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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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wuchsen eng beieinander, als hofften sie, sich gegenseitig vor dem Verdursten zu schützen, und einmal entdeckten sie eine einsame, schön geformte Tamarinde. Die warnenden Pfiffe der Erdmännchen gellten in ihren Ohren, doch nur selten ließ sich eines der putzigen Tierchen blicken. Sie waren längst in ihre Erdhöhlen geschlüpft und verharrten dort, bis die Tritte der Maultiere nicht mehr zu hören waren.
    Jeremys Drohung, Simba betreffend, zeigte Wirkung: Die beiden Waluguru-Träger dachten offenbar nicht mehr daran, die Reisegruppe zu verlassen. Im Gegenteil: Sie wirkten recht zufrieden, schritten munter voran, unterhielten sich frohgemut und baten nicht mehr alle fünf Minuten darum, eine Pause machen zu dürfen, wie sie es noch am Morgen getan hatten.
    » Dort ist Dorf von böse Leute « , erklärten sie auf einmal. » Viele Krieger mit Speer und Schild. Kommen gelaufen und tun freundlich. Dann sie nehmen daktari gefangen, binden an Baum, stecken in Hütte… «
    Die Ansiedlung war schon von Weitem zu sehen, da sie auf einer flachen Anhöhe lag und außer einer guten Anzahl Rundhütten sogar ein großes, rechteckiges Langhaus besaß. Hier gab es keine graugrüne Hecke, sondern einen Zaun, der verschiedene Lücken aufwies, doch auch die übrigen Zäune, die sie gesehen hatten, waren nicht gut gepflegt gewesen. Dennoch kam Charlotte an dieser Siedlung irgendetwas seltsam vor. War es die Tatsache, dass zwischen den Hütten keine einzige Bananenstaude, sondern nur wildes Gestrüpp wuchs?
    » Wenn bibi uns gibt Pesos, wir dort hineingehen und nach daktari fragen « , schlug einer der beiden Waluguru-Träger todesmutig vor.
    » Ich gehe selbst « , ließ Jeremy die beiden wissen. » Aber ihr werdet mich begleiten. «
    Auch Charlotte wollte bei dieser Aktion zugegen sein, doch Jeremy bestand darauf, dass sie unter dem Schutz der Waschamba zunächst in sicherer Entfernung auf sie wartete.
    » Ist es nicht seltsam, dass die beiden jetzt auf einmal so eifrig sind? « , fragte Charlotte, während sie langsam näher ritten.
    » Da bin ich ganz Ihrer Meinung « , pflichtete Jeremy ihr bei.
    Der Engländer hatte die Augen schmal zusammengekniffen und starrte unablässig hinüber zu den buckligen grauen Hütten. Das Gewehr, das er sonst über dem Rücken trug, hielt er jetzt in der Rechten, und Charlotte wusste, dass es entsichert war.
    » Glauben Sie etwa, die werden uns angreifen? «
    » Dann hätten sie es längst getan. «
    Er hatte recht. Von dem Hügel aus waren sie in der kargen Landschaft schon seit geraumer Zeit zu sehen gewesen. Wenn die Bewohner dieses Dorfes feindliche Absichten hegten, hätten sie ihnen längst eine Gruppe Krieger entgegenschicken können. Sie waren nur neun Personen, davon fünf Waluguru, bei einem Angriff hätten sie kaum eine Chance gehabt. » Aber irgendetwas stimmt nicht mit diesem Dorf, Jeremy. «
    Er stieß einen leisen Fluch aus und zügelte sein Maultier. Hinter ihnen sprach Jonas Sabuni aus, was ihnen schon längst hätte klar sein müssen.
    » Kein kanga. Kein mbusi. Kein toto. Dorf ist leer. Alle Leute weggelaufen. «
    Natürlich! Deshalb war ihr dieser Ort so tot erschienen. Nirgendwo wimmelten Kinder und Tiere zwischen den Hütten herum, man hatte die Bananenstauden abgeschnitten, und durch die Lücken im Zaun strichen bei Nacht neugierige Wildtiere.
    » Vielleicht ist das eine Falle! « , gab Charlotte zu bedenken.
    Niemand glaubte ernsthaft daran, schon deshalb nicht, weil die beiden Waluguru-Träger ganz offensichtlich gut informiert und deshalb so unfassbar mutig waren. Anscheinend hatten sie es schon seit Stunden gewusst, aber woher? Hatten sie die Spuren der Dorfbewohner entdeckt oder sich mit den schweigsamen Eingeborenen, die Jeremy keine Auskunft geben wollten, durch Zeichen verständigt?
    » Wenn dieser Hund zu etwas taugen würde, könnte er auskundschaften, ob jemand in der Nähe verborgen ist « , knurrte Jeremy. » Aber alles, was diesen Burschen interessiert, ist irgendwelches Federvieh, mit dem er sich den Magen füllen kann! «
    » Dafür kann er nichts. Simba ist nun mal kein Jagdhund und auch kein Patrouillengänger. «
    Jeremy beharrte nun erst recht auf seinem Vorhaben, mit den beiden Waluguru-Männern ins Dorf zu gehen und sich dort umzuschauen.
    » Seien Sie aber bitte vorsichtig, Jeremy. «
    » Haben Sie etwa Angst um mich? « , fragte er und zwinkerte ihr scherzhaft zu, doch sie konnte erkennen, dass ihre Sorge ihn freute.
    » Natürlich habe ich Angst um

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