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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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konnte.
    » Ein Sturm im Gebirge ist nicht gerade das, was wir jetzt gebrauchen können « , gab der Engländer trocken zurück, und der Träger machte ein enttäuschtes Gesicht.
    Gegen Mittag suchte Johannes Kigobo Charlottes Nähe, hieb die vorstehenden Äste für sie zurecht, bog das Buschwerk zur Seite. Als er die Zeit für gekommen hielt, redete er auf Waschamba, seiner Muttersprache, auf sie ein.
    » Das große Lügner und Feigling, bibi Johanssen. Sind weggelaufen, als Feinde gekommen und haben bwana daktari gefangen. Und auch jetzt wollen weglaufen, weil viel Angst… «
    Das war Charlotte inzwischen auch klar geworden. Doch ebenso wie Jeremy hoffte sie darauf, dass die beiden Träger allein schon wegen des noch ausstehenden Lohns bleiben würden.
    » Und noch was, bibi Johanssen « , fügte Johannes Kigobo verdrossen hinzu. » Da ist viel Freundschaft mit Leute von Morogoro. Sprechen gleiche Sprache, sind von gleiche Stamm. Denken gleiche Gedanke… Jonas Sabuni und Johannes Kigobo lesen in Köpfen von Leuten aus Uluguru– schlechte Gedanken wimmeln darin wie giftige Spinne und Frösche mit breite Maul. «
    Gegen zwei Uhr begann sich der dichte Regenwald zu lichten, und Jeremy kletterte auf einen vorstehenden Fels, um sich in der Landschaft zu orientieren. Er bewegte sich dabei mit der lässigen Eleganz, die Charlotte an die Sprünge eines großen Raubtieres erinnerte, das niemals mehr Kraft als nötig verwendete. Bei seiner Rückkehr vermeldete er zufrieden, dass sie nun endlich die Stelle erreicht hätten, an der sich der steile, nördliche Berggrat in mehrere flache Bergrücken auflöste. Die kleine Hochebene von Lukwangule konnte nicht mehr allzu fern sein. Sie hielten die erste, längere Rast, und dieses Mal setzte sich Jeremy dicht neben Charlotte auf eine Felskante, um den weiteren Verlauf der Reise mit ihr zu besprechen.
    » Wir haben da eine verdammt schwierige Truppe versammelt « , erklärte er missmutig. » Ich hätte es ahnen müssen. Aber die Möglichkeit, zwei Leute mitzunehmen, die nicht nur als Übersetzer dienen können, sondern auch wissen, wo das Dorf zu finden ist, war einfach zu verführerisch. «
    Sie sah ihm an, dass er enttäuscht war und sich tatsächlich Vorwürfe machte. Es käme jetzt darauf an, die beiden Träger gut zu überwachen, damit sie sich nicht frühzeitig davonmachten.
    » Aber sie wollen doch sicher nicht auf ihr Geld verzichten « , wandte Charlotte ein.
    » Nun– einen Teil haben wir ihnen leider schon auszahlen müssen, und die Feier im Dorf ging auch auf unsere Kosten. Vermutlich taktieren sie– wenn alles ruhig bleibt, werden sie sich als treu erweisen. Zeigt sich aber irgendwo Gefahr, dann sind wir sie los. «
    Unzufrieden schüttelte sie den Kopf. Wie sollte es weitergehen? Waren die beiden nicht schon jetzt eher eine Last als eine Hilfe? Schließlich galt es, nach Georges Verbleib zu forschen, indem sie so viele Eingeborene wie möglich nach ihm befragten. Da war es nicht gerade hilfreich, wenn diese beiden Waluguru mit den Leuten der Lukwangule-Hochebene verfeindet waren.
    » Da ist was dran, Charlotte « , gab Jeremy zu. » Und doch will ich erst mit den Leuten aus dem Dorf reden, in dem Ihr Mann gefangen saß. Sie müssen am besten wissen, was aus ihm geworden ist. «
    » Seien Sie vorsichtig « , bat sie ihn besorgt. » Die Askari werden nicht gerade zimperlich mit ihnen umgesprungen sein; es ist gut möglich, dass sie sich feindselig verhalten. «
    » Da passe ich schon auf. Wenn wir dort gewesen sind, werden wir uns in nördliche Richtung wenden « , fuhr Jeremy fort, dessen Blick auf den beiden Waluguru ruhte, die am Bachlauf beisammenhockten und eifrig in ihrer Heimatsprache miteinander schwatzen. » Wenn Ihr Mann bei klarem Verstand war– und davon gehe ich aus–, dann ist er nicht nach Süden gelaufen, wo die Trockensavanne beginnt und keine deutschen Ortschaften zu finden sind. Er wird zurück nach Norden gegangen sein, um in die Nähe der Zentralbahn zu gelangen. «
    » Vielleicht « , murmelte sie. » George hat schon viele Reisen unternommen und musste sich oft in einsamen Gegenden zurechtfinden. Deutsche Ortschaften sind für ihn nicht wichtig. «
    Jeremy schwieg eine kleine Weile und schien mit sich selbst zu Rate zu gehen, dann behauptete er, dass sie jede, selbst die allerkleinste Möglichkeit, berücksichtigen müssten. Doch sie habe recht, am allerwichtigsten sei es, die Eingeborenen zu befragen.
    » Wir werden ihn finden, Charlotte «

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