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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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für andere Dinge? «
    Der junge Beamte griff nach seinem Glas und tat einen langen Zug. Gudensen warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, Gebauer drehte sich zur Wirtin um und bestellte ein frisches Bier.
    » Das hätte er weiß Gott nicht gerade heute Abend erzählen müssen « , murmelte er. » Wo wir so gemütlich beieinandersitzen. «
    » Nun ja, gnädige Frau « , fuhr der Beamte fort. » Ich sag’s nicht gern, aber ich halte es auch nicht für richtig, es Ihnen zu verschweigen. Außerdem ist es vielleicht gar nicht wahr. «
    » Ganz sicher ist es gelogen « , fuhr der Händler ärgerlich dazwischen. » Sie machen nur die Pferde scheu, Knappert. «
    » Das macht er gern « , mischte sich die Ältere der beiden Frauen ein. » Ist ja selbst ein ganz wilder Hengst, der Knappert. «
    Die » Damen « wurden von einem hysterischen Lachanfall geschüttelt, auch Gebauer grinste höhnisch, doch er verbarg es, indem er sich die Hand vor den Mund hielt. Charlotte verspürte eine tiefe Abneigung gegen diese Leute und wäre am liebsten aufgestanden und davongelaufen. In diesem Augenblick jedoch fuhr Simba unter dem Tisch mit wütendem Knurren auf, und alle verstummten erschrocken und zogen die Beine an. » Dieses Vieh gehört nicht in die Gaststube! « , rief der Wirt vom Tresen herüber. » Das habe ich der Dame schon einmal gesagt. «
    » Lass gut sein! « , meinte der Sisalpflanzer. » Bring noch eine Runde auf meine Rechnung. «
    Die Lage entspannte sich, und Charlotte zwang sich, trotz aller Widrigkeiten zu bleiben, um mehr über den Verbleib ihres Mannes herauszufinden.
    » Was für Dinge? « , wandte sie sich wieder an den jungen Beamten.
    » Allerlei Zeug eben, was die Neger sich so ausdenken « , erwiderte dieser. » Dass der daktari nur einen Tag bei ihnen gewesen sei, dann hätten sie ihn fortgeschickt. Angeblich sei er krank gewesen, und sie hätten große Angst gehabt, sich anzustecken. Dr. Johanssen soll die Pocken gehabt haben. «
    » Die… die Pocken? «
    » Jetzt reicht’s aber, Sie haltloser Schwätzer « , schimpfte der Händler Gebauer quer über den Tisch. » Unbewiesene Gerüchte verbreiten, das macht Ihnen Spaß, wie? Eine unglückliche Frau, die nach ihrem Mann suchen will, in Angst und Schrecken versetzen! Pfui– was sind Sie doch für ein Lump! «
    » Das müssen Sie gerade sagen, Gebauer! « , kam prompt die Antwort des Beamten, der sich nun seelenruhig dem spendierten Bier widmete.
    Der Händler wandte sich jetzt wieder Charlotte zu und sagte mit einem beruhigenden, gewinnenden Lächeln: » Lassen Sie sich nicht irre machen, gnädige Frau. Ich bin davon überzeugt, dass Ihr Mann noch am Leben ist. Wenn Sie vorhaben, einige Leute anzumieten, die nach seinem Verbleib forschen sollen, dann kann ich Ihnen gewiss behilflich sein… «
    » Das halte ich für eine gute Idee « , pflichtete ihm der Sisalpflanzer Gudensen eifrig bei. » Man soll nichts unversucht lassen, damit man sich später keine Vorwürfe machen muss… «
    Charlotte nickte abwesend. War es tatsächlich möglich, dass George, der seit Jahren immer wieder mit Pockenkranken zu tun hatte, der bereits zum zweiten Mal unterwegs war, um die Eingeborenen zu impfen, selbst ein Opfer dieser tückischen Krankheit geworden war? War er denn nicht geimpft? Ganz sicher war er das, sie wusste allerdings nicht, wie lange das schon her war.
    » Ich kann Ihnen eine gute Anzahl kräftiger Reittiere zu einem moderaten Preis anbieten, vor allem Maultiere, aber auch einige gute Pferde. Außerdem natürlich die gesamte Ausrüstung, Proviant, Waffen. Einen Koch und ein paar schwarze Träger werde ich auch für Sie auftreiben. Vor allem aber hätte ich da einige erfahrene Waldläufer an der Hand, denen man die Leitung einer solchen Unternehmung anvertrauen kann… «
    Langsam kam Charlotte wieder zu sich und begriff, dass Josef Gebauer bereits eine komplette Reisegruppe für sie zusammenstellte. Er war ein Geschäftsmann, doch weit weniger geschickt als einst Kamal Singh, der sich niemals aufgedrängt hatte. Aber Gebauer schien hier eine Art Monopol zu besitzen, zumindest hörte es sich so an. Sie würde tatsächlich nicht um diesen Menschen herumkommen, wenn sie ihren Plan verwirklichen wollte.
    » Hören Sie auf mich, Frau Johanssen « , ereiferte sich der junge Beamte Knappert. » Eine solche Suchaktion wäre vollkommen sinnlos und würde Sie nur eine Menge Geld kosten. Wie soll man einen Pockenkranken finden, der irgendwo im Gebirge herumläuft? Wenn

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