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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Zugtiere, ein neuer Wagen, einige schwarze Rinder, Schafe, Hühner, Werkzeuge… die Liste war lang. Das hatte sie ihrer geizigen Vorgängerin zu verdanken, die ihr weder Hammer noch Säge gelassen und auch das letzte Kleinvieh noch zu Geld gemacht hatte. Wahrscheinlich hätte sie selbst die Enten am Teich verkauft, wenn es ihr gelungen wäre, sie einzufangen. Wenigstens hatte der verstorbene Karl Manger bereits die Wasserbecken zur Reinigung und Fermentierung der Kaffeefrüchte gemauert, den Pulper hatte Charlotte seiner Witwe für teures Geld abgekauft. Hoffentlich funktionierte das Ding! Sie hatte es neben dem Stall unter einem Wellblechdach gelagert, doch als sie neulich darunterkroch, war ihr der große, trichterförmige Rührbottich ziemlich rostig vorgekommen.
    Neben ihr schnappte Simba nach einer Fliege, vertilgte das Insekt und legte den Kopf wieder auf die ausgestreckten Vorderbeine. Er konnte die Plagegeister auf seiner Nase lange Zeit über gleichmütig beobachten, zuckte nicht einmal, wenn sie die empfindliche Haut kitzelten, doch dann schnappte er ganz plötzlich zu. Hatte er sein winziges Opfer gefressen, verharrte er weiter reglos am Boden, als könne er kein Wässerchen trüben.
    » Ich liebe das Leben hier in Neu-Kronau « , begann Klara von Neuem. » Gewiss, damals in Naliene war es auch schön, aber es war eine so harte Arbeit, dass ich heute noch nicht weiß, wie ich das damals geschafft habe. Hier aber haben wir treue und liebenswerte Schwarze um uns, und auch die Natur ist traumhaft schön. Diese Berge sehen immer anders aus, mal sind sie wie mächtige, dunkelgrüne Wogen, mal pastellfarben im weißlichen Nebel, dann wieder sieht man eine Folge dunkler, gezackter Linien vor bläulichem Grund. Und die glitzernden Felsen dort oben, die zerklüfteten Abhänge… Störe ich dich mit meinem Geschwätz, Lotte? «
    » Erzähl nur weiter, Klara. Ich bin sehr froh, dass es dir hier gefällt. «
    » O ja, Lotte. Besonders seitdem ich meinen eigenen, kleinen Gemüsegarten habe, gleich hinter dem Haus. Ach, ich weiß ja, dass der liebe Schammi wenig Lust hat, dort zu hacken und den Pferdemist unterzugraben, aber er tut es mir zuliebe. Und Samuel, mein kleiner Liebling, hat im Januar schon dicke, rotgelbe Karotten aus dem Boden gerupft… «
    Klara hatte als Kind stets gewusst, welche Empfindungen Charlotte umtrieben, auch jetzt hatte sie Charlottes Zweifel und ihre Mutlosigkeit gespürt. Wozu plagte sie sich mit diesem Besitz herum, steckte eine Menge Arbeit und Geld hinein, obgleich sie selbst hier nicht leben würde? Sobald sie einen neuen Verwalter gefunden hatte, würde sie zu George und Elisabeth nach Daressalam reisen.
    » Du hast uns eine Heimat gegeben, Charlotte « , fuhr Klara eifrig fort. » Das werden wir dir niemals vergessen. «
    » Ich habe dir auch eine Heimat genommen, Klara « , gab Charlotte leise zurück.
    » Ach, Unsinn! Ich bin damals aus freien Stücken mit dir und Christian nach Afrika ausgewandert. Und ich habe es bis heute nicht bereut! «
    Sie hielt das Hemd, an dem sie gerade nähte, ein Stück von sich weg, um zu sehen, ob die Fliegen einen dunklen Klecks auf dem frischen weißen Baumwollstoff hinterlassen hatten. » Peter geht es schon viel besser « , fuhr sie fort. » Du hattest recht, Lotte. Es war kein wirklich schlimmer Anfall, er ging recht schnell vorüber. Natürlich auch dank Georges Unterstützung, aber insgesamt denke ich, dass sich Peters Zustand hier auf der Plantage sehr gebessert hat. «
    Martha Mukea schlenderte über die Wiese, einen mit Blättern gefüllten Korb im Arm. Hinter ihr her liefen drei schwarze Kinder, mitten unter ihnen der rothaarige Sammi. Wie immer hielten er und Ontulwe sich fest bei den Händen, die gleichaltrige Freundin war seine energische Beschützerin und hatte sich neulich seinetwegen sogar mit einem ihrer älteren Brüder geprügelt.
    Martha Mukea war mit der munteren Kinderschar zu einem Affenbrotbaum gelaufen, um die frisch ausgetriebenen Blätter zu pflücken, aus denen die Waschamba ein leckeres Gemüse kochten. Wenn Anfang des Jahres die Früchte reif waren, so erzählte sie immer, dann sammelte sie die runden schwarzen Kerne aus dem Fruchtfleisch und trocknete sie. Daraus bereitete sie verschiedene Pulver und Salben, die sowohl gegen Hautausschlag helfen sollten als auch gegen Beschwerden von Leber, Magen und Galle und die im Grunde jedwede Art von Gebrechen kurierten.
    Sammi steuerte jetzt auf seine Mutter zu, Ontulwe hinter

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