Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanfte Eroberung

Sanfte Eroberung

Titel: Sanfte Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
Vom Netzwerk:
nicht einmal mehr zu Fanny, die ihm mit einer seltsamen Mischung aus Wut und Traurigkeit nachblickte.
    Nachdem O'Rourke weg war, wandte Lily sich wieder zu Heath. Sie lüpfte den Saum ihres blassgrünen Seidenkleids - dasselbe modische Kleid, das sie morgens zu Roslyns Hochzeit getragen hatte und das nun von Basils Blut befleckt war - und riss einen Streifen von ihrem Hemdchen ab.
    »Hier«, sagte sie und hielt Heath das Leinen hin, »du hast dein Taschentuch ja schon weggegeben.«
    Zu ihrer Verwunderung zuckte Heath erneut zurück, als wollte er unter keinen Umständen von ihr berührt werden. Trotzdem nahm er den Leinenfetzen und drückte ihn sich auf die Wunde. »Kümmere dich um Eddowes, Lily! Er braucht dein Mitgefühl dringender als ich.«
    Sein kühler Tonfall erschreckte sie. Stumm sah sie Heath an, während sie sich bemühte, ihre verwirrten Gefühle zu bändigen. Sie empfand Dankbarkeit, weil er bereit gewesen war, ihr zu helfen, als sie ihn brauchte, ohne Fragen zu stellen oder zu zögern. Dann war da Ehrfurcht, weil er sein Leben riskiert hatte, um ihre Freundin zu retten, und Erleichterung, dass er weitestgehend unverletzt geblieben war. Außerdem
    wirkte die Angst vor der Gefahr noch nach, der sie sich gestellt hatten. Und nun kam Schmerz ob Heaths Kälte hinzu.
    Für einen kurzen Moment stand sie unsicher da und wollte etwas sagen. Dann aber nickte sie bloß, worauf Heath sich umdrehte und seinen Dienern aus dem Zimmer folgte. Lily blieb zurück und fühlte sich, als hätte ihr jemand einen herben Schlag gegen die Brust versetzt - nahe ihrem Herzen.

Neunzehntes Kapitel
     
    Ich hätte nie gedacht, dass es so furchtbar schmerzen würde, ihn zu verlieren.
     
    Lily an Fanny
     
    Fleur und Chantel, die vor Sorge halb von Sinnen gewesen waren, zeigten sich überglücklich, Fanny wohlbehalten wiederzusehen - und entsetzt angesichts des übel zugerichteten Basil. Die älteren Kurtisanen machten mehr Aufhebens um ihn als um Fanny, als sie beide in ihren Privatsalon bugsierten und Basil mit Kissen, heißem Tee und einem großzügigen Schluck Brandy versorgten.
    Den Armen brachte die übertriebene Bemutterung der beiden sichtlich in Verlegenheit, weshalb Fanny es übernahm, seine Wunden zu säubern und ihm die rechte Hand zu verbinden.
    Zwar ertrug er ihre zärtlichen Aufmerksamkeiten merklich gelassener, schien aber dennoch beschämt. Vermutlich fürchtete er, vor Fanny wie ein Schwächling zu wirken, dachte Lily, ganz gleich, in welch hohen Tönen sie und die Freudendamen seinen heldenhaften Einsatz lobten.
    Lily war ebenfalls sehr stolz auf Basil, auch wenn sie ihrer Bewunderung momentan nicht ganz so wortreich Ausdruck verlieh. Teils lag es wohl daran, dass sie noch unter dem Eindruck der jüngsten Ereignisse stand. Ihre Gefühle waren nach wie vor erschüttert, nachdem sie mitangesehen hatte, wie Heath für sie sein Leben riskierte. Wie gern würde sie ihn wiedersehen und sich vergewissern, dass es ihm gut ging. Der Hauptgrund für ihre innere Unruhe indessen war, dass sie nicht ertrug, wie sie auseinandergegangen waren.
    Um sich und Basil abzulenken, leistete Lily ihm für den Rest des Nachmittags Gesellschaft, las ihm Byrons neuestes episches Gedicht vor, Der Gefangene von Chillon, und ließ sich in eine halbherzige Diskussion über die jüngsten Fehltritte des skandalösen Lords ein. Bei alledem täuschte sie ein Interesse vor, das sie gar nicht empfand, und blickte fortwährend zur Tür in der Hoffnung, Heath käme bald.
    Als er am Abend endlich in der Pension erschien, um sich nach Fanny zu erkundigen und von der Verhaftung O'Rourkes zu berichten, hatte Lily keine Gelegenheit, mit ihm allein zu sein, denn Fanny bat, ihn unter vier Augen sprechen zu dürfen.
    Gemeinsam verließen die beiden den Salon, und wenig später kehrte Fanny allein zurück.
    »Ist Lord Claybourne schon gegangen?«, fragte Chantel enttäuscht. »Wir wollten ihn bitten, zum Abendessen zu bleiben, damit wir uns gebührend bei ihm bedanken können. «
    »Ja, seine Lordschaft lässt sich entschuldigen«, antwortete Fanny. »Er muss sich Geschäftlichem annehmen, wie er sagte.«
    Lily wurde noch elender zumute. Sie wusste genau, warum Heath ohne Abschied gegangen war: Er wollte sie meiden
    Kurzentschlossen sprang sie auf, um ihm nachzueilen.
    Unten in der Eingangshalle war er nicht, wie Lily vom Treppenabsatz im ersten Stock aus feststellte. Also lief sie hastig die Treppe hinunter und riss die Vordertür auf.
    Er stieg gerade in

Weitere Kostenlose Bücher