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Sanfte Selbstbehauptung

Titel: Sanfte Selbstbehauptung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Berckhan
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bei sich erkannt haben, können Sie sich von ihm lösen. Die nächste Strategie hilft Ihnen dabei.
    Selbstbehauptungsstrategie: Den inneren Kritiker bewusst wahrnehmen
    1. Achten Sie bewusst auf das, was Ihnen durch den Kopf geht. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit so oft es geht auf Ihren Gedankenstrom. Nehmen Sie wahr, wann der innere Kritiker sich bei Ihnen meldet. Was sagt er? Worüber beschwert er sich? Was stört ihn? Wichtig sind alle Gedanken, mit denen Sie sich selbst negativ beurteilen, und alle Kommentare zu dem, was Sie getan haben oder wie Sie sind. Mit dieser bewussten Wahrnehmung der eigenen Gedanken holen Sie den inneren Kritiker aus seinem Versteck heraus.
    2. Es lohnt sich, diese Übung auch schriftlich zu machen, besonders dann, wenn Ihr Selbstvertrauen gerade auf einem Tiefstand angekommen ist. Denn ein schwaches Selbstvertrauen entsteht durch eine oder mehrere Kritikerattacken. Schreiben Sie auf, was Ihr Kritiker von Ihnen hält. Führen Sie ein Kritikertagebuch und notieren Sie jeden seiner Kommentare. Das Aufschreiben hilft Ihnen, die Gedanken aus dem Kopf zu bekommen. Jetzt können Sie schwarz auf weiß lesen, wie hart, ungerecht und übertrieben das Kritikergeplapper ist. Und da Sie sich alles notiert haben, kreisen diese Gedanken nicht mehr in Ihrem Kopf herum. Durch das Aufschreiben wird Ihnen außerdem auch bewusst, zu welchen Zeiten sich Ihr innerer Kritiker zu Wort meldet und auf welchen Themen er immer wieder herumreitet.
    3. Der nächste Schritt ist der allerwichtigste. Er besteht darin, dass Sie dem inneren Kritiker kein Wort mehr glauben. Das zu üben, dauert etwas länger – vielleicht Monate, Jahre, manchmal auch ein Leben lang.

Wenn der innere Kritiker über andere Menschen herfällt
    Ihr Kritiker ist natürlich auch in der Lage, über andere Leute herzufallen und sie schlecht zu machen. Er schaut Sie kritisch an und das kann er ebenso gut auch mit anderen Menschen tun. Und was Ihr innerer Kritiker Ihnen verbietet, das erlaubt er anderen Menschen in der Regel auch nicht.
     
    Ein strenger innerer Kritiker fällt gern
auch über andere Menschen her.
     
    Mir fällt dazu ein Erlebnis ein. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Frau, die ich während einer großen Geburtstagsfeier kennen gelernt habe. Wir trafen uns am Buffet. Ich lud mir gerade meinen Teller voll, als ich sah, wie sie mit ihrem leeren Teller dastand und die Nase rümpfte.
    Ich fragte sie: »Na? Nichts Leckeres dabei?«
    »Doch, alles sehr lecker«, antwortete sie. »Aber ich darf das nicht essen.«
    »Oh, wegen einer Allergie?«, fragte ich teilnahmsvoll.
    »Nein, weil ich zu dick werde. Hier ist das Problem«, sagte sie und fasste mit einer Hand in ihren Oberschenkel. »Die sind einfach zu fett.«
    Ehrlich gesagt wirkten ihre Oberschenkel in meinen Augen vollkommen normal. Die Sache war eindeutig: Aus ihrem Mund sprach ihr innerer Kritiker und der neigte offenbar zu Halluzinationen. Er fand ihre Oberschenkel viel zu »fett«. Nicht einfach dick, sondern fett. Manche Kritiker benutzen gern derbe, verächtliche Worte. Denn solche harten Worte verletzen noch mehr und ziehen einen noch tiefer runter.
     
    Der innere Kritiker ist nicht objektiv.
Er übertreibt und benutzt gern
verächtliche Worte.
     
    Noch bevor ich etwas dazu sagen konnte, stieß mich die Frau an und zeigte mit ihrem Ellbogen in Richtung einer anderen Frau, die am Ende des Raumes stand. »Die Frau dahinten«, flüsterte sie leise, »die hat noch viel fettere Oberschenkel als ich.« Und dann sagte sie ganz ernsthaft einen Satz, der mir zeigte, wie hart ihr innerer Kritiker war: »Wenn ich solche Oberschenkel hätte, wie die dahinten, würde ich mich glatt erschießen.«
    Erbarmungslose innere Kritiker können ebenso erbarmungslos über andere Menschen herfallen. Die Ansprüche, die wir nach Meinung des inneren Kritikers erfüllen müssen, die sollen gefälligst auch die anderen erfüllen. Was uns unser innerer Kritiker verbietet, das dürfen die anderen auch nicht. Und so kommt es vor, dass wir uns nur deshalb über jemanden aufregen, weil derjenige genau das tut, was uns unser innerer Kritiker verbietet.

Wo kommen die unsympathischen Leute her?
    Stellen Sie sich einmal Folgendes vor: Ihr innerer Kritiker verbietet Ihnen jede Form von positiver Selbstdarstellung. Immer wenn Sie sich selbst vor anderen Menschen loben, ist das in seinen Augen bloße Angeberei. Und angeben gehört sich nicht. Sie müssen (nach Meinung Ihres inneren Kritikers)

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