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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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selbst die Askari keinen Erfolg hatten… «
    » Wie können Sie so etwas behaupten? « , unterbrach ihn Gudensen empört. » Haben Sie kein Gottvertrauen, Mann? Frau Johanssen wird tun, was ihr Gewissen ihr eingibt, und wir alle werden ihr gern zur Seite stehen. Schließlich sind wir doch deutsche Landsleute, nicht wahr? Meine Plantage istnicht weit von hier entfernt, Frau Johanssen, und ich würde mich freuen, Sie als meinen Gast begrüßen zu dürfen, solange Sie auf die Rückkehr der Männer warten. Schließlich können Sie kaum die ganze Zeit über hier in diesem Gasthof wohnen. Es wird Ihnen auf meinem Besitz ganz sicher gefallen… «
    Charlotte fiel auf sein keineswegs selbstloses Angebot nicht herein. Sie dankte dem Sisalpflanzer Gudensen für seine großzügige Einladung, die sie allerdings leider nicht annehmen könne, da sie selbst in die Uluguru-Berge reiten werde, um nach ihrem Mann zu suchen.
    » Aber… das ist ganz und gar unmöglich, Frau Johanssen! « , rief er entsetzt.
    » Sie werden sich verirren und den sicheren Tod finden oder Schlimmeres, wenn Sie den Eingeborenen in die Hände fallen! « , pflichtete ihm Horst Knappert bei, und die beiden Frauen schlugen erschrocken die Hände vor den Mund.
    » Wir werden ja sehen, meine Herren « , entgegnete Charlotte mit fester Stimme und erhob sich. » Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht! «
    In der Nacht tat Charlotte kaum ein Auge zu. Nicht nur die Sorge um George ließ sie wach liegen, auch Simba riss sie jedes Mal, wenn sie gerade eingedämmert war, wieder aus dem Schlaf. Viele Gäste verließen die Gaststube unter lautem Gegröle und Gepolter erst weit nach Mitternacht, was er stets mit zornigem Gebell quittierte.
    Wie gerädert erhob sie sich am Morgen von dem unbequemen Bett und schob den Fenstervorhang ein wenig beiseite. Eine schwarze Angestellte schleppte einen Kübel Abfälle über den Hof, drei braune Hühner pickten nach ein paar Körnern, die man für sie ausgeworfen hatte, die streitenden Stimmen von Wirt und Wirtin schallten zu ihr herüber. Von Jonas Sabuni und Johannes Kigobo war nichts zu sehen. Charlotte beschloss, die beiden schlafen zu lassen und allein die Station der Schutztruppe aufzusuchen. Wenn sie Glück hatte, würde der diensthabende Offizier ihr Auskunft geben.
    Der Himmel war von weißlichem Dunst überzogen, der die Morgensonne zwar hell, aber glanzlos erscheinen ließ. Auch der Ort und die umgebende Landschaft waren in feine Nebel gehüllt, das Grün von Buschwerk und Bäumen wirkte milchig, die Berge im Süden hatten graue und bräunliche Pastelltöne angenommen. Außer dem Bahnhof und einem Uhrturm gab es nur wenige größere Gebäude in Morogoro: die Poststation, das Bezirksamt, den Gasthof und eine Handvoll Wohnhäuser, die man für die dort ansässigen deutschen Beamten gebaut hatte. Die boma, in der sich der Standort der deutschen Schutztruppe befand, war wie allgemein üblich als kleine Festungsanlage errichtet, wenngleich niemand einen ernsthaft gemeinten Angriff zu befürchten schien. Vor den Mauern lungerte eine Gruppe schwarzer Frauen und Kinder herum, vermutlich war heute Zahltag, und die Frauen der Askari warteten hier auf ihre Ehemänner, um ihnen das Geld abzunehmen, bevor es auf anderen Wegen verschwand.
    Im Innenhof der boma bestätigte sich diese Vermutung– nur die Wachen waren auf ihrem Posten, die übrigen Askari standen vor der Zahlmeisterei Schlange. Es dauerte eine Weile, bis man sich der Besucherin annahm und sie ihrem Wunsch gemäß zum Büro des Truppenkommandeurs führte.
    Leutnant Ernst von Diel empfing sie mit der gebotenen Höflichkeit, sie sah dem jungen Offizier jedoch an, dass ihr Besuch für ihn eher eine leidige Angelegenheit darstellte.
    » Frau Johanssen– wir haben Sie schon erwartet. Sind Sie gut untergekommen? Selbstverständlich können wir Ihnen auch hier in der boma eine Unterkunft zur Verfügung stellen… «
    » Das ist sehr liebenswürdig, Herr Leutnant, aber nicht nötig… «
    Nervös bot er ihr einen Sessel an, gab Order, Tee und einen kleinen Imbiss zu bringen, und setzte sich ihr dann gegenüber.
    » Nun, leider gibt es zurzeit noch keine guten Nachrichten, liebe Frau Johanssen. Aber ich versichere Ihnen, dass wir uns nicht so schnell geschlagen geben werden, die Eingeborenen mögen sich jetzt noch störrisch anstellen, dennoch bin ich mir sicher… «
    Sie hörte geduldig zu, obgleich er ihr im Grunde wenig Neues erzählte. Der junge Beamte gestern Abend war ziemlich

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