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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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das Gefühl, es würde gerade etwas Unausweichliches seinen Lauf nehmen, mit dem sie eindeutig nichts zu tun haben wollte – ihr wurde ganz mulmig.
    »So«, ihre Hand schlüpfte schnell in die Jackentasche, »die Schlüssel … die Schlüssel habe ich bei mir. Dort muss man nur leuchten. Wenigstens mit einem Feuerzeug.«
    Der Schuppen befand sich im Hof ihres Hauses, windschief, zerbrochene Schieferplatten auf dem Dach. Im Schuppen gab es einen Keller. Dort, hinter den Gläsern mit Tomaten und Gurken, die Werotschka selbst eingelegt hatte, lagerten zwei Molotowcocktails, Flaschen mit einer Zündmischung. Sascha stieg mit Werotschka in den Keller hinab, abwechselnd mit zwei Feuerzeugen schnippend. Vorsichtig nahm er von ihr die Flaschen entgegen und gab sie – nachdem er die wackeligen Sprossen der feucht gewordenen Leiter hinaufgestiegen war – an Oleg weiter.
    Der nahm sie schweigend an sich, ohne nachzufragen.
    »Ich gehe mit euch«, sagte Werotschka auf der Straße und sah dabei Sascha unablässig an.
    »Das fehlt noch«, antwortete er.
    Sie gingen zu dritt, schweigend. Werotschka ging dicht neben Sascha, ihre eiligen Füße verhaspelten sich, es sah aus, als wollte sie mit einem Bein doppelte Schritte machen; oder einen etwas längeren Schritt, um mit Sascha mitzuhalten. Ohne Erfolg. Sascha verdrehte belustigt die Augen, er verstand alles.
    Auch ihre Hand war immer in der Nähe, von Zeit zu Zeit berührte sie seine Hand – als erwartete sie, dass er ihre kleinen Finger in seine Hand nahm.
    Die zwei Flaschen zogen die Innentaschen der Jacke hinunter. Sascha entschied für sich, dass er, sollte die Miliz sie anhalten, eine Flasche ins Auto werfen und anzünden würde. Alles weitere würde sich dann ergeben.
    McDonald’s wollte er nicht anzünden, da hatte er andere Pläne. Viel zu viel Ehre für die Produzenten von Hundefraß – zu brennen.
    Sie gingen durch Höfe, trafen kaum auf Passanten, manchmal auf Betrunkene, und in diesen Momenten verspürte Sascha eine große und fiebrige Anspannung, die von Oleg ausging: der dürstete jede Sekunde nach einer Schlägerei, ganz offensichtlich wollte er, dass ihn jemand mit der Schulter streifte.
    Aber niemand berührte ihn, nicht einmal zufällig.
    Sascha spielte mit ruhigen Fingern mit der Patronenhülse in der Tasche.
    »Ich muss bei Posik vorbeischauen, das habe ich ihm versprochen, liegt ohnehin auf dem Weg«, entschied Sascha.
    »Jetzt bringst du auch noch den zweiten Bruder ins Gefängnis«, greinte er innerlich.
    »Sie sperren ihn nicht ein, er ist noch minderjährig«, antwortete er sich selbst gleichgültig. Sascha hätte Posik so oder so gerufen, auch wenn er ein wenig älter wäre.
    Bei Posik brannte Licht – um drei Uhr nachts.
    Sascha formte einen Schneeball, warf, traf nicht. Auch mit dem zweiten schoss er vorbei.
    Oleg grinste hämisch. Sein Schneeball traf mitten ins Fenster und schlug beinahe die Scheibe ein. Im Fenster tauchten sogleich zwei Gesichter auf.
    »Ist das etwa Nega?«, zitterte Sascha gleichermaßen verwundert wie vor Freude. Er winkte mit den Armen – »Kommt raus!«
    »Ist das wirklich Negativ?«, fragte er sich selbst.
    Aber es war Wenja, der fröhliche Teufel. Er kam aus dem Haus und kreischte sofort vor Freude.
    »Wenja, woher kommst du denn?«, wunderte sich Sascha.
    »Ich hab Posik eine Nachricht vom Bruder gebracht«, erzählte Wenja, er grinste alle gleichzeitig an: Oleg, Werotschka, Sascha, den leichten Schnee dieser Nacht. »Ihr werdet euch wundern: Da ist einer, der aus dem Knast freiging, der mit Nega saß, und er ist nach Russland gekommen, um darüber zu berichten, wie es dort bei ihnen ist. Die ›Sojusniki‹ gefallen ihm außerordentlich. Dabei ist er selbst Lette! Ein Supertyp! Klar, Sohn eines lettischen Kommunisten.«
    »Und wie geht es Nega?«
    »Nega ist okay, ich werde alles erzählen. Wo geht ihr denn so früh hin? Was in die Luft jagen? Nehmt ihr uns mit?« Wenja sprang fast auf der Stelle. Allerdings hatte er eine Alkoholfahne. Sogar Sascha roch das – sein Geruchssinn hätte nach den letzten zwei Tagen eigentlich versagen müssen.
    »Gehen wir?«, fragte Sascha noch einmal, diesmal ernst, und blickte zu Posik.
    Posik nickte.
    »Natürlich, gehen wir«, antwortete Wenja, der sich nicht entblödete, auf der Stelle zu stehen und gleichzeitig alle Gliedmaßen zu bewegen – es sah aus, als hätte er sich im Sand gewälzt und dann über den verdreckten Körper die Kleidung angezogen.
    »Hast du

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