sanft berührt – und schon verführt?

Titel: Sanft berührt – und schon verführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Maynard
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an. „Das ist ja fantastisch, wie aus einem Abenteuerbuch! Oh, Kieran, was hattest du für ein Glück, hier aufwachsen zu können.“
    Das glaubst aber auch nur du … Doch dann merkte er, dass sie es ernst meinte. Und wenn er es recht betrachtete, hatte sie vielleicht gar nicht so unrecht. Er hatte nicht nur schlechte Erinnerungen an seine Kindheit. An Regentagen war er oft mit den Brüdern und Cousins hier gewesen. Sie hatten sich die wildesten Geschichten ausgedacht und nachgespielt. Solange sie das Haus nicht auf den Kopf stellten, hatten die Erwachsenen sie in Ruhe gelassen.
    „Ja, das stimmt. Hier oben haben wir oft gespielt.“ Auf der anderen Seite des Raums erblickte er das, wonach er suchte, nämlich einen großen roten Karton. Schnell ging er darauf zu und klappte den Deckel auf. „Damit habe ich am liebsten gespielt.“
    Olivia beugte sich vor. „Oh, ja, das kenne ich. Ich hatte auch so einen Baukasten, aber in klein.“
    Cammie kam neugierig heran. Gemeinsam holten die drei die bunten Bauklötze heraus und setzten sie zu Häusern, Brücken und Straßen zusammen. Vor Eifer bekam die Kleine ganz rote Wangen, und Kieran strich ihr liebevoll übers Haar. „Das machst du aber prima“, sagte er leise. Immer noch konnte er nicht glauben, dass dies seine Tochter war.
    „Mommy sagt, dass ich das von meinem Daddy habe.“
    „Deinem Daddy?“
    „Ja. Er lebt ganz weit weg. Deshalb kann er uns nicht besuchen.“
    Diese einfache Feststellung berührte ihn tief. Er wagte es nicht, Olivia anzusehen, sondern stand auf und ging zur Tür. „Ich komme gleich wieder.“ Seine Knie zitterten, als er die Treppe hinunterging. In der Bibliothek ließ er sich in einen Sessel fallen. Der Hals war ihm wie zugeschnürt, und sein Herz klopfte wie verrückt. Was hatte Olivia dem Kind wohl über seinen abwesenden Vater erzählt? Und wie sehr mochte das Kind darunter gelitten haben, dass sein Vater an ihm keinerlei Interesse zeigte, sie nicht ein einziges Mal besuchte? Oh, Olivia, wie hast du der Kleinen das antun können!
    Er ballte die Hände zu Fäusten und sprang auf. Doch dann überfiel ihn die Wahrheit wie ein Schlag in den Magen. Olivia hatte recht. Er war weit weg gewesen, und hatte in den letzten fünf Jahren mehr Stunden mit dem Flugzeug in der Luft verbracht als in seiner Heimat. Wie hätte er reagiert, wenn Olivia ihn aufgespürt und ihm von Cammie erzählt hätte?
    Mit den Lügen, die er ihr in England erzählt hatte, hatte alles angefangen. Eine falsche Entscheidung hatte zur nächsten geführt. Und nun hatte er plötzlich eine Tochter, von der er bisher nichts gewusst hatte. Olivia hatte das Vertrauen in ihn verloren, und er selbst hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Was für eine vertrackte Situation!
    Mit schweren Schritten stieg er die Treppe wieder hinauf. Cammie hatte offenbar das Interesse an den Bauklötzen verloren, denn sie und Olivia beschäftigten sich nun mit der großen Kleiderkiste und ihrem Inhalt. Cammie hatte sich ein orangefarbenes Ballettröckchen angezogen und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Guck mal, Kieran!“
    „Sehr hübsch“, stieß er leise hervor. Er erinnerte sich daran, dass seine Cousine Annalise Ballettstunden gehabt hatte.
    Olivia sah ihn besorgt an. „Alles in Ordnung?“
    Ihr Blick ärgerte ihn. Er brauchte ihr Mitgefühl nicht, lehnte es ab. Sie war schließlich diejenige, die ihm seine Tochter vorenthalten hatte. Er nickte knapp. „Ja, ja. Ich muss ein paar Telefongespräche führen. Ihr könnt ja so lange noch hier oben bleiben.“
    „Gut.“ Nachdenklich schaute sie ihm hinterher. Rückblickend fragte sie sich, ob sie beide wohl eine gemeinsame Zukunft gehabt hätten, wenn er sie nicht angelogen hätte. Und ob sie sich trotz ihrer Enttäuschung und ihres Zorns hätte überwinden und ihm von dem Kind erzählen können. Aber das war jetzt alles Schnee von gestern. Die Vergangenheit ließ sich nicht verändern.
    Obgleich Kieran behauptet hatte, er wolle mit seiner Tochter zusammen sein, um sie kennenzulernen, ließ er Mutter und Tochter den größten Teil des Nachmittags allein. Nach Cammies Nachmittagsschlaf erkundeten sie zu zweit die Gegend um das Haus herum. Sie besuchten Gareth in seiner Werkstatt, und Cammie freundete sich mit dem Hund Fenton an. An diesem schönen Frühsommertag war es hier in den Bergen um einiges kühler als im Flachland, und Olivia genoss die Ruhe und den Frieden unter den hohen Bäumen von ganzem Herzen.
    Auf dem Rückweg

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