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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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der Regen nun endlich vom Himmel prasselte. Sie stellte sich ans Fenster, stützte beide Arme aufs Fensterbrett und starrte auf das schäumende, tosende Inferno, auf die sich biegenden Eukalyptusbäume, einen leeren Blecheimer, der unter dem Ansturm des Regens auf dem Hof hin und her rollte. Weiter hinten, beim Eingangsgatter, konnte man undeutlich drei schwarze Gestalten erkennen, die durch den Regen zu den Arbeiterwohnungen rannten. Einer hielt sich einen aufgeweichten Kartondeckel über den Kopf, ein anderer trug einen gefüllten Sack über der Schulter, von dem das Regenwasser troff.
    » Lieber Herr Jesus… «
    Eine Serie kräftiger Donnerschläge übertönte Klaras Stoßgebet, und Charlotte wandte sich mitleidig zu ihrer Cousine um.
    » Sie werden ganz in der Nähe sein, Klara. Vielleicht drüben bei den Arbeiterwohnungen oder bei den Ställen. Johannes Kigobo kennt sich hier in der Gegend gut aus… «
    » Schau dir das an, Charlotte! «
    Klaras ausgestreckter Finger zeigte an Charlotte vorbei zum Fenster hinaus. Der Wind hatte den Regen unter das Vordach gepeitscht, so dass das Wasser an den Fensterscheiben herunterlief, doch die Silhouetten der beiden braunen Pferde waren deutlich zu erkennen. Sie hatten das Gatter am Eingang der Plantage übersprungen und trabten jetzt über die Wiesen zum Wohnhaus hinüber, den Weg meidend, der sich inzwischen in einen gurgelnden, reißenden Bach verwandelt hatte. Beide Tiere waren reiterlos, das eine trug einen Sattel, hinter dem ein Flintenlauf aus einer Halterung hervorragte, das andere war mit einer verschlossenen Blechkiste und allerlei in Wachstuch gewickelten Bündeln beladen.
    » Ach du liebe Zeit! Da sind wohl jemandem die Pferde durchgegangen « , meinte Klara. » Kein Wunder bei diesem Gewitter. «
    » Schammi! Sag Jonas Sabuni und Kerefu, sie sollen die beiden Braunen einfangen. Aber Vorsicht, sie scheinen in Panik zu sein… «
    Das gesattelte Tier hatte jetzt den Hof erreicht, und Charlotte sah, wie seine Flanken zitterten. Als der Wind den leeren Blecheimer scheppernd gegen die Hauswand trieb, erschrak es heftig und bäumte sich auf, wobei das Gewehr aus der Halterung glitt und in einer Pfütze landete, was seinen Besitzer sicher sehr ärgern würde.
    Jonas Sabuni wagte sich nicht an die unruhigen Tiere heran, also fing Charlotte mit Unterstützung des alten Kerefu die verängstigten Pferde ein, redete ihnen besänftigend zu und führte sie in den Stall. Die Gegenwart ihrer Artgenossen beruhigte sie; jetzt ließen sie zu, dass man sie absattelte und ihnen das Gepäck abnahm.
    » Reibt sie ab und stellt die Sachen zusammen in eine Ecke « , befahl Charlotte Jonas Sabuni, der sich nun ebenfalls näher traute, und Kerefu. Sie selbst hatte es eilig, wieder ins Haus zu gelangen, war sie doch bei der Rettungsaktion vollkommen durchweicht worden. Trotz des schwülen Tages war der Regen sehr kühl. Sie zitterte, als sie aus den nassen Kleidern stieg, verärgert darüber, dass Jonas Sabuni Angst vor einem aufgeschreckten Pferd hatte.
    » Charlotte! « , schrie Klara aus dem Wohnraum herüber. » O du heiliger Herr Jesus Christus! Da kommt Johannes Kigobo durch den Regen gelaufen! «
    Charlotte sparte sich das Korsett und schlüpfte eilig in Hemd, Unterhose und Kleid. Na, wenigstens war der Waschamba wieder da, also konnte auch Peter Siegel nicht weit sein. Es machte sie ganz nervös, dass Klara immer gleich so aus der Haut fuhr.
    Im Wohnzimmer fand sie ihre Cousine, die zitternd auf einen Stuhl gesunken war, vor ihr auf der Eingangsschwelle stand der triefende Johannes Kigobo in einer Pfütze. Auch er bebte am ganzen Körper und hatte die Augen so weit aufgerissen, dass das Weiße hinter dem Dunkelbraun sichtbar wurde. » Nicht Angst haben müssen, bibi. Nur großer Fels und viel, viel Erde kommen von Berg herunter. Rutschen über Busch und Baum, fallen tief hinunter ins Tal bis dorthin, wo Mombo-Bach fließt. Haben auch Bach zugestopft, überall ist Wasser. Wasser von oben, von unten, von alle Seiten. Jesus hat uns geschickt neue Sintflut, weil Menschen so schlimm sündigen… «
    Charlotte brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, wovon er redete. Steinschlag? Eine Lawine? Ein Erdrutsch?
    » Wo ist mein Mann? « , unterbrach ihn Klara verzweifelt. » Etwa unter den Felsen? «
    » Nein, nein, bibi Siegel! « , rief Johannes Kigobo und machte eine abwehrende Bewegung mit den Handflächen. Charlotte sah, dass die hellen Innenseiten wund gescheuert waren, auch an den

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