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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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, sagte er schließlich mit fester Stimme und legte ihr ermutigend die Hand auf die Schulter.
    Charlotte war weniger überzeugt. Glaubte er tatsächlich daran, dass sie George Johanssen finden konnten? Aber weshalb sonst hatte er sie unbedingt auf ihrer Suche begleiten wollen?
    » Am Ende kehren wir erschöpft aus dem Gebirge zurück und finden George gesund und fröhlich in Daressalam « , scherzte sie unglücklich.
    » Das wäre nicht das Schlechteste, oder? «
    » Ach, ich würde alles dafür geben, Jeremy. «
    Er nickte mehrfach, ohne sie anzusehen, und schaute dann nach dem Stand der Sonne.
    » Es geht weiter! « , rief er den Schwarzen zu. » Sagte ich schon, dass dieser große Hund jeden zerfleischt, der sich ohne meine Erlaubnis von den anderen entfernt? Am liebsten frisst er Leute, die sich heimlich davonmachen… «
    Simba hatte mit den schwierigen Wegverhältnissen die wenigste Mühe gehabt, jetzt bellte er fröhlich, weil es endlich weiterging. Lange Blicke folgten ihm, die beiden Waluguru und die drei Schwarzen aus Morogoro waren sich nicht sicher, ob bwana Brooks wieder einen seiner Scherze gemacht hatte oder ob er es dieses Mal ernst meinte. Die beiden Waschamba, die den Hund schon länger kannten, zeigten nicht die mindeste Angst vor seinen beachtlichen Reißzähnen. Aber die Waschamba würden auch nicht versuchen davonzulaufen.
    Jetzt, da der Regenwald sich lichtete und auch kein Nebel mehr aufstieg, war es ihnen möglich, einzelne Felder und die runden Lehmhütten der Dörfer zu erkennen. Die Ansiedlungen erschienen Charlotte ziemlich klein; kaum mehr als zwanzig, höchstens fünfundzwanzig Hütten, fast immer umgeben von einer graugrünen Hecke, die Hühner und Ziegen im Dorf halten sollte, drängten sich dicht aneinander. Leider erwies es sich als ungeheuer schwer, mit den Dorfbewohnern in Kontakt zu kommen. Dreimal lagerte die kleine Reisegesellschaft in der Nähe einer Siedlung und wartete darauf, dass jemand zu ihnen kommen würde, doch weder die Kinder noch die jungen Krieger erschienen an der Lagerstelle. Das war kein gutes Zeichen. Jeremy versuchte es dennoch und näherte sich der grünen Umzäunung in Begleitung eines der Waluguru-Träger, doch erst beim dritten Mal gelang es ihnen, ein paar Worte mit einem älteren Mann zu wechseln. Man habe nichts gestohlen und niemanden gefangen genommen, teilte er ihnen knapp mit. Auch niemanden gesehen. Die Hühner und Ziegen brauchten sie selbst, denn die Askari hätten ihren Mais und einen großen Teil der Hirse mitgenommen.
    » Dieser großartige Leutnant von Diel hat seine Aktion so gründlich durchgeführt, dass die Eingeborenen sie während der kommenden Jahrzehnte wohl nicht vergessen werden « , knurrte Jeremy missmutig.
    » Aber sie müssen sich doch an George erinnern « , beharrte Charlotte, deren Urteil über den Kommandeur der Schutztruppen längst feststand. » Er hat sie doch ganz sicher gegen die Pocken geimpft. «
    » Davon war nichts zu sehen. «
    » Aber das kann doch gar nicht sein… «
    Sie seufzte mutlos. Irgendwie hatte sie sich diese Suche einfacher vorgestellt. Ach, in Wahrheit hatte sie sich gar nichts vorgestellt, war einfach blind drauflosgeritten, vermutlich hatte der unsägliche von Diel sogar recht gehabt. Es war nahezu unmöglich, in dieser zerklüfteten Landschaft und unter den feindseligen Eingeborenen einen Verschollenen zu finden. Wo sollten sie überhaupt suchen? Hinter jedem Fels, in jeder Schlucht konnte sich jemand verbergen, und es war ohne Weiteres möglich, dass sie heute früh im Nebel an George vorübergeritten waren, ohne ihn zu bemerken.
    » Es ist nicht mehr weit « , tröstete sie Jeremy. » Aber wenn Sie müde sind, bauen wir hier das Lager auf und reiten morgen zu dem Dorf hinüber. «
    » Es geht mir gut, Jeremy. «
    Sie bemühte sich, locker und aufrecht im Sattel zu sitzen, zumal er sie immer wieder mit leicht besorgtem Ausdruck beobachtete und manchmal sogar zu ihr aufschloss, als wolle er sich vergewissern, dass sie die Wahrheit sagte. Sie ritten bereits eine Weile über das Lukwangule-Plateau, eine karge Landschaft, durch die sich ein schmaler Bachlauf schlängelte, der immer wieder im Boden zu versickern drohte. Wer hier dauerhaft lebte, wurde gewiss nicht fett. Vielleicht war kurz nach den Regenzeiten ein wenig Ackerbau möglich, nun aber, während der Dürre, ragten nur noch trockene Stängel aus den windgepeitschten Feldern. Ab und an zeigten grazile Schirmakazien ihr filigranes Gezweig, sie

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