Sanfte Eroberung
ungläubig.
»Ja! Fanny hat Claybourne das eingeredet. Sie hat ihn um den kleinen Finger gewickelt, wie sie es mit jedem armen Kerl tut.«
»Aber O'Rourke hat ihr Leben bedroht! Und seine Diener hätten beinahe Lord Claybourne getötet! «
»Ich weiß. Fanny hingegen sieht kurzerhand über die Schurkereien O'Rourkes hinweg. Sie behauptet, er hätte seine Lektion gelernt. Und er hat geschworen, finanziell für Fleur und Chantel zu sorgen. Wenn du mich fragst, hat Fanny sich für eine Verschonung entschieden, weil sie diesen Unhold liebt. Eine andere Erklärung für ihren Wahnsinn kann es nicht geben.«
Der Ekel in Basils Stimme konnte seine unterschwellige Verbitterung nicht übertönen. Er war furchtbar aufgebracht, wie Lily unschwer erkannte. Allerdings vermutete sie, dass er eher eifersüchtig auf den Spielclubbesitzer war als dass er sich wünschte, der Mann würde für seine Verbrechen bezahlen.
Lily verstand, wie tief Basil verletzt war. Vor zwei Wochen hätte sie es vielleicht nicht getan, aber heute konnte sie mit ihm fühlen. Ihre kurze Affäre mit Heath hatte sie deutlich empfänglicher für das Leid Liebender gemacht.
»Es tut mir sehr leid, dass Fanny O'Rourke so davonkommen lässt, Basil«, sagte Lily ruhig. »Aber ich glaube nicht, dass sie es aus Liebe tut.«
»Warum dann?«, fragte er fast flehentlich.
»Ich schätze, dass sie vor allem für ihre Freundinnen sorgen will. Zwanzigtausend Pfund sind ein beträchtliches Vermögen. Falls Fleur und Chantel es klug einteilen, können sie von dem Geld angenehm leben. Und Fanny muss sich nicht mehr um das Wohlergehen der beiden sorgen. Stattdessen kann sie sich um ihr eigenes kümmern.«
»Wie soll ihr Wohlergehen gewährleistet sein, wenn sie diesem Schurken alles nachsieht?« Basil schüttelte den Kopf. »Verflucht noch. eins, mir reicht es! Ich ertrage es nicht, mir das länger anzusehen.«
»Was meinst du damit, Basil?«, wollte Lily wissen.
»Ich gehe so bald wie möglich nach Hampshire zurück. Gleich morgen werde ich meine Stelle kündigen.«
»Du willst London verlassen? «
»Ja!«, zischte er. »Ich kann hier nicht mehr bleiben. Es ist dumm, mich so zu quälen. Ich kann Fanny nie bekommen, das muss ich akzeptieren.«
»Du liebst sie.«
Der Blick, den er ihr zuwarf, war voller Schmerz. »Idiot, der ich bin, ja! Ich liebe sie seit Jahren. Was glaubst du, warum ich ihr nach London gefolgt bin? Ich wollte mich vergewissern, dass es ihr gutgeht. Ich wollte einfach nur in ihrer Nähe sein. Aber ich kann es nicht ertragen, sie mit anderen Männern zu teilen.«
Angesichts seines Unglücks dämpfte Lily ihren Tonfall. »Ich denke nicht, dass du aufgeben solltest, Basil.«
»Und wieso nicht? Welchen Sinn ergibt es, länger zu bleiben? «
»Ich weiß, dass Fanny dich sehr gern hat,
Basil verneinte energisch. »Was sie für mich empfindet, ähnelt eher der Zuneigung zwischen Bruder und Schwester, genau wie bei uns beiden. Sie liebt mich nicht als Mann, und sie würde mich nie heiraten, selbst wenn sie mich liebte.«
»Basil, glaub mir, Fannys Gefühle für dich sind sehr viel tiefer! Dessen bin ich mir vollkommen sicher. «
Er sah Lily an. »Sind sie das? «
»Eindeutig! Sie hat es mir erst letzte Woche gesagt. Und das war, bevor du dein Leben riskiert hast, um sie zu retten. Ich hege keinen Zweifel, dass dein heldenhafter Einsatz ihr Herz noch mehr für dich erwärmte.«
»Glaubst du das ehrlich? «, fragte er, als wagte er nicht, ihren Worten zu trauen.
»Ja, ich glaube fest daran«, versicherte Lily. »Fanny kannte diese wagemutige Seite an dir bisher nicht. Doch nun weiß sie, dass in dir etwas schlummert, das Jede Frau bewundert.«
Basil überlegte. »Naja, mag sein.«
»Selbstverständlich besitzt du verborgene Qualitäten«, insistierte Lily lächelnd. »Und ich glaube, ihre Bedenken gegen eine Heirat sind eher praktischer Natur. Fanny denkt, sie könne es sich nicht leisten, dich zu heiraten, weil sie nicht weiß, wie sie dann ihren Lebensunterhalt bestreiten soll. Aber nachdem sie ihre Freundinnen nicht mehr unterstützen muss, nun sinken ihre Ausgaben beträchtlich. Und sie hat ihre Ersparnisse zurück, dank des Handels mit O'Rourke. Könntest du eine Stelle finden, die dir ein höheres Einkommen sichert ... Nun, dann wäre eine Heirat sehr wohl möglich. «
Als ein winziger Hoffnungsschimmer in Basils Augen aufflackerte, ermutigte Lily ihn sogleich: »Du siehst also, wenn du jetzt gehst, wirst du nie erfahren, was zwischen dir
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