Sanfte Eroberung
seine Gefühle zu erwidern.
Daher hatte er einen neuen Plan geschmiedet, von dem er allerdings nicht sicher war, ob er aufgehen würde.
In der Zwischenzeit gab es eine weitere verdrießliche Angelegenheit, um die er sich kümmern musste: Fannys Entscheidung, einen Handel mit Mick 0'Rourke abzuschließen, statt ihn wegen der Entführung hinter Gitter zu bringen.
In dem Gespräch unter vier Augen hatte Fanny ihm ihre Argumente dargelegt. Mick hatte sie nicht ernstlich verletzt, als er sie in dem wunderschönen Haus gefangen hielt, das er eigens für sie hatte bauen lassen. Überdies konnte sie nicht vergessen, wie freundlich und großzügig er in ihren ersten Jahren als Kurtisane zu ihr gewesen war. Auf eine nostalgische Weise mochte sie ihn tatsächlich noch, wenn auch nicht genug, um ihn heiraten zu wollen.
Vielleicht gelangte sie mit Mick zu einer Einigung. Sie wollte ihm vorschlagen, ihn nicht wegen der Entführung anzuzeigen, wenn er ihr im Gegenzug versprach, sie künftig in Ruhe zu lassen, und ihr eine angemessene Entschädigung zugedachte. Zwar hatte er beinahe dasselbe bereits letzte Woche gegenüber Lord Claybourne zugesichert, aber nun glaubte Fanny, er hätte endlich begriffen, dass sie ihn nicht liebte.
Falls er auf ihr Angebot einging, blieben ihm ein Prozess und wohl Jahre im Gefängnis, wenn nicht gar Deportation oder Galgen erspart.
Fanny hatte Heath gebeten, sie am Morgen nach Newgate zu begleiten und bei dem Gespräch mit ihrem früheren Geliebten dabei zu. sein.
Heath wollte Fannys Bitte entsprechen, nicht weil er es für die beste Vorgehensweise hielt, sondern weil er nicht wollte, dass Fanny allein hinging und eventuell eine Vereinbarung traf, die sie später bereute. Zudem musste er dafür sorgen, dass O'Rourke diesmal zu seinem Wort stand.
Vor allem aber lenkte es ihn von seiner Angst und Wut ab, wenn er sich für eine Weile mit Fannys Problemen befasste.
Nach einer weiteren schlaflosen Nacht fühlte Lily sich am nächsten Morgen niedergeschlagen und rastlos. Noch dazu hielt ihre finstere Stimmung über den ganzen Vormittag an. Nach den aufregenden Ereignissen des gestrigen Tages kam ihr die Privatpension übertrieben ruhig vor. Trotzdem hatte sie höflich abgelehnt, als Fleur und Chantel sie einluden, mit ihnen einen Einkaufsbummel in der Bond Street zu unternehmen - ein Geschenk von Lord Poole.
Stattdessen setzte Lily sich unten in den Salon und versuchte zu lesen, stellte jedoch fest, dass es ihr unmöglich war, sich zu konzentrieren. Ihre Gefühle waren in viel zu großem Aufruhr.
Sie kämpfte noch mit ihrer untypischen Niedergeschlagenheit, als Peg Wallace sie kurz nach dem Mittagessen besuchen kam.
Strahlend vor Glück berichtete Peg ihre guten Neuigkeiten. »Ich bin hergekommen, um Ihnen aus tiefstem Herzen zu danken, Miss Loring. Madame Gautier hat mir eine Stellung als ihre Helferin angeboten, und der Lohn ist ausreichend, so dass ich an der Royal Opera aufhören kann. Gestern Abend habe ich gekündigt.«
»Das ist ja wunderbar, Peg!«, jubelte Lily. »Ich freue mich sehr für dich.«
»Ja, und Betty Dunst hat geschrieben, dass ihre Stelle auf Lord Claybournes Landsitz >verblüffend schön< sei. Das waren ihre Worte. Sie hilft dem dritten Gärtner im Gewächshaus. Ach, Miss Loring, Sie sind ein wahrer Engel! «
Das ungerechtfertigte Lob entlockte Lily ein mattes Lächeln. »Nein, ich bin kein Engel, Peg, ganz sicher nicht. Ich wollte lediglich, dass ihr beide ein besseres Leben habt. «
»Und Sie machten es möglich. Niemandem sonst lag daran, uns zu helfen. Sie sind ein Engel, wie auch seine Lordschaft. Würden Sie ihm bitte von mir danken? «
Lilys Lächeln erstarb. »Ja, ich richte es ihm aus, wenn ich ihn wiedersehe.«
Falls ich ihn wiedersehe, ergänzte sie in Gedanken, nachdem Peg gegangen war.
Lily war nicht sicher, ob sie Heath wiedersehen würde. Das Einzige, was sie mit Sicherheit wusste, war, dass sie sich verloren und elend fühlte. Nach nicht einmal einem Tag vermisste sie ihn bereits schmerzlich.
Ein schlechtes Zeichen, wie Lily sich eingestand. Wenn sie sich schon nach so kurzer Zeit so schrecklich fühlte, wie sollte sie dann ertragen, dass sie ihn nie mehr wiedersehen würde?
Doch Heath hatte ihr keine Wahl gelassen. Er stellte sie vor die Entscheidung, ihn zu heiraten oder ihn ganz aufzugeben, und eine Heirat wagte sie nicht in Betracht zu ziehen.
Was sie stattdessen mit ihrer Zukunft anfangen wollte, wusste sie allerdings auch nicht.
Seit
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