Sanft wie der Abendwind
Sebastian, aber Penny hat bestimmt etwas dagegen, dich einer anderen zu überlassen.“
„Das vermute ich auch“, stimmte er seiner Mutter zu. „Na ja, macht nichts. Es gibt genügend Junggesellen in der Stadt, die die Aufgabe sicher gern übernehmen.“ Das bezweifelte er nicht, und es verdarb ihm den Appetit.
4. KAPITEL
Lily schien auch nicht viel von dem Vorschlag zu halten, dass man einen Tischherrn für sie einladen wollte. „Ach, du lieber Himmel, Cynthia, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert! Ich brauche keinen unbekannten Junggesellen, der mich betreut. Ich kann mich gut selbst um mich kümmern.“ Sie tupfte die Lippen mit der Serviette ab und wechselte das Thema. „Du hast eben ein Ferienhaus erwähnt?“
„Ja, es liegt an einem See, ungefähr eine Stunde Fahrt von hier. Leider sind wir nicht mehr so oft dort wie damals, als die Kinder noch klein waren. Es ist ein wundervolles Fleckchen Erde, und ich glaube, es wird dir gefallen.“
„Ich verstehe nicht, warum wir das Haus nicht verkaufen“, mischte Sebastian sich ein. „Es ist das Geld und die Mühe für den Unterhalt doch nicht mehr wert.“
„Und warum behältst du dein Haus in Toronto?“, konterte seine Mutter. „Wann warst du überhaupt das letzte Mal dort?“
„Gestern“, antwortete er unüberlegt.
„Ach, das war dein Haus?“, hakte Lily sofort nach.
„Heißt das, er hat es dir gezeigt?“, erkundigte Natalie sich erstaunt. „Du Glückspilz! Ich war noch nie drin.“
„Lily auch nicht“, sagte er schnell. „Ich war nur auf einen Sprung dort, und für eine Besichtigungstour war die Zeit zu knapp. Um auf Hugos Geburtstagsfeier zurückzukommen: Was kann ich tun, um zu helfen?“
„Ohne Penny Stanford erscheinen“, antwortete seine Schwester und lachte schallend.
Cynthia gab ihr spielerisch einen Klaps auf die Hand. „Benimm dich, du ungezogenes Gör! Lily, wie schmeckt dir der Hummer?“
„Herrlich! Ich genieße jeden Bissen.“
Das sah man ihr an! Sie hatte einen Klecks Buttersoße am Kinn, den Sebastian ihr am liebsten abgewischt hätte.
Sie ertappte ihn dabei, wie er sie betrachtete. „Was ist denn, Sebastian? Ist mein Gesicht schmutzig?“
„Richtig geraten“, erwiderte er gereizt. Es ärgerte ihn, wie leicht Lily ihn aus der Ruhe brachte, obwohl er doch sonst immer so beherrscht war. „Du hast dir Soße aufs Kinn gekleckert.“
„Sebastian!“ Seine Mutter sah schockiert aus.
„Besser, sie weiß es und tut etwas dagegen, als dass ihr die Butter aufs Kleid tropft, Mom!“
„Ja, die Buttersoße ist das Problem bei Hummer“, mischte Hugo sich vermittelnd ein. „Am besten isst man ihn im Freien und trägt dabei Badezeug, dann kann man sich anschließend einfach mit dem Schlauch abspritzen. Moment, Lily, darf ich?“ Er tupfte ihr das Kinn mit seiner Serviette sauber. „So, jetzt bist du wieder so gut wie neu.“
Das Essen verlief von da an ohne weitere Zwischenfälle. Sebastian überließ es weitgehend den anderen, die Unterhaltung zu bestreiten, und nach dem Dessert folgte er Hugo in die Bibliothek, um dort einen Digestif zu trinken.
„Wie findest du Lily?“ Hugo steckte sich eine Zigarre an und setzte sich in seinen Lieblingssessel.
Sebastian zog den Stöpsel aus der Karaffe mit Portwein. „Wichtiger ist, was du von ihr hältst.“
„Ich finde sie sehr großherzig. Sie ist bereit, mir zu verzeihen.“
„Was soll sie dir denn verzeihen, Hugo? Du bist doch von ihrer Mutter betrogen worden.“
„Was Genevieve getan hat, weiß Lily nicht. Sie glaubt, ich hätte sie im Stich gelassen und meine Verantwortung als Vater einem anderen Mann übertragen. Übrigens hat Neil Talbot meiner Meinung nach die Aufgabe hervorragend gemeistert.“
„Wie hast du es Lily gegenüber begründet, dass du sie scheinbar im Stich gelassen hast?“
„Gar nicht.“ Hugo nahm das Glas Portwein, das Sebastian ihm reichte. „Ich habe eine zensierte Version der Wahrheit präsentiert und Lily gesagt, wie sehr ich es bedauere, mich nie um sie gekümmert zu haben.“
„Du brauchst nichts zu bedauern, und das sollte Lily wissen.“
„Trotzdem hatte ich immer ein schlechtes Gewissen.“ Hugos Blick bat um Verständnis. „Was wäre passiert, wenn Neil Talbot Genevieve hätte sitzen lassen? Womöglich hätte sie in armseligen Verhältnissen leben müssen und das Baby nicht allein durchbringen können, sondern es zur Adoption freigegeben. Dann hätte ich Lily für immer verloren.“
„Warum quälst du dich mit
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