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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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Scheibe ein großes, gezacktes Loch gemacht hatte, kroch er aus irgendeinem Grund ins Innere von McDonald’s.
    Sascha schlug mehrmals gegen die Fenster, zog dann aber vor, ein Straßencafé zu zertrümmern: Tische unter hohen Schirmen, einige angeschraubte Stühle – all das war aus irgendeinem Grund bis Dezember nicht weggeräumt worden. Die Eisenstange federte schmerzhaft in den Händen, allerdings steigerte das die Wut nur noch mehr. Aus dem Augenwinkel sah er, wie ein vorbeifahrendes Taxi beschleunigte.
    Er verstand, dass es angenehmer war, die Eisenstange als Hebel zu verwenden, als damit zuzuschlagen. Als er sie richtig gegriffen hatte, begann er, Tische und Stühle herauszureißen – sie fielen krachend auf den mit schwarzen Platten ausgelegten Platz. Posik half ihm.
    »He, ihr verrückten Bastarde!«, schrie jemand. Sascha wusste sofort, dass es nicht die Miliz sein konnte – die hätten nicht gerufen.
    Während sich Sascha zum Schrei umdrehte, hob Oleg einen herausgerissenen Stuhl und warf ihn mit erstaunlicher Leichtigkeit gegen ein Auto. Der Stuhl mit dem verdrehten Bein wackelte herrlich.
    Im Wegdrehen hatte Sascha mitbekommen, wie ein Kerl aus dem schönen roten Auto herausgeschrien hatte; ohne auszusteigen hatte er die Scheibe auf der Beifahrerseite runtergelassen und sich über den Sitz gebeugt.
    Als Oleg den Stuhl geworfen hatte, gab der Kerl Gas – er stellte das Auto nicht ab, sondern beschleunigte. Der Stuhl schlug krachend gegen die Stoßstange und wurde über den Asphalt gewirbelt.
    Nach fünfzehn Metern Fahrt blieb das Auto stehen, der Mann konnte die Beleidigung nicht einfach hinnehmen. Er sprang heraus, zornig, fuchsteufelswild, ohne Jacke. Er wollte zu den Jungs stürzen, sah aber, dass noch ein weiterer Stuhl gegen das Auto flog – von Oleg, und gleich darauf ein Ziegel von Posik. Der Ziegelstein zertrümmerte das Rückfenster.
    »Du sturer Hundesohn«, kochte Oleg, der sich nach etwas Schwererem umschaute. Als Sascha zu ihm hinsah, verstand er, Oleg würde jetzt nicht nur werfen, sondern direkt zum Auto gehen.
    »Gib mir das«, zog er gierig an Saschas Eisenstange.
    Als Oleg mit der Eisenstange in den Händen zum Auto lief, hatte der Typ die Situation schon begriffen und war schnell wieder eingestiegen. Das Auto heulte auf, eine Sekunde lang drehten die Räder auf dem Eis durch, bis sie am Asphalt griffen. Die Eisenstange flog hinterher und erwischte das linke Standlicht. Gespenstisch mit einem gelben Auge leuchtend, fuhr das Auto weg.
    »Gehen wir, Jungs!«, befahl Sascha. »Oleg! Posik! Wo ist Wenja? Wenja, Scheiße! Wenja!«
    Wenja kam durch das klaffende Schaufenster, er wirkte hinterlistig und ruhig.
    »Hab was zum Fressen gesucht. Es war nichts zu finden«, beteuerte er, sein ganzes Maul war dabei mit Sauce beschmiert. »Willst du?«, bot er Sascha ein angebissenes, stinkendes Brötchen an, das mit irgendwelchem widerlichem Zeug übergossen war.
    »Aus, lauft zum Haus! Bleibt dort still sitzen!«, befahl Sascha im Hof. Er selbst blieb eine halbe Minute lang stehen, schnaufte. Spuckte lange aus. Knöpfte die Jacke auf. Nahm die Mütze ab, hängte sie auf den Ast eines Baumes. Er presste die Zähne zusammen, in der Jackentasche drehte er die Patronenhülse hin und her, kehrte abermals zum Café zurück, das sie auf den Kopf gestellt hatten. Auf dem Weg dorthin zündete er sich eine Zigarette an. Er stand wie ein nächtlicher Gaffer da, der die Verwüstung bestaunte.
    Die Miliz kam schnell angeflogen, das Blaulicht nicht eingeschaltet. Ein Leutnant, der neben dem Fahrer gesessen hatte, sprang heraus, ein zweiter Streifenposten auch – mit Maschinenpistole, schwerem Mantel. Der Fahrer blieb im Auto sitzen.
    Sascha lächelte und schaute die Milizionäre freundlich an.
    »Was stehst du da herum?«, fragte der Leutnant, der zu Sascha eigentlich hatte hinstürzen wollen, in seiner Bewegung aber, als er dessen Gelassenheit bemerkte, innehielt.
    »Ich hab gehört, wie da etwas zertrümmert wird, und kam her«, erklärte Sascha. »Ich war auf dem Heimweg von einer Alten. Schweine sind das, was? Wer tut denn so etwas?«
    »Hast du sie gesehen?«
    »Nur von hinten. Aus der Ferne. Als ich herkam, liefen sie schon weg. Zwei. Sie waren groß.«
    »Was hatten sie an?«
    »Das hab ich nicht erkannt. Sie sind dorthin gelaufen«, zeigte Sascha in die dem Hof entgegengesetzte Richtung, in die seine Jungs gelaufen waren.
    Lärmend raste noch ein weiteres Milizauto heran.
    »Was ist? Hab ihr

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