Sanfte Eroberung
dass 0'Rourke dich entführt hatte.«
»Was er auch tat«, bestätigte Fanny, deren Lippen für einen kurzen Augenblick zu zwei schmalen Linien wurden. »Er fing mich vor dem Haus ab und nötigte mich, mit ihm hierherzukommen.«
»Hat er dich verletzt?«, fragte Lily, deren Zorn erneut aufflackerte.
»Bis auf ein oder zwei blaue Flecken an meinen Armen nicht«, antwortete Fanny. »Und ich glaube auch nicht, dass Mick mir etwas antun wollte. Wie er sagte, wollte er mir das wunderschöne Haus zeigen, das er für mich bauen ließ.« Sie schwenkte eine Hand, um auf den luxuriös eingerichteten Raum zu verweisen. »Dies sollte mein goldener Käfig werden. Mick hatte geplant, mich hierzubehalten, bis ich einstimmte, ihn zu heiraten. Er hatte sogar schon eine Ausnahmegenehmigung und den Vikar bestochen, die Zeremonie kurzfristig vorzunehmen.«
»Du darfst diesen Schurken nicht heiraten! «, rief Basil wütend.
»Glaube mir, das werde ich nicht«, versicherte Fanny ihm aus tiefstem Herzen, strich ihm sachte über die Stirn und sah ihn lächelnd an.
Wie benommen streckte der verwundete Basil eine Hand aus, legte sie in Fannys Nacken und zog sie zu sich hinab, um sie zu küssen.
Für einen kurzen Moment erstarrte Fanny. Dann aber erwiderte sie den Kuss mit einer solch unerwarteten Innigkeit, dass Basil vor Schmerz das Gesicht verzog. Der Ärmste hatte leider eine aufgeplatzte Lippe.
Fanny richtete sich hastig wieder auf und wirkte ungewöhnlich verlegen.
»Vergib mir! «, murmelte Basil, der rot wurde. »Das hätte ich nicht tun dürfen. «
Lily war von der zärtlichen Szene so gefangen genommen, dass sie erschrak, als Heath ihr den Degen abnahm. Aber 0'Rourke kam wieder zu sich.
Momentan verwirrt, stand sie auf und folgte Heath zu dem Mann.
Heath sank auf ein Knie herab, hielt jedoch den Degen zwischen sie, als er 0'Rourke an die Schulter tippte, um ihn zu wecken. Nach eine Weile öffnete dieser langsam die Augen und stützte sich auf einen Ellbogen auf.
Benommen schüttelte er den Kopf, blinzelte zu Heath auf, bemerkte dann jedoch Lily und warf ihr einen angewiderten Blick zu. »Ich wusste, dass diese Teufelin mein Verderben sein würde! «
Heaths Lächeln war alles andere als amüsiert. »Das hätte sie durchaus sein können. Und Sie waren ein Idiot, meine Warnung zu missachten.«
»Ich habe sie nicht missachtet, My Lord. Nur dachte ich, es wäre das Risiko wert, zu sterben, wenn ich Fanny haben kann.«
Ein verbitterter Zug legte sich auf seine Lippen, als er zu Fanny hinübersah, die nach wie vor Basils Kopf in ihrem Schoß hielt. »Ich dachte, ich könnte sie zur Vernunft bringen, dass sie mich irgendwann lieben würde, wenn wir erst verheiratet sind. « O'Rourke blickte noch einmal sehnsüchtig zu Fanny, bevor er sich Heath zuwandte und unglücklich weitersprach: »Aber ich begreife jetzt, dass ich mich irrte.«
Heath war ganz auf O'Rourke konzentriert. »Ich habe Ihnen gesagt, welche Folgen es hätte, sollten Sie je wieder Hand an sie legen, wissen Sie noch?«
O'Rourke verzog das Gesicht und nickte Heath zu. »Ja, das haben Sie. Und was werden Sie jetzt tun? «
»Sie den Behörden übergeben. Sie werden Glück haben, wenn man Sie nicht hängt und Sie lediglich im Newgate Prison landen.«
Mit diesen Worten übergab Heath den Degen wieder Lily, hievte O'Rourke hoch und fesselte ihm die Hände mit seiner Krawatte auf dem Rücken. O'Rourke leistete keinerlei Widerstand. Aller Kampfgeist hatte ihn verlassen.
Als Heath fertig war, wandte er sich zu Lily und flüsterte ihr zu: »Du solltest Fanny und Eddowes in der Kutsche nach Hause bringen. «
»Und was ist mit dir? «, entgegnete sie.
»Ich bringe O'Rourke in seiner Kutsche zum Amtsrichter in der Bow Street und schildere dort, was sich zugetragen hat.«
»Ja, sehr gut.«
Kaum jedoch fiel ihr Blick auf seine verwundete Wange, wurde sie unschlüssig. Er blutete noch von dem Fausthieb des bulligen Kerls vorhin.
»Heath, du bist verletzt. Deine Wange ... «
Sie hob zaghaft eine Hand zu seinem Gesicht, doch er wich ihrer Berührung aus. »Es ist nichtig.«
In diesem Augenblick kamen seine beiden Diener herein, die berichteten, dass sämtliche Wachen O'Rourkes geflohen waren, einschließlich dem einen, den seine Lordschaft angeschossen hatte. Sie hatten ihren Herren im Stich gelassen, als sie sich einer überlegenen Macht gegenüberfanden.
Heath wies sie an, den Gefangenen aus dem Zimmer zu führen. Geneigten Hauptes ging O'Rourke mit ihnen und sah
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