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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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bekommen. George hat mir also ein Telegramm geschickt, ja, das hätte ich mir denken können… «
    Verzweiflung machte sich in ihr breit. Nein, es war kein Missverständnis, er war tatsächlich auf eine Expeditionsreise gegangen, dabei hatte er ihr doch erklärt, er brauche solche Herausforderungen nicht mehr! Allerdings hatte sie an diesem Tag auch behauptet, keine Plantage mehr zu brauchen.
    » Ihr Mann ist vor drei Tagen ins Zentralbahngebiet aufgebrochen, genauer gesagt, nach Morogoro ins Uluguru-Gebirge. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Frau Johanssen, die ganze Reise wird nicht viel länger als höchstens vier Wochen dauern. «
    » Vier Wochen? « , stieß sie entsetzt hervor, doch er schien ihre Frage gar nicht gehört zu haben. » Dr. Johanssen wird von zwei meiner besten Mitarbeiter begleitet « , fuhr er fort. » Es ist eine gute Sache, für die er sich da einsetzt, Frau Johanssen. Wir können für die Pockenkranken, die zu uns gebracht werden, so gut wie nichts tun. Nur umfassende Impfungen können die Epidemie aufhalten… «
    » Das weiß ich, Dr. Kalil « , hörte sie sich sagen. » Diese Impfungen sind sehr wichtig, und ich bin stolz darauf, dass sich mein Mann für diese Sache engagiert… «
    » George ist ein ungewöhnlich mutiger Mensch, der sich ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit für andere Menschen einsetzt– aber was rede ich, das wissen Sie ja selbst, Frau Johanssen. «
    » Ja… natürlich… ich danke Ihnen. « Charlotte entschuldigte sich noch einmal, ihn bei der Arbeit gestört zu haben, und verabschiedete sich. Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, knackte es laut in der Leitung, Dr. Kalil hatte den Hörer eingehängt.
    Stumm verharrte sie einige Sekunden und lauschte auf die vollkommene Stille in dem kleinen, metallischen Gehäuse, dann hängte sie den Hörer mit einer langsamen Bewegung an den Haken.
    Vor drei Tagen war er abgereist. Einfach davongefahren, ohne ihr eine Nachricht zu geben. Wäre sie heute aufgebrochen, hätte sie die Villa morgen Nachmittag leer vorgefunden. Oh, wie ungerecht er doch war! Und sie hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um zu ihm nach Daressalam fahren zu können. Sie hatte ihn überraschen wollen, sich auf seine verblüffte Reaktion am Telefon gefreut, ach, sie hatte schon vor Augen gehabt, wie er in Daressalam am Landungssteg auf sie wartete, wenn der Küstendampfer anlegte. Sie spürte eine schmerzhafte Sehnsucht in sich aufsteigen.
    » Vielen Dank « , murmelte sie und reichte dem jungen weißen Postbeamten das Geld für das Telefonat. Einen Augenblick lang kämpfte sie mit den Tränen und dachte daran, die Poststation möglichst rasch zu verlassen, doch an der Tür nahm sie sich zusammen und ging noch einmal zurück.
    » Ist vielleicht vor einigen Tagen ein Telegramm für mich aus Daressalam angekommen? Charlotte Johanssen, wohnhaft in Neu-Kronau. «
    Der weiße Beamte schob die Schirmmütze zurück und wischte sich die verschwitzte Stirn mit einem karierten Taschentuch. Vor ein paar Tagen schon? Das sei nicht möglich, da ein Telegramm sofort ausgetragen würde. Auf Charlottes energische Bitte hin bequemte er sich aber doch nachzusehen und stieß in der entsprechenden Ablage tatsächlich auf ein Telegramm. Jemand hatte einen Aktenordner darauf abgestellt, so dass man es schlichtweg übersehen hatte.
    » Es ist mir außerordentlich unangenehm, Frau Johanssen. So etwas passiert bei uns normalerweise nicht, aber Sie wissen ja, wie das ist mit den Negern. Man kann sich auf diese Burschen einfach nicht verlassen… «
    Charlotte bedankte sich und nahm das zusammengefaltete Blatt mit nach draußen, wo Schammi geduldig auf der Bank wartete, Simba neben sich. Charlotte las den kurzen Text im Stehen.
    Reise zur Pockenimpfung ins Uluguru-Gebirge. Freue michauf Dich und Elisabeth in vier Wochen. Ich liebe Dich.
    George.
    In vier Wochen. Sie biss die Zähne zusammen und drängte die Enttäuschung zurück, die ihr schier die Brust abdrücken wollte. » Reiten wir zurück, Schammi « , sagte sie schließlich gepresst und wandte sich ihrem Maultier zu.
    » Und was ist mit bwana daktari ? Er fortgefahren mit Eisenbahn? «
    » Ja, Schammi. Bwana daktari ist mit der Zentralbahn nach Westen gefahren, um dort die Eingeborenen gegen die Pocken zu impfen. Er kommt erst in vier Wochen wieder. «
    » Dann bibi Charlotte kann noch bleiben in Neu-Kronau « , frohlockte Schammi. » Bibi Klara wird froh sein, genau wie bwana Brooks. «
    Im Grunde hatte er

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