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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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fester Überzeugung heraus spricht. Es war tröstlich, diese Stimme zu hören, fast so tröstlich wie eine Umarmung.
    » Er liebt Sie, und seine Liebe wird ihn am Leben halten, bis er wieder bei Ihnen ist. Das weiß ich genau, Charlotte. «
    Er hatte sie bei ihrem Vornamen genannt, was die Vertrautheit zwischen ihnen nur steigerte. Sie hob den Kopf, um ihn besser ansehen zu können, und schämte sich jetzt ihrer Tränen nicht mehr. Wie war es möglich, dass ausgerechnet Jeremy, dieser unreife, leichtsinnige Mensch, so gut begriff, was in ihr vor sich ging? Aber vielleicht hatte er in seinem jungen Leben mehr Tiefen und Höhen erlebt als manch anderer.
    » Danke, Jeremy « , murmelte sie erstickt, mehr brachte sie nicht heraus.
    Am Abend hatte sie sich endgültig mit Georges Entscheidung ausgesöhnt. Gemeinsam mit Klara verfasste sie eine weitere Anzeige, erklärte, in spätestens drei Wochen endgültig mit Elisabeth nach Daressalam aufbrechen zu wollen, und stritt eine Weile mit Peter über studierte Frauen, die er abfällig » Blaustrümpfe « nannte. Er könne ja verstehen, dass George für Elisabeth nur das Beste wolle, aber Gott habe Eva aus Adams Rippe gemacht, damit sei sie ein Teil von ihm und ihrem Manne untertan. Eine studierte Frau könne aus christlicher Sicht niemals ihre wahre Bestimmung erfüllen: ihrem Mann eine treue Gefährtin und seinen Kindern eine liebevolle, pflichtbewusste Mutter zu sein.
    Am nächsten Tag stürzte sich Charlotte in die Arbeit. Sie übernahm wieder Aufgaben, die sie bisher Jeremy überlassen hatte, durchstreifte ihren Besitz auf dem Maultier oder zu Pferde, überwachte die Arbeiter, schalt sie, wenn sie ihr zu langsam oder zu ungeschickt erschienen, regte sich auf, wenn wieder einmal zehn oder zwölf der Schwarzen einfach verschwunden waren, lief zu ihren Unterkünften, um die Kranken zu versorgen, und kehrte erst mit Einbruch der Dunkelheit ins Wohnhaus zurück.
    » Wenn du so weitermachst, wirst du noch krank werden « , seufzte Klara.
    » Ach was– die Arbeit tut mir gut! «
    Was sie verschwieg, war die Tatsache, dass die Tage schneller vergingen, wenn sie sich beschäftigte. In den Nächten aber lag sie trotz aller Müdigkeit wach, wälzte sich in ihrem Bett hin und her und meinte, die Zeit würde niemals enden.
    Jeremy hatte auf ihren Eifer zunächst mit Verblüffung reagiert, doch er beschwerte sich nicht, sondern brachte sich dort ein, wo es nötig war. Mehrfach stellte sie verärgert fest, dass er ihr nachritt und ihre Anweisungen an die Schwarzen ergänzte, einmal schickte er die Arbeiter sogar zu einem anderen Feld, das seiner Meinung nach zuerst vom Unkraut befreit werden musste. Sie wollte ihm keine Vorwürfe machen, schließlich freute es sie, dass ihm das Wohl der Plantage am Herzen lag. Im Grund hatte er das Zeug zu einem guten Verwalter, nur konnte sie sich nicht vorstellen, dass er diese Arbeiten auch über längere Zeit hinweg zuverlässig ausführen würde.
    Schon wenige Tage später bestätigten sich ihre Befürchtungen. Jeremy passte sie ab, als sie am frühen Morgen über den Hof zum Stall hinüberlief. Seit einiger Zeit hatte sie die Angewohnheit, in langer Jacke und Männerhosen zu reiten, das war bequemer und schien die schwarzen Arbeiter zu beeindrucken.
    » Widmen Sie mir zwei Minuten Ihrer kostbaren Zeit, Charlotte! «
    Resigniert blieb sie stehen und rief nach Kerefu, damit er schon einmal ihr Pferd sattelte. Jeremy schlenderte zu ihr hinüber und trat mit dem Fuß einen kleinen Stein zur Seite, bevor er zur Sache kam.
    » Mir scheint, dass ich reichlich überflüssig bin… «
    » Aber nein, Jeremy! Ich brauche Sie. Sehr sogar! «
    Ihr Erschrecken schien ihn mächtig zu erleichtern, dennoch hieb er weiter in die gleiche Kerbe.
    » Ich frage mich, wozu. Sie sind Manns genug, die Plantage alleine zu leiten, Charlotte. «
    » Ich kann aber nicht überall sein, Jeremy. Und außerdem hören die Schwarzen besser auf Sie. Allein deshalb, weil Sie ein Mann sind. «
    Sie konnte deutlich sehen, wie seine Gesichtsmuskeln zuckten, doch er verkniff sich das Lachen. Stattdessen suchte er sich einen weiteren Stein und schielte hinüber zu Simba, der vor dem Stall saß und auf sein Frauchen wartete.
    » Mag sein… « , murmelte er und blickte dem Steinchen hinterher. » Trotzdem möchte ich Sie um etwas bitten. «
    Er wollte doch wohl nicht weiterziehen? Sie hier auf der Plantage allein lassen und davonreiten, um wieder Löwen und Elefanten zu schießen und sich

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