Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
Vom Netzwerk:
denen die schwarzen Angestellten des Gasthofs untergebracht waren, saßen mehrere junge Frauen beisammen. Es war aus der Entfernung schlecht zu erkennen, ob sie Schmuck herstellten, Bänder flochten oder getrockneten Kräuter auffädelten– sicher war jedoch, dass sie alle zu S ch ammi hinüberschauten und immer wieder in Gelächter ausbrachen. Was Schammi jedoch keineswegs zu stören schien.
    » Schammi wird eines Tages eine Frau haben, bibi Charlotte « , schwatzte er begeistert, während sie die Fahrstraße entlang nach Norden ritten. » Nur eine Frau, nicht mehr. Viele Frauen– das ist Sünde. Schammi ist Christ und will nicht sheitani gehören. Eine Frau, aber viele Söhne und Töchter. Dann bekommt Schammi ein Haus auf deiner Plantage und wohnt dort mit seiner Frau und… «
    Charlotte nickte lächelnd, hörte ihm jedoch nur mit halbem Ohr zu. Über ihren Köpfen stand erbarmungslos die afrikanische Sonne, alle Schatten waren zu winzigen Flecken zusammengeschrumpft, und von der Fahrstraße her wirbelte bei jedem Schritt ihrer Pferde der Staub empor. Wo vor Tagen noch frisches Gras den Weg gesäumt hatte, wuchsen jetzt nur noch trockene Büschel, auch die Weiden begannen sich an einigen Stellen grau zu färben, viele Äcker mussten mittlerweile bewässert werden. Die Regenzeit war kurz gewesen in diesem Jahr, doch hier oben im Gebirge trocknete der Boden niemals ganz aus, dazu gab es viel zu viele Wasserläufe. Weshalb also erschien ihr heute die afrikanische Sonne so feindselig? Weshalb musste sie ihr Halstuch vors Gesicht nehmen, um den Staub abzuhalten? Sie hatte doch schon vorher gewusst, dass eine Pockenimpfung nicht in jedem Fall wirksam war. Niemand von ihnen hatte während der Expedition durch den Norden Usambaras die Pocken bekommen, obgleich sie durch das Seuchengebiet gereist waren. Und auch diesmal würden George und seine Begleiter gesund bleiben. Zumindest die Pocken konnten ihm nichts anhaben, wenn er nur mit dem Fieber fertig wurde, das immer wieder in seinem Körper aufflammte…
    In Neu-Kronau nahm man die Nachricht gelassener auf, als Charlotte gedacht hatte. Peter Siegel lobte Georges Mut und seinen rastlosen Einsatz für die Menschen, die im Gebiet um die Zentralbahnlinie hilflos der Seuche ausgeliefert waren. Elisabeth war zwar enttäuscht, fand es dann aber viel schöner, auf der Plantage bleiben zu dürfen, als in Daressalam zur Schule gehen zu müssen. Nur Klara spürte Charlottes Kummer und bemühte sich auf ihre Art, die Cousine zu trösten.
    » Es war doch eigentlich ganz klug von ihm, Lotte. Er hat dir noch ein wenig Zeit gegeben, um die Angelegenheiten hier zu regeln, und ist unterdessen aufgebrochen, ein gutes Werk zu tun. Du kannst ihm gewiss vorwerfen, seine Entscheidung nicht mit dir abgesprochen zu haben, aber sei doch ehrlich, Lotte: Hättest du ihm diese Reise verboten? Nein, er hat es ganz richtig gemacht, wie hätte er ahnen können, dass die Post ausgerechnet sein Telegramm verbummelt… «
    Jeremy schwieg zunächst, als Charlotte ihm die Lage erklärte. Es war später Nachmittag, die Arbeiter kehrten von den Feldern zurück, und er musste sich darum kümmern, dass alle Werkzeuge und Gerätschaften untergestellt wurden. Als Charlotte später über die Wiese zum Haus zurückging, folgte ihr der Engländer. Stumm schritt er ein Weilchen neben ihr her und schien nach Worten zu suchen.
    » Das mit Ihrem Mann kam überraschend, wie? «
    Hatte sie sich verraten? Sie war bemüht gewesen, Georges Reise als vollkommen normal, wenn auch etwas kurzfristig darzustellen. Doch Jeremys Frage klang unerwartet mitfühlend.
    » Sein Telegramm ist nicht angekommen « , erklärte sie.
    Er nickte und sah sie von der Seite her an. Schweigend gingen sie nebeneinander her zum Wohnhaus. Unter seinem durchdringenden Blick fiel es Charlotte auf einmal schwer, ihre gespielte Gleichmut zu bewahren. Rasch zog sie den Hut ein wenig tiefer ins Gesicht.
    » Sie machen sich Sorgen um ihn, stimmt’s? «
    War das ein neuer Klang in seiner Stimme? Ein Ton, der gar nicht zu seiner sonst so unbefangenen Art passte? Plötzlich wurde Charlotte der Hals eng, sie schluckte und musste sich abwenden.
    » Weshalb… weshalb sollte ich mir Sorgen machen? «
    » Weil Sie ihn lieben. «
    Sie blieb stehen, die Hand an der Hutkrempe, um ihr Gesicht zu verstecken, doch er hatte längst gesehen, dass sie den Tränen nahe war.
    » Er wird zurückkommen. «
    Seine Stimme hatte den beruhigenden Ton eines Menschen, der aus

Weitere Kostenlose Bücher